Interview mit Prof. Lipp - Opiate & Opioide

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Dr. med. Marco Wintruff

Dr. med. Jan-Peer Rogmann

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Prof. Dr. med. Hans-Peter Lipp

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Literatur und kurze Zusammenfassungen

  1. Lipp H-P. Opiate und Opioide – Eine Wirkstoffklasse mit vielen klinisch-pharmazeutischen Herausforderungen. Krankenhauspharmazie. 2024;45(5):177-187.

Zusammenfassung: Der Artikel von Hans-Peter Lipp beschreibt, dass Patienten sehr unterschiedlich auf Opiate und Opioide reagieren, was auf genetische Unterschiede in Wirkmechanismen (z. B. COMT, OPRM1) und Stoffwechselwegen (z. B. CYP2D6, CYP2B6, CYP3A5) zurückzuführen ist. Neben der Pharmakogenetik beeinflussen auch Arzneiform, Wechselwirkungen sowie Leber- und Nierenfunktion die Therapie. Für eine wirksame und sichere Schmerzbehandlung ist daher eine personalisierte Auswahl und Dosierung, insbesondere bei Substanzwechseln, entscheidend.

  1. Azzam et al. „Hot topics in opioid pharmacology: mixed and biased opioids“ British Journal of Anaesthesia, 122 (6): e136ee145 (2019)

Zusammenfassung: Azzam et al. geben einen Überblick über neue Ansätze in der Opioidforschung. Multifunktionelle Liganden wirken an mehreren Opioidrezeptoren, um Analgesie zu verbessern und Nebenwirkungen zu verringern. Biased Agonisten wie Oliceridin aktivieren bevorzugt den G-Protein-Signalweg (Schmerzstillung) und vermeiden den β-Arrestin-Signalweg (Nebenwirkungen), was eine sicherere Schmerztherapie ermöglichen könnte.

  1. Coates et Lazarus: „Hydrocodone, Oxycodone, and Morphine Metabolism and Drug–Drug Interactions“ J Pharmacol Exp Ther 387: 150-169

Zusammenfassung: Coates und Lazarus beschreiben, dass Hydrocodon und Oxycodon vor allem über CYP2D6 und CYP3A4 metabolisiert werden, während Morphin primär durch UGT2B7 glucuronidiert wird. Hemmung oder Induktion dieser Enzyme, etwa durch Begleitmedikation, kann Wirkspiegel und Nebenwirkungsrisiko erheblich verändern. Zusätzlich beeinflussen pharmakogenetische Unterschiede in den beteiligten Enzymen die individuelle Analgesie und Verträglichkeit. Da alle drei Wirkstoffe ein enges therapeutisches Fenster haben, ist die Kenntnis von Stoffwechselwegen und potenziellen Arzneimittelinteraktionen für eine sichere und wirksame Schmerztherapie entscheidend.

  1. Humphreys et al. „Responding to the Opioid Crisis in North America and Beyond: Recommendations of the Stanford-Lancet Commission Lancet. 399(10324): 555–604

Zusammenfassung: Humphreys et al. fassen in ihrem Bericht der Stanford-Lancet Commission die Ursachen der Opioidkrise in Nordamerika zusammen, darunter übermäßige Vermarktung, schwache Regulierung und den Wechsel von verschreibungspflichtigen Opioiden zu Heroin und Fentanyl. Sie empfehlen umfassende Reformen in sieben Bereichen: strengere Regulierung und Einschränkung des Pharmaeinflusses, Anerkennung des doppelten Nutzen-Risiko-Profils von Opioiden, Aufbau integrierter evidenzbasierter Versorgungssysteme, Entkriminalisierung des Besitzes zum Eigengebrauch, Förderung gesunder Umfelder durch Prävention und soziale Unterstützung, Anreize für Innovation bei sicheren Schmerzmitteln und Behandlungen sowie Maßnahmen zur Verhinderung einer globalen Ausbreitung der Krise bei gleichzeitiger Sicherstellung des Morphinzugangs in einkommensschwachen Ländern.

Die Zusammenfassungen wurden mit der Unterstützung von ChatGPT erstellt.

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Musik und Gestaltung

GarageBand, Version 10.4.10, Soundmediathek 1178, Titelmusik: „Collins Avenue Long“

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Podcast Begrüßung, Verabschiedung und Ansagen: Text-To-Speech via https://elevenlabs.io/text-to-speech (Freya)

Audioüberarbeitung

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Die im Podcast dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Die Inhalte erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Podcast ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden.

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Transkript anzeigen

Music: Music

Music: Moin Moin zu der Schmerzcode. Der Podcast, in dem Jan-Pär und Marco wichtige

Music: Themen zum Mysterium Schmerz einfach und praktisch aufschlüsseln wollen.

Music: Music

Jan-Peer: Hallo Marco.

Jan-Peer: Hey Jan-Peer, schön, dass du da bist.

Jan-Peer: Ja, schön, dass wir wieder uns zusammensetzen und einen neuen Podcast machen. Wie geht's dir?

Marco: Mir geht es ganz gut. Das Wetter spielt ein bisschen verrückt,

Marco: aber ich habe frei. Darum bin ich jetzt mir natürlich hervorragend.

Jan-Peer: Sensationell.

Marco: Aber jetzt unabhängig von dem, wie ich mich fühle, haben wir heute was ganz Spannendes vor, oder?

Jan-Peer: Ja, wir wollen in einen zentralen Baustein der Schmerztherapie und zwar pharmakologisch

Jan-Peer: einsteigen, nämlich in das weite Feld der Opiate und Opioide.

Marco: Okay. Kennst du, ne? Kenn ich, habe ich schon mal gehört. Als Narkosearzt darf

Marco: man ja durchaus hier und da mal mit einem Opiat arbeiten.

Marco: Aber wie umfangreich stellst du dir das vor? Ist das so wie unsere Grundlagen

Marco: folgen oder wie hast du dir das vorgestellt?

Jan-Peer: Also das kann man so und so gestalten und apropos gestalten,

Jan-Peer: ich bin froh, dass wir heute einen wunderbaren Interviewpartner gewinnen konnten. Mich?

Jan-Peer: Dich und auch noch einen Experten.

Marco: Achso, okay, dann ist gut.

Jan-Peer: Und zwar freue ich mich sehr, wir sind darauf gekommen, wir haben ja beide einen

Jan-Peer: Artikel gefunden, gelesen in

Jan-Peer: der Krankenhauspharmazie 2024 genau über das Thema Opiate und Opioide und

Jan-Peer: Und den Autor dieses Artikels, Herrn Professor Lipp, er ist Lehrbeauftragter

Jan-Peer: der Universität Tübingen, haben wir gewinnen können zum heutigen Interview.

Marco: Ich muss einmal ein bisschen korrigieren. Du hast das geschafft.

Marco: Dafür übrigens nochmal vielen Dank. Sehr gerne.

Marco: Aber vielleicht sollten wir ihn erstmal begrüßen. Herr Professor Lipp, herzlich willkommen.

Jan-Peer: Sehr herzlich willkommen.

Prof. Lipp: Hallo zusammen. Ja, ihr seid ja in bester Stimmung.

Prof. Lipp: Und ich muss auch sagen, meine Kontakte, die ich mit der Anästhesie in Tübingen

Prof. Lipp: hatte, waren immer bestens.

Prof. Lipp: Also ich muss sagen, auch eine Berufsgruppe, die ich sehr zu schätzen gelernt habe.

Prof. Lipp: Vielen Dank. Und ich freue mich natürlich auch, dass ich heute über die Opiate

Prof. Lipp: und Opioide was erzählen darf.

Prof. Lipp: Und es gibt tatsächlich viel zu erzählen. Es ist eigentlich nicht nur so,

Prof. Lipp: dass man Altes in Anführungszeichen referieren muss oder darf,

Prof. Lipp: sondern es gibt schon ein paar auch neue Aspekte und ich glaube,

Prof. Lipp: da könnte jetzt für jeden auch ein bisschen was dabei sein.

Jan-Peer: Das glaube ich auch. Also auch ein bisschen in der Vorbereitung zu diesem Podcast

Jan-Peer: bin ich auch, obwohl ich nun seit 20 Jahren mit Opiaten zu tun habe,

Jan-Peer: immer wieder über etwas Neues gestolpert, was mir auch so nicht bekannt war.

Jan-Peer: Daher ich bin ganz, ich bin wirklich gespannt, wie es heute wird.

Marco: Ja, ich würde sagen, wollen wir dann gleich mal mit ein paar Grundlagen anfangen?

Marco: Mir fällt da nämlich sofort eine Frage ein, wenn wir jetzt nämlich über Grundlagen der Opiate gehen.

Marco: Was genau sind eigentlich Opiate und Opioide? Für mich als Narkosearzt kräuselt

Marco: es sich ja immer, dass die meisten Formulanten und Pjotler den Unterschied zwischen

Marco: Opioiden und Opiaten schon nicht kennen.

Marco: Das sei aber so, dann sei es so.

Marco: Daran mache ich ja die Arbeit nicht fest. Aber worin liegt eigentlich der Unterschied

Marco: in diesen Begriffen und ist das überhaupt heutzutage noch relevant?

Prof. Lipp: Also zuerst mal eine wirklich gute Frage. Man muss fairerweise sagen,

Prof. Lipp: der Begriff Opioide ist inzwischen der Sammelbegriff für alle geworden,

Prof. Lipp: die über entsprechende Rezeptoren, Opiatrezeptoren im zentralen Laufensystem

Prof. Lipp: oder in der Peripherie wirken.

Prof. Lipp: Also Opioide, Sammelbegriff. Als

Prof. Lipp: ich allerdings angefangen hatte in der Pharmazie und schon eine Ecke her,

Prof. Lipp: war es eigentlich damals noch so, dass man die Opioide gern als die synthetisch

Prof. Lipp: Gewonnenen bezeichnet hatte, also wie Fentanyl oder Peritramid,

Prof. Lipp: die ja nicht biologischen Ursprungs sind.

Prof. Lipp: Und der Begriff Opiate wiederum, der bleibt konservativ und sollte eigentlich

Prof. Lipp: immer für diejenigen verwendet werden, die natürlichen Ursprungs sind,

Prof. Lipp: also Standardsubstanz.

Prof. Lipp: Morphin aus dem Opium wird auch heute noch so isoliert und eingesetzt.

Prof. Lipp: Das wäre jetzt ein klassisches Opiat.

