Mehr als nur Fragen – Die Kunst der Schmerzanamnese

Shownotes

Gastgeber*innen & Gäste

Dr. med. Marco Wintruff

Dr. med. Jan-Peer Rogmann

Jan-Peer´s Geburtstagsgeschenk:

https://www.linkedin.com/pulse/der-schmerzcode-folge-15-jan-peer-rogmann-rhqde

Gäste

Dr. med. Iris Müller

Leif Burmeister

Kontaktdaten:

Schmerztherapie an der Hohenluft

Praxis für spezielle Schmerztherapie

Hoheluftchaussee 52, 20253 Hamburg

https://schmerztherapie-hoheluft.de

Info@Schmerztherapie-Hoheluft.de

Feedback

podcast@derschmerzcode.de

Homepage

https://www.derschmerzcode.de

Fortbildungspunkte

Die Ärztekammer Hamburg hat die Veranstaltung (Podcast) mit 1 Punkt anerkannt. Der/Die CME-Punkt/e können unter der Angabe der notwendigen Schlüsselwörter bis zu 14 Tage nach der Veröffentlichung, unter folgendem Link, beantrag werden: https://forms.gle/7k95zeiEu6KScJLw5

Literatur und kurze Zusammenfassungen

  1. Shanafelt TD, Del Carmen MG, Sinsky CA, et al. Ambient documentation technology in clinician experience of documentation burden and burnout. JAMA Network Open. 2025;8(8):e2528056. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.28056

Zusammenfassung: Die in JAMA Network Open (2025; 8(8): e2528056) veröffentlichte Studie untersuchte, ob der Einsatz von sogenannter Ambient Documentation Technology (ADT) – KI-gestützte Erstellung klinischer Notizen aus Arzt-Patienten-Gesprächen – mit einer Verringerung der Dokumentationslast und des Burnouts bei Klinikern verbunden ist. In einer Beobachtungsstudie an zwei akademischen US-Zentren (Mass General Brigham, Massachusetts, und Emory Healthcare, Georgia) wurden zwischen 2023 und 2024 insgesamt 1 430 Ärztinnen und Ärzte sowie weiteres klinisches Personal befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass bei Mass General Brigham der Anteil der Befragten mit Burnout von rund 50 % zu Beginn auf 29,4 % nach 42 Tagen und auf 30,7 % nach 84 Tagen sank (jeweils p < .001). Bei Emory stieg der Anteil derjenigen, die ihre Dokumentationspraxis positiv wahrnahmen, von 1,6 % auf 32,3 % (p < .001). Qualitative Rückmeldungen deuteten darauf hin, dass ADT die Freude an der klinischen Arbeit erhöht und den Fokus stärker auf den Patienten lenkt, auch wenn bestimmte Besuchsarten wie kinder- oder psychologische Konsultationen weniger gut unterstützt wurden. Die Autoren folgern, dass ADT ein vielversprechendes Instrument zur Entlastung von Klinikpersonal ist. Einschränkungen bestehen jedoch in der geringen Rücklaufquote und möglichen Selektionsverzerrungen. Weitere Forschung ist notwendig, um Nachhaltigkeit, Skalierbarkeit sowie Auswirkungen auf Patientenzufriedenheit, Kosten und breite klinische Einsatzfelder zu prüfen.

  1. Der Deutsche Schmerzfragebogen https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/deutscher-schmerzfragebogen-dsf

Die Zusammenfassungen wurden mit der Unterstützung von ChatGPT erstellt.

Hardware

MacBook Air, M2 (2022), Apple Inc., One Apple Park Way, Cupertino, Kalifornien, USA

beyerdynamic dt 297, beyerdynamic GmbH & CO. KG, Theresienstr. 8, D-74072 Heilbronn, Deutschland

PodTrak P4, Zoom Corporation, 55 N Almaden Blvd, 6. Stock, San Jose, CA 95113, USA

Musik und Gestaltung

GarageBand, Version 10.4.10, Soundmediathek 1178, Titelmusik: „Collins Avenue Long“

Podcast-Logo: Privatbild mit ToonMe (Version 0.10.59 (2108)) modifiziert.

Modifiziertes Hintergrundbild nach „matrix_plot.png“ von https://www.r-bloggers.com; „Matrix-style screensaver in R“, Layout via Microsoft®️PowerPoint for Mac, Version 16.80 (23121017)

Podcast Begrüßung, Verabschiedung und Ansagen: Text-To-Speech via https://elevenlabs.io/text-to-speech (Freya)

Audioüberarbeitung

https://auphonic.com

Disclaimer

Die im Podcast dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Die Inhalte erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Podcast ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden.