Prof. Lipp: Es gibt dann noch die halbsynthetischen Derivate, wie zum Beispiel das Hydromorphon,

Prof. Lipp: das vom Morphin abgeleitet ist, aber quasi nicht synthetisch hergestellt wird.

Prof. Lipp: Und dann die dritte Gruppe, eben die vollsynthetischen, wie Fentanyl oder Pyrithramid.

Prof. Lipp: Und grundsätzlich gibt es natürlich auch körpereigene Opioide,

Prof. Lipp: wissen wir auch, die wir als Opioidpeptide bezeichnen würden,

Prof. Lipp: also die Endorphine, die Enkephaline, die Dynorphine.

Prof. Lipp: Und ja, mich hat das schon auch beeindruckt. Also das Leuenkephalin als körpereigene

Prof. Lipp: Substanz ist quasi etwa 200 mal potenter als das Morphin.

Prof. Lipp: Also da sieht man, was in unserem Körper denn so alles rumschwimmt.

00:05:01: Das erste Schlüsselwort.

00:05:03: Körper.

Marco: Ja, das brauchen wir auch, wenn ich mir so manchmal so Hemmmechanismen

Marco: uns angucke, das haben wir in unseren Grundlagen vorhin auch mal gesprochen,

Marco: was es so für hemmende Systeme im Körper gibt, das ist schon sehr beeindruckend.

Marco: Was spielen da für Rezeptoren eine Rolle, wenn wir über Opiate reden?

Marco: Gibt es da spezielle Rezeptoren?

Marco: Wie kann ich mir die Funktion jetzt da vorstellen? Können Sie mir da noch kurz

Marco: einmal unsere Hörer abholen?

Prof. Lipp: Heute, ja, also man würde heute eigentlich in vier Rezeptor-Subtypen unterteilen,

Prof. Lipp: wobei ich ganz ehrlich sagen muss, ja, da hat sich einiges geändert.

Prof. Lipp: Also auch als ich so durch die Pharmakologie meinen Weg hatte,

Prof. Lipp: war es schon so, da hatte man damals an die zentralen sogenannten My-Rezeptoren,

Prof. Lipp: oder die wir manchmal als My-Opioid-Rezeptoren, und damit man sich jetzt immer

Prof. Lipp: die Zunge bricht, einfach kurz MOR gesprochen,

Prof. Lipp: Und das sind eigentlich auch diejenigen, die wir zentral,

Prof. Lipp: ich sage mal, nutzen. Wenn wir also von Morphin sprechen und von Supraspinale

Prof. Lipp: Analysie und von natürlich auch Nebenwirkungen wie Atemdepression oder Euphorie,

Prof. Lipp: dann sprechen wir eigentlich immer von diesen Morphin-Rezeptoren.

Prof. Lipp: Man muss ein bisschen unterscheiden.

Prof. Lipp: Es gibt die µ1-Rezeptoren, ich möchte jetzt nicht sagen die guten,

Prof. Lipp: aber die vermitteln primär den Schmerz.

Prof. Lipp: Und die µ2-Rezeptoren, da sind wir nicht immer ganz so glücklich,

Prof. Lipp: weil eben die auch die Atemdepression machen und auch andere Nebenwirkungen,

Prof. Lipp: aber sie können dem Morphin halt leider nicht sagen, du nutzt mal lieber nur

Prof. Lipp: die µ1, die µ2 lässt du mal liegen, das funktioniert so nicht.

Prof. Lipp: Und deshalb haben wir leider gekoppelt Wirkung und Nebenwirkung.

Prof. Lipp: Man hat einmal das Smeptacinol, das Sie aus der Gynäkologie kennen,

Prof. Lipp: ein bisschen entwickelt.

Prof. Lipp: Das geht tatsächlich etwas mehr in die µ1-Rezeptoren und weniger µ2-Rezeptoren.

Prof. Lipp: Zufolge haben wir natürlich heute etwas weniger Atemdepressionen und auch ein

Prof. Lipp: paar andere Nebenwirkungen. Es gibt noch µ3-Rezeptoren, aber jetzt wollen wir

Prof. Lipp: es mal nicht übertreiben.

Prof. Lipp: Dann gibt es die Kappa-Rezeptoren, die sind auch recht interessant.

Prof. Lipp: Die vermitteln ja in der Regel die spinale Analgesie.

Prof. Lipp: Aber auch dort ist es so, dass wir leider Nebenwirkungen haben.

Prof. Lipp: Die Muses, die Sedierung, die Toleranz.

Prof. Lipp: Ganz interessant eigentlich, man hat damals das Nalbufin entwickelt,

Prof. Lipp: was primär die Kappa-Rezeptoren stimulieren sollte und dort die Schmerzvermittlung voranbringen sollte.

Prof. Lipp: Und in der Tat, Atemdepressionen haben wir eigentlich relativ wenig beim Nalbuffin.

Prof. Lipp: Übrigens auch kaum Juckreiz, weil das nicht über die Kappa-Rezeptoren geht.

Prof. Lipp: Eigentlich eine ganz gute Geschichte, auch keine Dysphorie, weniger Silvierung.

Prof. Lipp: Dann haben wir die Delta-Rezeptoren. Darf ich da kurz einmal reingrätschen?

Prof. Lipp: Haben Sie eine Vermutung, warum das Nalbufin nicht so einen breiten Markt hat?

Prof. Lipp: Es hat doch eigentlich einen sehr guten schmerzlichen Effekt und im Vergleich

Prof. Lipp: zu anderen Medikamenten in diesem Klassenbereich weniger Nebenwirkungen.

Prof. Lipp: Es wird ja auch im Rettungsdienst benutzt.

Prof. Lipp: Aber man muss natürlich fairerweise sagen, es ist halt nur ein spinalaktives

Prof. Lipp: Analgetikum und kein supra-spinales Analgetikum.

Prof. Lipp: Also auch in der Schmerzverarbeitung ist es Nalbufin für, ich denke,

Prof. Lipp: doch einige Schmerzpatienten, auch denken Sie in der Onkologie oder auch in anderen Bereichen.

Prof. Lipp: Gibt praktisch auch zu wenig Erfahrungen, zu wenig Studien und vielleicht dann

Prof. Lipp: doch ein bisschen zu schwach.

Prof. Lipp: Aber jetzt im Bereich der Anästhesie, ja, auf der anderen Seite ist natürlich

Prof. Lipp: patentgeschützt und manche werden vielleicht auch ihre SOP nicht umschreiben

Prof. Lipp: wollen, die man etabliert hat auf Morphin.

Prof. Lipp: Wenn Sie allein schon überlegen, der Weg hin zum Hydromorphon,

Prof. Lipp: was ja pharmakokinetisch ist,

Prof. Lipp: wirklich einfacher ist, ist ja ein langer Weg.

Prof. Lipp: Und deshalb sich so zu verändern, aber wahrscheinlich auch mehr Studien in bestimmten

Prof. Lipp: Bereichen zu fordern, hat das Nalbuffin eben, ich sage mal, dort gelassen,

Prof. Lipp: wo es heute ist. Aber an sich eigentlich eine interessante Substanz.

Prof. Lipp: Ich wollte halt nur so ein bisschen formulieren, dass jemand sagt,

Prof. Lipp: sag mal, wieso ist das Nalbuffin, obwohl es auch Opioidrezeptoren stimuliert,

Prof. Lipp: wieso bräuchte ich da keinen Betäubungsmittelanforderungsschein?

Prof. Lipp: Und dazu muss man halt einfach wissen, ja, es geht eben nicht über die My-Rezeptoren.

Prof. Lipp: Es hat nichts mit Euphorie oder Abhängigkeit zu tun.

Prof. Lipp: Gut, es ist auch nur für die begrenzte zeitliche Analgesie vorgesehen.

Prof. Lipp: Aber das kann man sich eben durch die Kappa-Opioid-Rezeptoren,

Prof. Lipp: durch die COR, erklären.

Prof. Lipp: Aber lassen Sie uns noch weitermachen. Es gibt die Delta-Opioid-Rezeptoren, kurz DOR.

Prof. Lipp: Die machen im Prinzip auch eine Analgesie.

Prof. Lipp: Dysphorie und Halluzination, aber hier hätte ich jetzt keinen Vertreter,

Prof. Lipp: wo ich sage, das ist jetzt explizit ein DOR, aber es ist einfach ein Subtipp.

Prof. Lipp: Die älteren Kolleginnen und Kollegen, soweit sie auch mit dem Podcast mit unterwegs

Prof. Lipp: sind, irgendwo im Waldspaziergang, die werden sich vielleicht noch an Sigma-Opioid-Rezeptoren

Prof. Lipp: erinnern, kurz SOR oder einfach Sigma-Rezeptoren.

Prof. Lipp: Die habe ich zumindest noch lernen müssen, Aber das wollen wir hier gleich ausklammern.

Prof. Lipp: Die gelten heute nicht mehr als Opioid-Rezeptoren. Sie sind eigenständige Rezeptoren.

Prof. Lipp: Da bindet man ein Opioid dran. Da binden aber auch andere Substanzen dran.

Prof. Lipp: Deshalb werde ich nicht weiter über die Sigma-Rezeptoren sprechen.

Prof. Lipp: Aber wollte sie nur einfach.

Prof. Lipp: Für diejenigen, die Pharmakologie noch vor 20 Jahren gelernt haben,

Prof. Lipp: muss man in der Regel auch immer noch die Sigma-Rezeptoren lernen.

Prof. Lipp: Aber eigener Rezeptortyp spielt für uns heute keine Rolle.

Prof. Lipp: Und dann gibt es noch eben die Nozizeptin-Rezeptoren oder manche nennen sie

Prof. Lipp: auch Orphanin-FQ-Rezeptoren, die durchaus auch ihre Bedeutung haben,

Prof. Lipp: keine Atemdepression provozieren würden,

Prof. Lipp: aber hier haben wir eigentlich jetzt auch keinen richtigen eigenständigen Kandidaten.

Prof. Lipp: Aber wenn man, um das Zusammenfassend nochmal formuliert, über Opioidrezeptoren

Prof. Lipp: spricht, sollte man, wenn man es gut machen möchte, immer vier aufführen.

Prof. Lipp: Myopioidrezeptoren, kurz MOR, Kappa-Opioidrezeptoren, kurz COR,

Prof. Lipp: Delta-Opioidrezeptoren, kurz DOR und Nozizeptinrezeptoren, die man dann auch,

Prof. Lipp: wenn man es möchte, als NOR bezeichnen würde.

Jan-Peer: Das ist ja fantastisch, ein großartiger Überblick. Also vor 20 Jahren habe ich

Jan-Peer: auch Pharmakologie gelernt, ein bisschen länger ist es her, deswegen ist es

Jan-Peer: nicht gänzlich unbekannt.

Jan-Peer: Jetzt haben wir ja auf der einen Seite die ganzen Rezeptoren,

Jan-Peer: die wir eben besprochen haben.

Jan-Peer: Wenn wir uns jetzt mal die Opioide

Jan-Peer: angucken, die heute so klassisch in der Schmerztherapie verwendet werden,

Jan-Peer: gibt es da irgendwie vielleicht eine gute Einteilung, die man machen kann oder

Jan-Peer: gibt es Substanzen, die wir besonders herausstellen sollten?

Jan-Peer: Fällt Ihnen da sowas ein? Haben Sie eine Idee?

Prof. Lipp: Also wir wollen vielleicht der Pharmakoklinetik nicht schon zu viel vorgreifen,

Prof. Lipp: weil es gibt natürlich pharmakoklinetische Unterschiede und,

Prof. Lipp: bin ich jetzt einfach mal ich würde mit das Morphin einfach mal kurz herausheben,

Prof. Lipp: es ist der Goldstandard, wird in der Weltstärke immer mit 1,0 definiert.

Jan-Peer: Richtige Leitsubstanz.

Prof. Lipp: Und als Leitsubstanz, aber ist es pharmakoklinetisch ich sag mal teilweise weil

Prof. Lipp: es ein bisschen schwierig, weil wir eben Glucoronide bilden,

Prof. Lipp: die ganz unterschiedliche pharmakologische Aktivitäten bringen.

Prof. Lipp: Es gibt das Morphin 6-Glucoronid, das ist fast genauso wirksam wie das Morphin

Prof. Lipp: und hat sogar eine längere Halbwertszeit.

Prof. Lipp: Aber es gibt auch das Morphin 3-Glucoronid und das mögen wir eigentlich nicht

Prof. Lipp: so gerne, weil es eine Hyperalgesie macht und auch eine längere Halbwertszeit

Prof. Lipp: hat. Das heißt, es hebt eigentlich die Wirkung von Morphin auf.

Prof. Lipp: Und Sie wissen alle, je länger ich Morphin gebe, gibt es auch einen pharmakokinetischen

Prof. Lipp: Grund, wieso ich immer höhere Dosen brauche, weil ich immer mehr Morphin brauche,

Prof. Lipp: um auch das angereicherte Morphin-3-Glucoronid wieder zu kompensieren.

Prof. Lipp: Und wenn dann der Patient noch eine renale Insuffizienz hat,

Prof. Lipp: eine Dysfunktion und die Glucoronide gehen über die Nure raus,

Prof. Lipp: wird es noch komplizierter und ich habe noch mehr Anreichungen und habe noch mehr Probleme.

Prof. Lipp: So ist zum Beispiel das Hydromorphon ein bisschen aus der Deckung gekommen,

Prof. Lipp: weil die Glucronide zwar auch gebildet werden, aber die spielen quantitativ

Prof. Lipp: bei weitem nicht so die Rolle.

Prof. Lipp: Und deshalb ist das Hydromorphon, das lange noch patentgeschützt war, etwa 7,5-fach.

Prof. Lipp: Stärker ist als das Morphin, ein bisschen mehr jetzt in die Pole Position geraten,

Prof. Lipp: weil es pharmakogenetisch einfacher zu handeln ist.

Prof. Lipp: Und wenn man die Strecke noch weiter hoch geht in die Potenteren,

Prof. Lipp: kommt man dann zum Buprenorphin.

Prof. Lipp: Naja, das ist halt so ein partieller Agonist, Antagonist. Die kann man dann

Prof. Lipp: nicht so einfach mit anderen Kombinationen noch vorsehen.

Prof. Lipp: Aber wie gesagt, 30- bis 60-fach Potent. Und dann sind wir beim Fentanyl,

Prof. Lipp: was man so 60- bis 100-fach Potenta einstufen kann.

Prof. Lipp: Und ja, wir alle haben ja auch mit Sufentanil zu tun und da sind wir bei 500- bis 1000-fach.

Prof. Lipp: Also da merkt man natürlich, da ist man anders unterwegs. Das Alfentanil übrigens

Prof. Lipp: so etwa bei 25-fach Potenta.

Prof. Lipp: Also ich fand es immer ganz gut, so ein bisschen mich an der Potenz der Substanzen hochzuarbeiten.

Prof. Lipp: Ob die jetzt Opioid, ja gut, Opioide sind sie alle, Also Sammelbegriff,

Prof. Lipp: also ob sie jetzt opiat sind, natürlichen Ursprungs- oder partialsynthetisch,

Prof. Lipp: ja, das ist jetzt, glaube ich, nicht so kriegsentscheidend.

Prof. Lipp: Und wenn es nach unten geht, dann kommen wir zum Pyrithramid,

Prof. Lipp: das hat so eine Wirkstärke, Parenteral gegenüber Morphin 1,0 hat das Pyrithramid

Prof. Lipp: etwa 0,75, aber hat halt eine längere Haltwärtszeit.

Prof. Lipp: Und Oxycodon liegt dann als Parenteral bei etwa 0,6.

Prof. Lipp: Und dann sind wir schon relativ weit unten. Ich möchte jetzt nicht alle aufzählen,

Prof. Lipp: aber das Dramadol oder das Petitin, das kommt dann eben bei 0,1.

Prof. Lipp: Also doch deutlich schwächer.

Prof. Lipp: Und die haben ja im Prinzip nur noch Spezialindikationen, die wir vielleicht

Prof. Lipp: jetzt heute gar nicht so herausheben wollen.

Prof. Lipp: Vielleicht schon mal ein bisschen vorausgreifend. Und gerade beim Dramadol müssen

Prof. Lipp: wir uns halt immer ein bisschen vor Augen halten.

Prof. Lipp: Bei denen, die ich jetzt da aufgeführt habe, es ist halt ein Pro-Track.

Prof. Lipp: Es ist eigentlich nicht direkt wirksam.

Prof. Lipp: Es muss zuerst in die eigentliche Wirkform umgewandelt werden über Leberenzyme.

Prof. Lipp: Und das macht die Substanz natürlich ein bisschen unkalkulierbar.

Prof. Lipp: Weil auch Sie, meine beiden Moderatoren, wissen jetzt auch nicht,

Prof. Lipp: ob Sie Zytochrom P450 2D6-deffizient sind.

Prof. Lipp: Aber wenn sie das wären, sind ja 10% der Europäer, könnten sie natürlich Dramadol

Prof. Lipp: kaum bioaktivieren. Ist einfach so.

Prof. Lipp: Aber da kommen wir noch drauf. Wir werden die Pharmakogenetik noch besprechen.

Prof. Lipp: Genau, kommen wir gleich noch auf jeden Fall nochmal dazu.

Prof. Lipp: Ich habe mir jetzt übrigens, wenn ich das sagen darf, ich habe mir jetzt gerade

Prof. Lipp: gedacht, ob Sie bei Ihrem Kollegen überlegen, ob der ZYP2-D6 effizient ist.

Prof. Lipp: Nee, ich habe es bei mir selber überlegt.

Jan-Peer: Ich hatte mal eine Episode mit Bandscheibenvorfall und da hat aber Trabandole

Jan-Peer: bei mir hervorragend gewirkt.

Prof. Lipp: Ja, und dann könnte es, ja, wobei, das sind Sie dann wahrscheinlich nicht.

Prof. Lipp: Aber ich habe verschwiegen, dass 3% der europäischen Bevölkerung ultra-rapid

Prof. Lipp: Metabolizer sind. Die können immer schon mehr als die anderen.

Prof. Lipp: Das heißt, sie haben nicht nur ein Gen, sondern sie haben 5-Gene durch Genamplifikation.

Prof. Lipp: Und da würden sie natürlich Tramadol noch besser verstoffwechseln.

Prof. Lipp: Also bei Codin wäre das klar. Codin ist auch ein Brautrack. und beim Codin,

Prof. Lipp: da hätten sie halt einfach nicht nur 10% der Dosis Morphin, sondern 50% der Dosis Morphin.

Prof. Lipp: Also da sind die Zahnschmerzen super weg und die Nacht wird aktiv.

Prof. Lipp: Aber nur an der Stelle, das kurz gesagt, sollte einer von Ihnen beiden oder

Prof. Lipp: ich, ich weiß es auch nicht, ZYP2D6 defizient sein, hört man ja nicht gern, dass man defizient ist,

Prof. Lipp: kurze Rettung, Sie leben genauso lang wie Ihr Nachbar.

Prof. Lipp: Es hat keinen Einfluss auf unsere Überlebenszeit.

Marco: Ich sollte halt nicht normal nehmen.

Prof. Lipp: Ein bisschen Abzweichstoff ein bisschen blöd, aber ja. Okay.

Prof. Lipp: Nee, aber da kann man dann noch, also nochmal zusammengefasst,

Prof. Lipp: ich finde so eine Graduierung in der Potenz, das fand ich immer am hilfreichsten,

Prof. Lipp: damit ich einfach weiß, wenn ich umrechnen muss, von mir aus,

Prof. Lipp: jemand wird von Morphin auf Hydromorphon umgesetzt, parental,

Prof. Lipp: dann ist natürlich schon wichtig, dass man weiß, okay, ich habe jetzt von 1,0

Prof. Lipp: eine 7,5-fache höhere Potenz und muss dann natürlich weniger Hydromorphon einsetzen.

Marco: Darf ich da nochmal was fragen, damit vielleicht was Praktisches noch für die

Marco: Hörer, die sich nicht so gut mit auskennen.

Marco: Wenn Sie eine Opiat-Rotation machen, rechnen Sie da auch noch als Sicherheit was ab?

Marco: Dass Sie sagen, ich rechne da 30% von dem Ungerechneten ab?

Marco: Oder sagen Sie, das wirkt nicht so gut, Darum mache ich eine Opiat-Rotation,

Marco: um es vielleicht mehr zu steigern zu können, weil ich schon einen Zeeling-Effekt erwarte.

Marco: Wie gehen Sie da praktisch ran? Was würden Sie da so empfehlen?

Marco: Also,

Marco: Ich sage mal, schwierigste Substanz ist tatsächlich unsere Leitsubstanz.

Marco: Wir müssen ja dann immer einkalkulieren, dass der Patient deshalb eine relativ

Marco: hohe Dosis hat, weil der noch dieses 3-Cluconid unterwegs hat.