Sponsoring

Paypal: m.wintruff@gmx.de

Transkript anzeigen

Music: Music

Music: Moin Moin zu der Schmerzkode. Der Podcast, in dem Jan-Pär und Marco wichtige

Music: Themen zum Mysterium Schmerz einfach und praktisch aufschlüsseln wollen.

Music: Music

Marco: Herzlich willkommen zu der Schmerzkode. Ja, mittlerweile die 15. Folge.

Marco: Eine ganz besondere. Hallo Jan-Peer. Schön, dass du da bist.

Jan-Peer: Wie geht's dir? Danke, mir geht's gut. Wie geht's dir?

Marco: Ja, sehr gut. Wir haben heute ein schönes, spannendes Thema.

Marco: Aber, aber, wir haben auch was ganz Besonderes. Und das wissen unsere Zuhörer gar nicht.

Marco: Und da möchte ich dich ein bisschen mit überraschen. Und zwar,

Marco: wenn ich mich recht entsinne, war gestern ein ganz, ganz besonderer Tag für dich.

Jan-Peer: Ja, das ist richtig.

Marco: Richtig. Du hast nämlich genullt.

Jan-Peer: Ja, ich habe genullt.

Jan-Peer: Und darum wollte ich dir...

Jan-Peer: Wirklich nett, dass du das so neutral formulierst.

Marco: Ich sage auch keine Zahl dazu. Außer die Null natürlich.

Marco: Ich habe dir erstmal als Dankeschön, dass du mein Partner bist bei diesem Super-Podcast

Marco: und natürlich auch Freund, habe ich dir ein schönes Geschenk mitbehalten.

Marco: Ich würde mich freuen, wenn du es vielleicht jetzt schon auspackst.

Marco: Vielleicht gefällt es dir sogar.

Jan-Peer: Wahnsinn. Vielen, vielen Dank.

Jan-Peer: Ja, sehr gerne. Du darfst Krach machen.

Jan-Peer: Du hast mir ja gesagt, du möchtest mir ein Geschenk machen und ich habe Ich

Jan-Peer: habe schon, ich habe gedacht, du kommst aus der Torte.

Jan-Peer: Ja, aber das Gesteck ist noch besser.

Marco: Ja, das ist besser. Ich glaube, für alle Beteiligten, weil natürlich keiner

Marco: sehen kann, wie toll ich...

Jan-Peer: Darf ich es aufweisen?

Marco: Ja, bitte.

Marco: Bitte.

Marco: Ich hoffe, man kriegt es sogar leicht auf.

Jan-Peer: Also für die Hörer, die es nicht sehen können, jetzt ist es nochmal in

Jan-Peer: schwerer Folie eingepackt.

Marco: Ich muss dir mal helfen, weil ich das schon mal aufgerissen.

Marco: So, jetzt kannst du. Vielen Dank. Der Rest muss vorsichtig sein.

Jan-Peer: Jetzt muss ich vorsichtig sein.

Jan-Peer: Oh, ich bin schon echt wirklich aufgeregt.

Marco: Ja, mach mal.

Marco: Das ist nochmal so ein bisschen schützend eingepackt, eingewickelt,

Marco: muss man ehrlicherweise sagen, in mehreren Lagen.

Marco: Ich muss dazu sagen, er hat vorher ein Foto geschenkt bekommen.

Marco: Ich hoffe, es passt ungefähr.

Jan-Peer: Beschreiben kannst du es. Ein Wackel-JP.

Jan-Peer: Ein Wackel-Jay-Fee.

Jan-Peer: Vielen Dank.

Marco: Das ist ganz gut geworden.

Jan-Peer: Sehr schön. Wir machen ein Foto, wir stellen es in die Show.

Jan-Peer: Ich musste zwar gar nicht so viele Haare noch haben,

Jan-Peer: Aber vielen Dank. Ich musste viele digitale Korrekturen vornehmen.

Jan-Peer: Nein, nein, oh Gott, das wird das alles.

Jan-Peer: Filter und Blätten. Dankeschön, Marco, ich freue mich. Vielen Dank.

Marco: Sehr schön.

Jan-Peer: So, jung kommen wir nie wieder zusammen?

Marco: Ne, wahrscheinlich nicht. Du nicht, definitiv nicht. Jetzt, wo du genullt hast,

Marco: ohne die Zahl vorher zu nennen.

Marco: Okay, das Wichtigste haben wir jetzt eigentlich schon erledigt.