Marco: Und wenn Sie jetzt zum Hydromorphon wechseln, wissen Sie, dass die 3-Cluconide

Marco: quantitativ natürlich keine entsprechende Rolle mehr spielen.

Marco: Und deshalb sind Leute ein bisschen vorsichtiger, wenn sie vom Morphin kommen,

Marco: dass sie nicht komplett 1 zu 1 in den Äquivalenzfaktoren umrechnen.

Marco: Und da würde man tatsächlich vielleicht gewisse Abstrichungen in Prozent machen

Marco: und ein bisschen titrieren.

Marco: Manche nehmen tatsächlich dann 30% weniger an Hydromorphon und titrieren sich entlang.

Marco: Das ist richtig. Die schwierigste Substanz, die möchte ich aber heute,

Marco: weil die in der Schmerztherapie nicht so die entscheidende Rolle ist,

Marco: aber die ist zum Umrechnen wirklich eklig.

Marco: Das ist, wenn Sie von Morphin zu Methadon wollen in der Schmerztherapie.

Marco: Denn dort muss man wissen, je höher die Morphin-Dosis, desto viel, viel niedriger ist.

Prof. Lipp: Die Methadonmenge, die kann dann, obwohl es normalerweise ein Faktor von 1 zu

Prof. Lipp: 2 ist, also sie nehmen praktisch nur die Hälfte Menge an Methadon, ausgehend von Morphin.

Prof. Lipp: Wenn sie aber jetzt jemand hätten, der mit, ich sag mal, 200 Milligramm Morphin

Prof. Lipp: unterwegs wäre und wir würden auf 100 Milligramm Methadon geben,

Prof. Lipp: dann hat er eine chainstokische Atmung, das haben sie so nicht jeden Tag gesehen.

Prof. Lipp: Das heißt, hier muss man wirklich auf etwa ein Sechzehntel bis ein Zweiunddreißigstel zurückgehen.

Prof. Lipp: Aber wie gesagt, Morphin und Methadon switcht ja kaum jemand.

00:20:16: Das zweite Schlüsselwort.

00:20:18: Methadon.

Jan-Peer: In der Vorbereitung ist mir relativ klar geworden, dass die hauptschmerzländernde

Jan-Peer: Wirkung über den MOA-Rezepteur

Jan-Peer: Und hervorgerufen wird, also

Jan-Peer: Kappa auch, aber Moa hatten wir jetzt als Haupt-Rezeptor angesprochen.

Jan-Peer: Was bei mir sehr interessant war, das hatte ich nämlich vorher nicht gewusst,

Jan-Peer: ist ja, dass mit der Rezeptoraktivierung eigentlich die Geschichte nicht zu

Jan-Peer: Ende ist, sondern sie haben sich damit ja auch in ihrem Paper mit beschäftigt.

Jan-Peer: Es gibt ja den sogenannten Biased Agonists oder die Biased Agonists als,

Jan-Peer: wie sollte man es neu, Wirkmechanismus oder abweichenden Wirkmechanismus betiteln.

Jan-Peer: Was hat es damit eigentlich auf sich? kann.

Prof. Lipp: Also zunächst hatte ich ja gedacht, boah, jetzt sind wir aber echt auf theoretisch-akademischen

Prof. Lipp: Abwägen, wo wir uns da, wo wir biochemisch eskalieren.

Prof. Lipp: Aber, und das ist ja auch, da möchte ich mich auch nochmal bedanken,

Prof. Lipp: dass ich hier mitmachen darf, man lernt ja auch selber dazu.

Prof. Lipp: Und es ist tatsächlich so, das, was Sie gerade angesprochen haben,

Prof. Lipp: diesen biased-Agonism, würde man vielleicht im Deutschen besser übersetzen,

Prof. Lipp: weil biased ist ja, klingt ja immer ein bisschen verzerrt und klingt irgendwie nicht so nett.

Prof. Lipp: Als funktionellen selektiven Agonismus.

Prof. Lipp: Ich glaube, das wäre eine ganz gute Übersetzung. Was ist damit gemeint?

Prof. Lipp: Wir haben ja im Prinzip ein sogenanntes G-Protein, wenn wir über den My-Rezeptor sprechen.

Prof. Lipp: Und dann ist natürlich immer die Frage, wie geht das Innenleben in der Zelle

Prof. Lipp: dann weiter? Wie geht die Signaltransduktion weiter?

Prof. Lipp: Und neben G-Protein-Unter-Einheiten hat man festgestellt, dass es auch eine

Prof. Lipp: ganz andere wichtige Untereinheit gibt, das Beta-Arrestin.

Prof. Lipp: Und im Moment ist es so, ein Morphin stimuliert quasi dann beide Untereinheiten,

Prof. Lipp: damit werden auch die Nebenwirkungen vermittelt.

Prof. Lipp: Und nun kann man aber tatsächlich durch bestimmte Substanzen sagen,

Prof. Lipp: lass nur die G-Protein-Untereinheit aktiv werden, das Beta-Aristin soll mal bitte ruhig bleiben.

Prof. Lipp: Und in der Tat, das in den USA zugelassene Olyceridin ist so ein funktioneller

Prof. Lipp: selektiver Agonist, also beschreibt diesen biased Agonism.

Prof. Lipp: Das aktiviert quasi nur diesen G-Protein-Signalpfad, nicht das Arrestin.

Prof. Lipp: Und damit haben wir tatsächlich eine Situation, die zunächst beeindruckend zu

Prof. Lipp: weniger Atemdepression, weniger Obzipation und weniger Toleranz geführt hat.

Prof. Lipp: Und es gibt jetzt eine neue Meta-Analyse, wenige Wochen alt,

Prof. Lipp: von einer chinesischen Arbeitsgruppe und ja,

Prof. Lipp: also die sagen auch, das postoperative Erbrechen oder PONF liegt 36 bis 50 Prozent

Prof. Lipp: niedriger, Sedierungsschwindel niedriger, Hypoxämie niedriger.

Prof. Lipp: Also das klingt alles interessant, muss ich wirklich sagen.

Jan-Peer: Das ist ja das, was man sich wünscht eigentlich.

Prof. Lipp: Ja, ja, ja. Und ja, da muss man natürlich immer sich auch die Frage stellen,

Prof. Lipp: also wird diese Substanz denn dann auch möglicherweise in Europa zugelassen?

Prof. Lipp: Wie wird sie in der Nutzenbewertung kalkuliert? Da müssen wir natürlich,

Prof. Lipp: können wir im Moment überhaupt nichts dazu sagen.

Prof. Lipp: Aber ja, wer es auch nachgucken möchte, in den USA ist es zugelassen als O-L-I-N-V-Y-K.

Prof. Lipp: Man kann in den FDA-Approval rein.

Prof. Lipp: Und auch die Meta-Analyse von LIU ist als Open Access verfügbar.

Prof. Lipp: Also schon ganz interessant. Deshalb fand ich die Frage jetzt,

Prof. Lipp: die Sie mir da auf den Weg gegeben haben mit dem Biased Agonism,

Prof. Lipp: ja, wirklich interessant.

Jan-Peer: Also erstmal vielen Dank für die Antwort auf die Frage.

Jan-Peer: Für mich war es ja auch neu.

Marco: Aber ich würde sagen, dann würden wir aber die relevanten Literaturangaben bezüglich

Marco: dieses Themes, würden wir noch in die Shownote packen für Leute,

Marco: die das gerne mal im Detail nachlesen wollen, oder? Absolut.

Jan-Peer: Gibt es da noch andere aktuell Wirkstoffe, die noch so ein besseres Nutzen-Nebenwirkungsprofil haben?

Jan-Peer: Ist da im Augenblick noch aktuell was auf dem Weg?

Prof. Lipp: Also ich bleibe dabei, ich finde eigentlich, dass Olyceridin eine wirklich interessante

Prof. Lipp: Substanz, weil durch einen neuen Wirkungsmechanismus kann man eine Substanz

Prof. Lipp: natürlich auch ein bisschen spannend machen.

Prof. Lipp: Auf der anderen Seite dürfen Sie nicht vergessen, inzwischen sind ja quasi alle

Prof. Lipp: Opioide nicht mehr patentgeschützt.

Prof. Lipp: Und die Preise, das freut natürlich die Klinik, aber auch den niedergelassenen

Prof. Lipp: Bereich, sind natürlich bei weitem nicht mehr dort, wo sie mal waren.

Prof. Lipp: Und sie müssen schon wahnsinnig gut sein, dass sie natürlich heute mit einer

Prof. Lipp: neuen Substanz, wenn sie in die Nutzenbewertung gehen, mithalten, Schritt machen können.

Prof. Lipp: Und wenn man sieht, dass auch das Nalbofin, was wir vorher diskutiert haben,

Prof. Lipp: jetzt doch auch, wenn es ein ganz interessantes Profil hat, sich schwer tut.

Prof. Lipp: Man will ja dann immer neue große Studien haben, aber der Hersteller wird nicht

Prof. Lipp: mehr bereit sein, so viel Geld auszugeben.

Prof. Lipp: Oder auch jetzt bei dem Oli Zeridin, nein, also ich würde jetzt mal sagen,

Prof. Lipp: nicht jetzt, was ich direkt gleich so als halt formulieren könnte.

Marco: Da müssen wir noch so ein bisschen, wie sagt man, muss die Elbe noch ein bisschen

Marco: Wasser transportieren.

Marco: Also muss so ein bisschen Wasser die Elbe runterlaufen, bis wir da noch Ergebnisse

Marco: haben, die vielleicht auch das Kosten-Nutzen-Profil in der Klinik verbessern.

Jan-Peer: Ja, ist natürlich ein Grundproblem immer in der pharmakologischen Entwicklung.

Jan-Peer: Das muss ja wirklich ein Game-Changer sein, damit du das wirklich auch breit durchkommst.

Marco: Meistens fängst du dann auch erst in den Universitäten an, bevor es dann in

Marco: den kleinen Häusern ankommt.

Marco: Zum Thema Opiate. Wir benutzen in dem klinischen Alltag ja nicht nur Opiate

Marco: pur, sondern kombinieren die auch gerne mit anderen Medikamenten.

Marco: Birgt das bestimmte Risiken, auf die wir so achten müssen? Gibt es da so einen

Marco: kleinen erhobenen Zeigefinger von Ihnen, den wir so mit nach Hause nehmen können?

Prof. Lipp: Naja, sagen wir mal so, manchmal ist der Haus sinnvoll. Wenn man jetzt zum Beispiel

Prof. Lipp: überlegt, wenn Sie einen richtigen Entzündungsschmerz haben,

Prof. Lipp: dann werden Sie von einem Opioid nie eine richtig gut antiflogistische Wirkung erfahren.

Prof. Lipp: Wer dort sich zum Beispiel dann in dem Bereich der NSA bewegt,

Prof. Lipp: dann ist es ja an sich schlüssig.

Prof. Lipp: Wenn also nicht Kontraindikationen vorliegen. Auf der anderen Seite brauchen

Prof. Lipp: wir auch mal Co-Analgesie. Denken Sie an neuropathische Schmerzen.

Prof. Lipp: Die sind natürlich jetzt nicht Kandidaten für die Opioidtherapie.

Prof. Lipp: Wir haben zwar natürlich, greifen in die zentrale Verarbeitung des Schmerzes

Prof. Lipp: ein, aber so ein klassischer neuropathischer Schmerz, da ist es natürlich schon

Prof. Lipp: gut, wenn wir an Substanzen denken wie Pregabalin oder Gabapentin.

Prof. Lipp: Ich denke, da sind wir jetzt aber

Prof. Lipp: auch dann so ein bisschen in dieser Patienten-individuellen Fragestellung.

Prof. Lipp: Und das muss man da, glaube ich, auch ein bisschen davon abhängig machen.

Prof. Lipp: Aber ich glaube, wir kommen ja auch noch ganz kurz auf die Fragestellung,

Prof. Lipp: kann man opioidfreie Anästhesien diskutieren.

Prof. Lipp: Aber ich glaube, wir werden uns dort immer wieder kreisen, dass man einfach

Prof. Lipp: sagt, Es ist wahrscheinlich eher die Patienten-individuelle Fragestellung,

Prof. Lipp: die wir da im Auge behalten müssen.

Marco: Dass er das an Stellenwert immer mehr greift, dass wir es mehr individualisieren

Marco: müssen und lieber den Nocebo-Effekt im Aufwachraum vermeiden,

Marco: damit kann man schon viel bewegen.

Prof. Lipp: Ja, absolut.

Marco: Apropos wichtig, Sie hatten das eben schon mal angesprochen an dem Zytochrom P2D6 war das glaube ich.

Marco: Was spielen diese Enzyme denn für eine Rolle, wenn ich über Opiate und Opioide

Marco: oder aber auch die Kombination von Opiat mit anderen Medikamenten,

Marco: was für einen Stellenwert sehen Sie da?

Prof. Lipp: Wir haben ja in der Verstoffwechslung eigentlich immer zwei ganz,

Prof. Lipp: ganz große und wichtige Gruppen.

Prof. Lipp: Wir haben einmal die Zytrochrom-P450-Enzyme und deren Aufgabe besteht darin,

Prof. Lipp: in ein Molekül eine funktionelle Gruppe einzubauen oder es entstehen zu lassen,

Prof. Lipp: sodass da vielleicht eine Hydroxyl-, also OH-Gruppe irgendwo ist oder aus einer

Prof. Lipp: O-Methyl-, eine OH-Gruppe entsteht, weil man dann in der sogenannten Phase-II-Reaktion,

Prof. Lipp: ein Sulfat oder eine Glucronid-Gruppe anbauen kann.

Prof. Lipp: Und damit ist das Medikament so wasserlöslich, damit ich, wenn es größer ist,

Prof. Lipp: über die Galle ausscheiden kann oder wenn es kleiner ist, über die Niere ausscheiden

Prof. Lipp: kann oder duale Wege nutze.

Prof. Lipp: Die Zytokrom-P450-Enzyme, es gibt unglaublich viele Iso-Enzyme.

Prof. Lipp: Wahrscheinlich bin ich der Einzige im Raum und im Auditorium.

Prof. Lipp: Der diese Enzyme wirklich liebgewonnen hat.

Prof. Lipp: Alle wahnsinnig viel zu erzählen haben. Sie sind hochinteressant.

Prof. Lipp: Aber natürlich sind es so, es sind zwei Opioide mit Zyp2-D6 unterwegs,

Prof. Lipp: die erst aktiviert werden durch dieses Enzym.

Prof. Lipp: Ich hatte das Tramadol genannt, ich hatte das Codein genannt.

Prof. Lipp: Und wer diese Enzyme nicht hat, nicht funktionell, wird nicht von der schmerzhemmenden

Prof. Lipp: Wirkung dieser Produkte profitieren.

Prof. Lipp: Während ein Ultra Rapid Metabolizer, der eine Genamplifikation hat,

Prof. Lipp: unter Umständen die vierfach fünffache Menge entwickelt, dann beim Kodi-In,

Prof. Lipp: beim Zahnschmerz natürlich sagt, boah, das war aber jetzt eine super Schmerzhemmung.

Prof. Lipp: Und die Nacht ist natürlich sicher auch euphorisch.

Prof. Lipp: Sie haben vorher noch das Tramatol erwähnt, haben gesagt, das hat bei mir super gewirkt.

Prof. Lipp: Ich bin mir nicht ganz sicher, ob dann aber nicht bei dieser Genamplifikation,

Prof. Lipp: wenn das Dramatol da drunter fällt, nicht auch mehr erbrechen wäre.

Prof. Lipp: Und das war sicherlich nicht der Fall bei Ihnen, denn da hätten Sie sich dran

Prof. Lipp: erinnert. Das ist die alte Krux beim Dramatol.

Prof. Lipp: Das Erbrechen ist halt eine Dosisfrage. Je mehr ich von der aktiven Substanz

Prof. Lipp: habe, dann geht es doch in die Nausea und MSC ist nicht so toll.

Prof. Lipp: Die anderen werden eigentlich über Zyp3A4 verstoffwechselt. Also wir sprechen

Prof. Lipp: jetzt mal vor allem über die Parenteralen.

Prof. Lipp: Damit eigentlich vor allem das Fentanyl. Damit meine ich auch das Oxycodon.

Prof. Lipp: Und damit kommen wir ja auch in Ihre zweite Fragestellung. Was muss ich da dabei ein bisschen beachten?

Prof. Lipp: Ja, das Fentanyl hat eine sehr geringe therapeutische Breite.

Prof. Lipp: Also wenn da zu hohe Dosen im Blut dann unterwegs sind, dann haben wir natürlich

Prof. Lipp: riesige Probleme, auch mit einer Atemdepression.

Prof. Lipp: Und in der Tat, wir haben eine Reihe von Medikamenten, die dieses Zytokom P450

Prof. Lipp: 3A4 sehr potent hemmen können.

Prof. Lipp: Alle erinnern sich an die Triazol-Antimikotika, also Vorikonazol,

Prof. Lipp: Posakonazol, Idrakonazol nehmen wir kaum noch.

Prof. Lipp: Isavukonazol ist moderat hemmend, also hemmt auch, aber nicht so stark wie die anderen.

Prof. Lipp: Ja, es sind auch Hemmstoffe wie Ritonavir. Da werden Sie sagen,

Prof. Lipp: ich habe aber keine HIV-Therapeutika.

Prof. Lipp: Naja, aber wenn Sie mal Paxlovid einsetzen im Rahmen der Covid-19-Geschichte,

Prof. Lipp: dann haben Sie plötzlich auch das Ritonavir an Bord und dann schauen Sie ja,

Prof. Lipp: potenter Hemmstoff, da muss man auch ein Auge drauf haben.

Prof. Lipp: Und ja, da könnten wir jetzt noch ein paar andere Substanzen nennen.

Prof. Lipp: Und dann gibt es im Gegenzug auch die sogenannten Zyp3A4-Induktoren.

Prof. Lipp: Und diese Induktoren machen genau das Gegenteil. Das heißt, sie vermehren die

Prof. Lipp: Enzymmenge auf das Doppelte, das Dreifache.

Prof. Lipp: Und wer Doppel- oder Dreifache Enzyme hat, kann natürlich auch viel schneller

Prof. Lipp: verstoffwechseln. Und was heißt das?

Prof. Lipp: Habe ich jetzt einen Tuberkulose-Patienten mit Trifambicin und ich gebe ihm

Prof. Lipp: Fentanylpflaster, dann wird der Patient sagen, haben Sie mir überhaupt was aufgeklebt,

Prof. Lipp: weil das Fentanyl praktisch so schnell verstoffwechselt wird,

Prof. Lipp: dass nur noch 30 Prozent vielleicht da sind.

Prof. Lipp: Das kann auch bei einer IV-Therapie der Fall sein.

Prof. Lipp: Also wenn Sie auch bestimmte Prostatakarzinom-Patienten haben mit Enzalutamid

Prof. Lipp: oder Apalutamid, das sind auch Induktoren,

Prof. Lipp: dann kann es sein, dass der Patient tatsächlich nur noch 50 Prozent seiner Fentanyl-Wirkung

Prof. Lipp: erfährt, übrigens auch nur noch 50 Prozent seiner Midazolam-Wirkung,

Prof. Lipp: sodass Ihre Anästhesie da ein bisschen durcheinander kommt.

Prof. Lipp: Also deshalb muss man, da habe ich immer darum gebeten, immer sollte man die

Prof. Lipp: stärksten Induktoren und Inhibitoren so ein bisschen vom Zytochrom-P150-System kennen.

Jan-Peer: Gibt es da eigentlich auch eine Website, wo man mal nachgucken kann,

Jan-Peer: wenn man da nicht ganz so Sachen fest ist?

Prof. Lipp: Ja, ich überlege gerade, ob wir, ich habe auch da einen Artikel geschrieben,

Prof. Lipp: der ist, glaube ich, ganz an oder kann man relativ viel sehen.

Prof. Lipp: Den können wir vielleicht als Literaturstelle mit einbauen Und dann kann man

Prof. Lipp: so die Wirkstoffgruppen alle mal so ein bisschen durchmachen von Opioiden bis,

Prof. Lipp: ja gut, Lipidsenker spielen jetzt bei Ihnen nicht so die Rolle.

Prof. Lipp: Aber dass man so ein bisschen selber auch mal sagt, wo brennt es unter Umständen in der Aktion.

Prof. Lipp: Lassen Sie uns da einfach bei der Literaturstellen-Sammlung,

Prof. Lipp: die Sie schon angeboten haben, eine mit dazunehmen, die sehr aktuell ist und

Prof. Lipp: wo man sich so ein bisschen informieren kann.

Jan-Peer: Wunderbar.

Marco: Finde ich auch, damit man so ein bisschen sich selber auch sensibilisiert. Ja, exakt.

Marco: Ja, genau.

Jan-Peer: Also es reicht nicht nur immer Grapefruits abzukennen.

Prof. Lipp: Oder Johanneskraut. Ja, genau. Wenn jemand Johanneskraut zum Beispiel nimmt,

Prof. Lipp: hat er tatsächlich einen Effekt, der an Refampicin erinnert.

Marco: Nicht schlecht.

Prof. Lipp: Aber Sie müssen, um das noch abzuschließen, den Induktor in der Regel immer

Prof. Lipp: über mehrere Tage nehmen.

Prof. Lipp: Also wenn Sie jetzt eine Prophylaxe bei den Meningokokken über wenige Tage machen,

Prof. Lipp: da wird die Induktion nicht relevant.

Prof. Lipp: Auch nicht bei Paxlovid. Das hat auch gewisse induktive Effekte.

Prof. Lipp: Sondern da müssen sie in der Regel mit sieben bis zehn Tagen an Bord sein und dann gehen die,

Prof. Lipp: Enzyme hoch.

Jan-Peer: Und wie lange dauert es ungefähr, bis die induzierten Enzyme wieder auf normales Niveau absetzen?

Prof. Lipp: Das ist natürlich eine super Frage. Das ist richtig. Das ist eine ganz, ganz wichtige Frage.

Prof. Lipp: Wenn Sie einen Inhibitor absetzen, dann können Sie eigentlich aus der Pharmakokinetik,

Prof. Lipp: sprich Halbwertszeit in der Regel sagen, drei bis viermal die Halbwertszeit

Prof. Lipp: und dann ist eigentlich fast keine Inhibition mehr da.

Prof. Lipp: Aber da werden ja keine Enzyme in der Menge verändert. Bei der Induktion ist es anders.

Prof. Lipp: Da spielt einmal die Halbwertszeit des Induktors eine Rolle.

Prof. Lipp: Wann ist denn der wieder draußen?

Prof. Lipp: Aber die Enzyme sind ja mal da. Und die bleiben da, weil sie sagen,

Prof. Lipp: jetzt bin ich ja mal gebildet worden, bin ich gleich wieder weg.

Prof. Lipp: Das heißt, die sind oft 10 bis 14 Tage weiterhin in relativ hoher Expression existent.

Prof. Lipp: Das heißt, wenn sie dem Patienten vor der OP sagen, also jetzt einen Tag vor

Prof. Lipp: der OP müssen sie aber das Johanniskraut absetzen, dann war das echt zu knapp.

Jan-Peer: Also wunderbar. Vielen Dank für diesen super Überblick über P450.

Jan-Peer: Ich steige da glaube ich noch ein bisschen tiefer nochmal.

Marco: Wenn wir nachher nochmal ein Cappuccino trinken, können wir da nochmal vielleicht über die Zukunft,

Jan-Peer: Kannst du mir das nochmal erzählen?

Marco: Können wir da nochmal drüber reden?

Marco: Wir werden da vielleicht nochmal später was draus machen.

Jan-Peer: Ja, ich will vielleicht den Blick einmal jetzt aus dem Detail nochmal ein bisschen

Jan-Peer: rausziehen und mal über den großen Teich lenken.

Jan-Peer: Also wir haben ja jetzt viel in der Presse gelesen über die USA und Und die

Jan-Peer: Opiatkrise, die sich dort so entwickelt hat, mir war das auch gar nicht so bewusst,

Jan-Peer: was für ein großes Thema das in den USA spielt.

Jan-Peer: Könnten Sie uns vielleicht ein bisschen skizzieren, wie es so zu dieser Krise

Jan-Peer: eigentlich kommen konnte und wie die sich so darstellt?

Prof. Lipp: Also ich bin da ganz ehrlich zu Ihnen. Ich glaube, ich bin jetzt wahrscheinlich

Prof. Lipp: nicht der Experte, der jetzt mehrere Jahre in den USA war und da über alle Details

Prof. Lipp: quasi intensiv Bescheid weiß.

Prof. Lipp: Aber ich glaube, ich habe mir ein Bild gemacht, wenn ich verschiedene Quellen

Prof. Lipp: studiere, dann geht es in eine bestimmte Richtung.

Prof. Lipp: Und wenn Sie es mir erlauben, würde ich diese Quellenanalyse mit Ihnen einfach

Prof. Lipp: besprechen wollen. Sehr gerne.

Prof. Lipp: Ich glaube, das eine ist, dass man natürlich zunächst mal sehen muss,

Prof. Lipp: es muss ja Konsumenten geben.

Prof. Lipp: Und ich glaube, wir sprechen auch über zwei Substanzen, die im Rahmen dieser

Prof. Lipp: ganzen Opioid-Krise wirklich nicht ganz unproblematisch sind.

Prof. Lipp: Das eine ist das Fentanyl.

Prof. Lipp: Fentanyl entwickelt sich eben in den USA zu einem riesigen Markt als Suchtstoff

Prof. Lipp: und da kommen auch riesige Mengen tatsächlich über die mexikanische Grenze und

Prof. Lipp: das können sie alles gar nicht kontrollieren,

Prof. Lipp: die sind natürlich auch super versteckt, was auch immer und ob das mit ein Grund

Prof. Lipp: war, dass man die Grenzen jetzt so dicht machen möchte, weiß ich jetzt nicht,

Prof. Lipp: aber das ist wirklich ein logistisches Problem.

Prof. Lipp: Mehr wurde eigentlich dann, ich glaube mal in der Presse über Oxycodon gesprochen.

Prof. Lipp: Und da war es jetzt nicht einfach Transport, sondern hier war es einfach der

Prof. Lipp: zu lockere Umgang mit einem Opiat.

Prof. Lipp: Und da ist es nun einfach so, das Oxycodon ist ja von der parenteralen Form

Prof. Lipp: ein bisschen schwächer als das Morphin.

Prof. Lipp: Sie erinnern sich da an die so etwa 0,6 versus Morphin 1,0.

Prof. Lipp: Oxycodon hat so pharmakokinetisch, wenn ich das noch sagen darf,

Prof. Lipp: auch so einen ganz kleinen Pferifuss.

Prof. Lipp: Und zwar, es ist schon selbstwirksam, also nicht so wie beim Dramadol und Brautwerk.

Prof. Lipp: Aber das Zypten 2D6 spielt dort tatsächlich auch eine Rolle.

Prof. Lipp: Und über das Zytochrom P450 2D6 wird Oxymorphon gebildet aus Oxycodon.

Prof. Lipp: Und dieses Oxymorphon gilt als stärker.

Prof. Lipp: Im Vergleich zur Muttersubstanz Oxycodone.

Prof. Lipp: Jetzt werden Sie natürlich gleich sagen, Sie haben uns doch vorher was erzählt

Prof. Lipp: über Leute, die das Enzyme gar nicht haben und vielleicht über die Ultra-Rapid-Metabolizer.

Prof. Lipp: Ja, das kann natürlich auch sein.

Prof. Lipp: Das heißt, natürlich jemand, der Oxycodone kriegt und Ultra-Rapid-Metabolizer

Prof. Lipp: ist, der kriegt mehr Oxymorphon.

Prof. Lipp: Das findet er natürlich cool, auch wenn der die Euphorie mag.

Prof. Lipp: Während der Pure-Metabolizer, der bleibt auf der Stufe mehr von Oxycodone,

Prof. Lipp: hat aber trotzdem eine Schmerzhemmung.

Prof. Lipp: Sodass man nicht ganz genau weiß, aus meiner Sicht, ob vielleicht diejenigen,

Prof. Lipp: die über das Zytokrom P450-2D6 auch zu mehr Oxymorfon tendieren,

Prof. Lipp: vielleicht auch anfälliger für ein Suchtverhalten sind.

Prof. Lipp: Das stelle ich einfach mal so ein bisschen in den Raum. Und nun kam aber ein zweiter Punkt dazu.

Prof. Lipp: Und das ist eine Sache, die ganz ungut gelaufen ist.

Prof. Lipp: Das glaube ich auch nicht, dass wir das in Deutschland so tun würden.

Prof. Lipp: Opsychotron ist auf jeden Fall eine gute Substanz, auch beim chronischen Schmerz.

Prof. Lipp: Es ist pharmakokinetisch einfacher zu nutzen als Morphin.

Prof. Lipp: Wir haben diesen ganzen Gluconid-Bereich, Hyperalgasie und so,

Prof. Lipp: das gibt es beim Oxycodon nicht.

Prof. Lipp: Ist auch insgesamt im Bereich Leber-Niere leichter handhabbar als das Morphin.

Prof. Lipp: Aber eigentlich entweder im Bereich Akutschmerz, klar, aber ansonsten ist es

Prof. Lipp: ja eigentlich was für Patienten mit schweren chronischen Schmerzen.

Prof. Lipp: Ich sage mal Zahnschmerzbehandlung oder jetzt bei bestimmten ambulanten Eingriffen,

Prof. Lipp: würde ich jetzt mal sagen, sind wir jetzt nicht so die klassischen Oxycodon-Befürworter

Prof. Lipp: in Europa und Deutschland.

Prof. Lipp: Aber das hatte sich plötzlich in den USA geändert.

Prof. Lipp: Also man hatte das Oxycodon, da hatte auch die Pharmafirma durchaus ein Händchen

Prof. Lipp: drin, ein Interesse, das breiter einzusetzen und hat dann auch, das fand ich nicht gut,

Prof. Lipp: gesagt, das ist super bei alltäglich vorübergehenden Schmerzen,

Prof. Lipp: weil es macht ein Abhängigkeitsrisiko von unter 1%.

Prof. Lipp: Und da haben die Leute natürlich gesagt, super, also das wirkt natürlich ganz

Prof. Lipp: toll und ist leichter handhabbar als Morphin.

Prof. Lipp: Und dann kommt es, wie es kommt. Und dann ist auch noch, muss man sagen,

Prof. Lipp: einer, der in der FDA verantwortlich war für die Substanz, in die Pharmaindustrie gegangen.

Prof. Lipp: Und dann gab es plötzlich große Essenseinladungen von Ärzten.

Prof. Lipp: So nach dem Motto hier, super Substanz, vorübergehender Schmerz.

Prof. Lipp: 9 Millionen US-Dollar wurde für Essenseinladungen ausgegeben.

Prof. Lipp: Da könnten wir drei echt oft essen.

Prof. Lipp: Und dann kommt es halt so, wie es kommt.

Prof. Lipp: Das heißt, es kommt zu einer völlig unsinnigen Verbreitung von Oxycodone.

Prof. Lipp: Die Leute finden das natürlich super.

Prof. Lipp: Und dann kommt es einfach zu einer Situation, die dann tatsächlich 2017 Trump

Prof. Lipp: zu einem Ausrufen eines medizinischen Notstands aufgefordert hatte.

Prof. Lipp: Das Problem war, es waren natürlich relativ viele Sucht krank,

Prof. Lipp: aber die Amerikaner sind oft ja extrem schlecht krankenversichert und Geld haben

Prof. Lipp: sie dann in den niederen Schichten auch keins.

Prof. Lipp: Und das ist natürlich blöd, wenn sie den medizinischen Notstand ausrufen,

Prof. Lipp: dann Oxycodon kappen, aber die Leute sollten dann natürlich auch ihre Sucht

Prof. Lipp: behandeln lassen können und das war nicht der Fall.

Prof. Lipp: Das heißt, dann ist natürlich eine illegale Beschaffung hochgegangen, das war auch nicht gut.

Prof. Lipp: Und dann haben die Dinge gemacht, ich will es einfach nochmal formulieren,

Prof. Lipp: weil das uns drei sicher fremd ist und haben wir drei auch noch nie gemacht.

Prof. Lipp: Aber es ist halt dann so, die Szene ist dann noch kreativer,

Prof. Lipp: nimmt eine Oxycodon 80 Milligramm Retard-Tablette und zermörsert die.

Prof. Lipp: Da gibt es natürlich dann keinen Retard mehr, das ist ja dann eine schnell freisetzende

Prof. Lipp: Form und da kriegen sie natürlich einen Kick, der nicht weg von Heroin ist.

Prof. Lipp: Und das heißt, die Leute haben gewusst, wie gehe ich damit um?

Prof. Lipp: Ganz wüscht wird es dann, wenn die Leute das in Wasser dann nochmal dispergieren

Prof. Lipp: und filtrieren und das dann intravenös aufziehen und so oder auch irgendwelche Nasensprays machen.

Prof. Lipp: Da schaudert es mich immer so ein bisschen. Aber da hat es dann eigentlich Formen angenommen.

Prof. Lipp: Das ist auch heute noch ein gewisses Problem. Es ist ein Schattenmarkt.

Prof. Lipp: Oxycodon wird dort natürlich jetzt auch günstiger angeboten.

Prof. Lipp: Und man sieht, wenn man hier nicht straff die Zügel hält und das Übel war eben

Prof. Lipp: bei alltäglich vorübergehenden Schmerzen,

Prof. Lipp: hier den Korridor zu öffnen, sieht man, was man damit anrichten kann.

00:42:35: Das dritte Schlüsselwort.

00:42:37: P450.

Marco: Haben wir eine Gefahr in Deutschland, so etwas nochmal zu erleben?

Marco: Also so eine Revival-USA-Opiatkrise hier in Deutschland?

Marco: Besteht da ein Risiko? Oder haben wir die Grundstrukturen nicht?

Prof. Lipp: Also, naja gut, es ist natürlich schon so, dass das bei uns...

Prof. Lipp: Das Oxycodon, natürlich zum einen stationär nur über Betäubungsmittelanforderungsscheine

Prof. Lipp: geht oder beziehungsweise eben über ein Betäubungsmittelrezept im Bereich Ambulanz,

Prof. Lipp: im niedergelassenen Bereich.

Prof. Lipp: Und ja, ich glaube auch, dass wir diesen Weg, manche haben das ja nicht so gut

Prof. Lipp: gefunden, aber der Lipithargin war ja nun jetzt auch nicht ganz so dumm.

Prof. Lipp: Also die Kombination mit Oxycodon und Naloxon, ähnlich wie wir es ja immer schon

Prof. Lipp: beim Tilidin und Naloxon, also beim Valeron hatten.

Prof. Lipp: Sie haben praktisch den Antagonisten mit dabei.

Prof. Lipp: Das macht die Sache natürlich ein bisschen schwieriger, denn sie übersättigen

Prof. Lipp: bei einer Überdosis natürlich einfach bestimmte Enzyme, die sonst das Naloxon platt machen.

Prof. Lipp: Und damit haben sie auch einen zunehmenden Antagonisierungseffekt systemisch mit Naloxon.

Prof. Lipp: Das war ja die Idee damals beim Valeron, beim Tilidin und Naloxon.

Prof. Lipp: Und deshalb sind die Tropfen ja auch nur über

Prof. Lipp: Betäubungsmittelrezept oder Betäubungsmittelanforderungsschein verfügbar.

Prof. Lipp: Weil bei den Tropfen haben sie halt das Blöde, da ist zwar auch das Naloxon drin.

Prof. Lipp: Und da werden sie sagen, na gut, der kann jetzt das Fläschle ja nun auch nicht trinken.

Prof. Lipp: Das macht ja dann gar keinen Sinn, wenn sie das Naloxon da mitlutschen.

Prof. Lipp: Aber die Drogenszene ist natürlich auch schlau. Und Sie können,

Prof. Lipp: das möchte ich jetzt als Anleitung hier durch den Podcast geben,

Prof. Lipp: aber auch Laien schaffen mit kleinen Möglichkeiten, in dem Dropfläschchen das

Prof. Lipp: Naloxon zu inaktivieren und das Oxycodon bleibt.

Prof. Lipp: Und dann haben Sie natürlich alle Wünsche offen, die Sie gerne hätten.

Prof. Lipp: Das ist bei einer Tabletten-Suspension dann echt schwieriger.

Prof. Lipp: Und deshalb auch beim Oxycodon, wenn Sie dort das Naloxon mit dabei haben,

Prof. Lipp: in der paruralen Form, gut, da gibt es jetzt keine Tropfenform,

Prof. Lipp: aber macht die Sache natürlich schwierig.

Prof. Lipp: Also soll ich zusammenfassen, die Kombination von Naloxon hat vielleicht einmal

Prof. Lipp: eine gewisse Prävention, um dort ein unsinniges Verhalten einfach zu verhindern.

Prof. Lipp: Zum anderen, ja, wir haben schon

Prof. Lipp: mit dem Betäubungsmittelrezept und dem Betäubungsmittelanforderungsschein

Prof. Lipp: einfach auch nochmal eine Hürde.

Prof. Lipp: Und es würde auch jemand fragen, wieso bestellen wir plötzlich eine zehnfache

Prof. Lipp: Menge an Oxycodon? Was ist da los?

Prof. Lipp: Das würde auffallen. Und ich glaube, wir haben auch relativ schnell verstanden

Prof. Lipp: in Europa, was da in den USA passiert ist. Es sind sehr viele sensibilisiert worden. Ja.

Prof. Lipp: Und das hat uns da vielleicht auch ein bisschen geholfen, dass wir nicht so

Prof. Lipp: unsinnig mit Oxycodon umgehen.

Prof. Lipp: Und ich sehe das jetzt auch im Moment nicht in einer anderen Substanz.

Prof. Lipp: Also manchmal ist eine gewisse Zurückhaltung dann wirklich von Vorteil.

Marco: Wenn ich ehrlich bin, hatte ich gehofft, dass genau so eine Antwort kommt.

Jan-Peer: Ja, das ist aber natürlich auch ein bisschen an uns. Also wir als Verschreibende

Jan-Peer: haben es dann auch ein bisschen mit in der Hand.

Marco: Ja, genau.

Prof. Lipp: Und zu ihrer Beruhigung, also ich will jetzt das Pharmaunternehmen in den USA nicht nennen,

Prof. Lipp: aber die 9 Millionen US-Dollar, die man da für leckeres Essen ausgegeben hat

Prof. Lipp: und wahrscheinlich auch ein paar Reisen, das weiß ich jetzt nicht ganz genau,

Prof. Lipp: das ist der Firma übel im Halse stecken geblieben.

Prof. Lipp: Weil wenn dann eine Firma auf dem Kieker ist, wenn man sieht,

Prof. Lipp: da wurde sehr unsachgemäß Werbung betrieben, dann bleiben sie eigentlich ihr

Prof. Lipp: Unternehmen quasi durch die Strafen in den Ruin.

Prof. Lipp: Und das ist dem Unternehmen nicht gut bekommen. Da hat, glaube ich,

Prof. Lipp: die eine oder andere Firma gelernt, dass etwas vorsichtig zum Thema Vorteil ist.

Marco: Die Firma ist dann zur Belohnung 2019 auch insolvent gegangen.

Prof. Lipp: Ja, das war ein großes Problem. Aber man muss dann vielleicht manchmal auch

Prof. Lipp: sagen, also ich hatte ja immer gute Kontakte mit den Pharmaunternehmen,

Prof. Lipp: weil viele würden einen ganz tollen Job machen.

Prof. Lipp: Aber ja, vielleicht ist es einfach dann auch gut, dass die bestraft werden,

Prof. Lipp: die eben sehr unlauter sind und damit auch wirklich ein gesellschaftliches Problem

Prof. Lipp: initiiert durch die Verunsachlichung der Anwendungen.

Prof. Lipp: Ja, ich glaube, wir müssen mit Pharmaka wirklich einfach auch ordentlich umgehen.

Prof. Lipp: Das ist auch gut so, aber man sieht, Gier frisst Hirn und das war noch nie gut.

Marco: Tja, Lernen aus Fehlern. Ich habe noch eine andere Frage.

Marco: Es gibt ja im Moment einen Trend bei uns in dem perioperativen Bereich der Anästhesie,

Marco: nämlich die sogenannte opiatfreie Anästhesie.

Marco: Wie sehen Sie den Ansatz? Ist der realistisch aus unserem Fachgebiet oder ist

Marco: das einfach eine Sackgasse, in der wir uns bewegen, weil wir Angst haben,

Marco: in eine Opiatkrise zu gehen?

Prof. Lipp: Bei der Frage war für mich natürlich zuerst mal im Vordergrund,

Prof. Lipp: ich will mich jetzt natürlich auf gar keinen Fall, das wäre Ihnen auch nicht

Prof. Lipp: gerecht gegenüber, als Hobbyanästhesist vorstellen.

Prof. Lipp: Wer, wie ich, noch nie eine Anästhesie gemacht hat, also schon eine erlebt hat,

Prof. Lipp: aber nicht gemacht hat, muss sich da vielleicht ein bisschen vorsichtig äußern.

Prof. Lipp: Aber auch hier ist es so, man hat Quellenanalysen, man macht sich ein Bild und

Prof. Lipp: so würde ich das jetzt auch verstehen. Ich habe einiges einfach zu dem Thema

Prof. Lipp: mal gegengelesen und das hat sich eigentlich wiederholt.

Prof. Lipp: Und wenn ich das so für mich zusammenfassen darf, wäre für mich die Schlussfolgerung

Prof. Lipp: zu sagen, naja, kriege ich denn tatsächlich alles mit Ketamin,

Prof. Lipp: mit Clonidin, Lidocain oder Dexmedomidin hin?

Prof. Lipp: Und da war eigentlich schon die Summe, nee, du wirst an den Opioiden eigentlich nicht vorbeikommen.

Prof. Lipp: Aber natürlich war es immer schon gut, wenn man sich sagt hat,

Prof. Lipp: ja, mach doch so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich. Ich glaube, es ist die Mischung.

Prof. Lipp: Und der zweite Punkt, den ich eigentlich auch als Surrogat herausgenommen hatte,

Prof. Lipp: war, dass es auch Patientenindividuelle Entscheidungen sein müssen.

Prof. Lipp: Es wird Prozeduren geben, wo man...

Prof. Lipp: Einfach ein Opioid braucht und da ist es sicherlich nicht sinnvoll zu sagen,

Prof. Lipp: das kriegen wir jetzt auch mit Gabapentin, was es ja gar nicht parenteral gibt,

Prof. Lipp: oder Benzodiazepin oder mit Propofol hin, die sind ja nun auch nicht alle ganz unkritisch.

Prof. Lipp: Das soll also heißen, ja, da haben sich so ein bisschen Lager gebildet,

Prof. Lipp: aber selbst Protagonisten dieser opioidfreien Anästhesie waren so ehrlich zu

Prof. Lipp: sagen, ja, ich glaube, das müssen wir sehr Patienten individuell diskutieren.

Prof. Lipp: Und es mag vielleicht Prozeduren geben, wo man auch entscheiden kann,

Prof. Lipp: wo vielleicht auch der Patient explizit aus seinem Ausdruck auch immer formuliert,

Prof. Lipp: ja, ich möchte keine Opioide haben, dann kann man natürlich entscheidend treffen.

Prof. Lipp: Aber ich glaube, das ist alles oder nichts, das sollte man relativ in ihren.

Marco: Das ist auch, was wir in vielen anderen Bereichen sehen, dass es da keinen Schwarz und Weiß gibt.

Marco: Man sollte es einfach nur vernünftig anwenden und vielleicht ist das ja auch

Marco: unser großer Vorteil, dass wir das schon immer irgendwie gelebt haben und vielleicht

Marco: auch ein Teilbaustein, weswegen wir es schwieriger haben werden,

Marco: vielleicht in so eine Opiatkrise reinzugehen, weil wir etwas reflektierter damit umgehen.

Marco: Ja und ich denke auch, man muss, wenn ich das noch ergänzen darf, dass ich...

Marco: Erlebt habe oder was immer mein Schlüsselsatz war über alle Pharmakgruppen hinweg,

Marco: das war für mich immer der Punkt, gibt es einen Unmet-Need?

Marco: Und wenn man jetzt eine Situation haben, wo Sie sagen, ja, da haben wir mit

Marco: den Opioiden Riesenprobleme in unserer Standard Operating Procedure und da müssen

Marco: wir irgendwas verändern, dann hat man Unmet-Need, da muss ich was überlegen.

Marco: Aber ich muss auch so in meinen Erlebnissen auch so sagen,

Marco: wenn das gut funktioniert und auch eine gute Anästhesie gemacht wird und das

Marco: Grotter-Patienten wirklich auch zufrieden die Klinik oder wie auch immer verlässt,

Marco: dann würde ich eigentlich an diesem Rad nicht unnötig drehen,

Marco: weil es eigentlich kein Anmetnid gibt.

Marco: Und so würde ich Sie vielleicht eher motivieren wollen, wo es vielleicht schwierig

Marco: sein könnte, oder tatsächlich Patienten individuelle Bedürfnisse auftreten,

Marco: die man halt diskutieren muss.

Marco: Da mag es ja dann vielleicht eine Option geben, aber verändern Sie nicht schnell

Marco: Abläufe, die eigentlich gut eingefahren sind.

Jan-Peer: Ich glaube, das ist auch ein fantastischer Schlussstrich, ein fantastisches Schlusswort.

Marco: Ja.

Jan-Peer: Oder gibt es noch aktuell irgendetwas, was Sie uns noch mit auf den Weg geben

Jan-Peer: wollen bezüglich Opiaten?

Jan-Peer: Irgendwas, was Sie sich wünschen in Klinik, in Forschung, in Ausbildung?

Prof. Lipp: Naja, also was ich jetzt bei Ihnen beinahe auch gemerkt habe,

Prof. Lipp: hoffe ich zumindest, dass ich Sie auch ein bisschen zu diesem Thema,

Prof. Lipp: weil viele finden ja Pharmakologie, habe ich mir sagen lassen, immer schwierig.

Prof. Lipp: Aber ich habe sie jetzt eigentlich beide erlebt, die sagen, ja,

Prof. Lipp: das war ganz interessant.

Prof. Lipp: Und dass man vielleicht auch dieses Thema der Analgesie, ich würde es jetzt

Prof. Lipp: nicht nur auf die Opiate, Opioide konzentrieren, obwohl es der größte Batzen

Prof. Lipp: ist, aber ich glaube, es ist schon immer hilfreich, nochmal,

Prof. Lipp: ja, immer wieder auch Seminare anzubieten, wo man nochmal von der Potenz,

Prof. Lipp: von der Pharmakodynamik, nicht alle sind gleich,

Prof. Lipp: ja, dann aber auch manchmal Interaktionen, was ist schiefgelaufen.

Prof. Lipp: Die Leute mitnimmt, dann auch vielleicht Fragen klärt, was,

Prof. Lipp: ist eine Sache, die vielleicht irgendwie untergegangen ist, was man immer wieder

Prof. Lipp: auch reaktivieren muss und da sind glaube ich, immer wieder auch solche Fragestellungen,

Prof. Lipp: die man dann auch wie sagt man,

Prof. Lipp: multiprofessionell angehen kann.

Prof. Lipp: Hilfreich Forschung, ja, das ist die Frage, das wird wahrscheinlich auf Zentren konzentriert sein,

Prof. Lipp: aber wir hatten ja nun tatsächlich auch mit dem Polyzeridin einen neuen Wirkstoff

Prof. Lipp: angesprochen und es wird auch den anderen Wirkstoff noch geben, an dem man bastelt.

Prof. Lipp: Also seinen Kopf freihalten für Opiate, Opioide, ein bisschen Spaß dabei zu

Prof. Lipp: haben, man muss es ja nicht gleichzeitig auch selber ausprobieren,

Prof. Lipp: wenn wir das heute zusammen geschafft haben, dann wäre das doch eigentlich ganz schön.

Jan-Peer: Das finde ich auch. Also fantastisch. Vielen, vielen Dank für dieses wunderbare Gespräch.

Jan-Peer: Ich habe eine Menge, die ich mitnehmen kann.

Jan-Peer: Ich habe eine Menge gelernt und ich finde es ganz, ganz toll,

Jan-Peer: dass wir einen großen Bogen gespannt haben.

Jan-Peer: Vom ganz kleinen, von der Molekularbiologie, von der Pharmakologie bis hin eigentlich

Jan-Peer: zu gesellschaftspolitischen Fragestellungen.

Jan-Peer: Vielen, vielen Dank für Ihre Zeit und vielen, vielen Dank für Ihre Expertise.

Jan-Peer: Ja, von meiner Seite auch. Vielen, vielen, vielen Dank. Das war super interessant.

Jan-Peer: Und ganz ehrlich, man hat ja die Leidenschaft zum Zytochrom P450 System,

Jan-Peer: hat man ja schon rausgehört.

Jan-Peer: Und das ist rübergeschwappt. Also das ist definitiv etwas, Jan-Pär,

Jan-Peer: was ich mit dir nochmal machen möchte.

Jan-Peer: Das hat mich richtig interessiert. Aber das fand ich schon immer gut und ich

Jan-Peer: habe immer so noch im Hinterkopf, alles mehr als fünf Medikamenten bringt dieses

Jan-Peer: System so durcheinander, das kriegen wir ohne Computersystem gar nicht mehr

Jan-Peer: hin, um zu gucken, was da eigentlich mit den Medikamenten passiert.

Jan-Peer: Aber ich finde es gut, dieses Thema nochmal aufzugreifen, um zu gucken,

Jan-Peer: was gebe ich als einen kleinen Koffer mit.

Jan-Peer: Da hatten sie ja die Literatur schon angeboten. Großartig.

Jan-Peer: Fantastisch.

Marco: Ja, also von meiner Seite wirklich nochmal vielen, vielen, vielen, vielen, vielen Dank.

Marco: So viel kann ich das gar nicht sagen, bei so viel Input, was wir als Expertise

Marco: von Ihnen genießen dürfen.

Marco: Und von meiner Seite aus kann ich nur sagen, ich freue mich schon auf die nächste

Marco: Folge und kann nur allen wünschen, nutz den und genieß den Cappuccino,

Marco: was ich auch gleich mit Jan Peer machen.

Prof. Lipp: Ja, und ich darf mich auch bei Ihnen bedanken.

Prof. Lipp: Also ich sehe das auch so ein bisschen Also ein Dankeschön,

Prof. Lipp: weil ich ja auch mal unter der Anästhesie bei uns im Uniklinikum sehr profitiert

Prof. Lipp: habe und weiß, was Sie alle für einen ganz hervorragenden Job machen.

Prof. Lipp: Und ich konnte gar nicht alle den Händen schütteln, weil sie einfach alle so

Prof. Lipp: mit mir beschäftigt waren und das als auch ein Dankeschön an Ihren Berufsstand bezeichnen.

Prof. Lipp: Also wir haben sie damals das Leben gerettet, muss ich sagen.

Prof. Lipp: Und das ist doch toll, dass wir dann auch multiprofessionell zusammenkommen

Prof. Lipp: und uns so gut verstehen.

Marco: Ja, das finde ich auch.

Jan-Peer: Das ist immer das Beste.

Marco: Ja, dann dementsprechend. Ich freue mich auf die nächste Folge.

Marco: Bis dahin. Bleibt gesund.

Jan-Peer: Bleibt neugierig.

Music: Wir bedanken uns und freuen uns wieder auf dich, wenn das heißt der Schmerzcode.

Music: Music

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