Marco: Wir können eigentlich jetzt aufhören willst du den abspann

Jan-Peer: Ich will noch eine organisatorische sache ansagen ja uns wurde

Jan-Peer: die frage haben getreten oder getragen was eigentlich ist es

Jan-Peer: sich auf sich hat mit diesen ominösen schlüsselwörtern und wir haben es vor

Jan-Peer: vielen vielen folgen schon mal gesagt dass wir ja fortbildungspunkte cme zertifiziert

Jan-Peer: sind und man kann auf unserer website der schmerzcode.de die zu der passenden

Jan-Peer: folge die passenden schlüsselwörter eingeben seine daten hinterlegen und bekommt

Jan-Peer: dann Fortbildungspunkte gut geschrieben.

Marco: Ich glaube, da muss ich einmal ganz kurz korrigieren. In den Shownotes ist der

Marco: Link für das Formular, wo man sich eintritt.

Jan-Peer: Okay, genau, dass man gleich auf die richtige Seite kommt und dann auf die richtige Folge.

Jan-Peer: Also für alle, die interessiert sind, auch Fortbildungspunkte allein durch das

Jan-Peer: Hören des interessanten Inhalts zu bekommen, klickt auf den Link,

Jan-Peer: gebt die Schlüsselwörter ein und schon schwupps hat man einen Punkt.

Marco: Ja, definitiv, weil da ist ja auch ein Geburtstagskind dabei.

Marco: Das ist ja wichtig. Geburtstagsfolge.

Jan-Peer: So, was machen wir heute?

Marco: Wir haben heute ein spannendes Thema und was viel wichtiger ist einfach,

Marco: dass wir auch zwei mega, dieser Wackeldackel wollte ich gerade sagen,

Marco: der macht mich völlig fällig. Wir haben auch zwei Gäste heute.

Jan-Peer: Das ist der erste Mal der flotte Vierer.

Marco: Ja, danke für diesen sprachlichen Input.

Marco: Wir wollen uns heute über Schmerzanamnese im weitesten Sinne unterhalten und

Marco: das Ganze mal ein bisschen aufdröseln und dadurch, dass wir ja eher so die klinische

Marco: Fraktion sind, dachten wir, wir holen uns jetzt mal hier richtige Profis.

Jan-Peer: Richtige Profis, ja. Vielen Dank, dass ihr Zeit gefunden habt für uns.

Marco: Ja, und ich würde sagen, damit es nicht so ein ominöses Danke im Hintergrund ist,

Marco: würde ich mich freuen, dass sich vielleicht unsere erste Gäste Iris und Leif,

Marco: die beide da sind, vielleicht gesondert voneinander mal für unsere Zuhörer und

Marco: Zuhörerinnen einmal vorstellen, damit wir eigentlich wissen,

Marco: mit wem wir hier eigentlich reden.

Iris: Dann beginne ich doch einfach mal als erste Gäste.

Marco: Es heißt doch Ladies first, oder? Das gehört dazu.

Jan-Peer: Das wäre eine Ehre. Vielen Dank.

Jan-Peer: Bitte.

Iris: Ja, mein Name ist Iris Müller.

Marco: Du darfst aber nicht so oft auf diesen Wackeldackel gucken, dann fängst du immer

Marco: an zu lachen. Nee, das ist kein Wackeldackel,

Jan-Peer: Das ist ein Wackelschmerz.

Marco: Kriegst du Schmerzen beim Wackeln? Kot. Achso, okay.

Iris: Ich glaube, wenn der mich anstarrt, kann ich mich gar nicht konzentrieren.

Marco: Wahrscheinlich nicht.

Iris: Aber drehen mal zu dir, während du lauscht.

Jan-Peer: Mach das mal.

Iris: Ja, mein Name ist Iris Müller. Ich komme ursprünglich aus Münster-Westfalen.

Iris: Ich habe dann im schönen Freiburg Medizin studiert, um dann wieder ganz nach

Iris: oben in den Norden zu flippen und hier am UKE Anästhesie zu begehen als Facharztausbildung.

Marco: UKE war Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf. Genau.

Iris: Ja, ich war damals eigentlich noch gar nicht so fixiert, was ich da,

Iris: was ich machen möchte später im beruflichen Leben.

Iris: Ich habe, wie so viele auch, als PJlerin Anästhesie sehr gemocht und dachte,

Iris: na gut, starten wir damit.

Iris: Und schon schwupps war ich in der Anästhesie im Uniklinikum Eppendorf und habe

Iris: da dann die Schmerztherapie, die perioperative Schmerztherapie mitgemacht.

Iris: Das war ein sehr unbeliebter Job eigentlich.

Iris: Man hat nämlich den ganzen Tag dazu gebracht, irgendwelche kleinen Schmerzpümpchen

Iris: durch die Gegend zu tragen und den Patienten anzuhängen, die mit einem sogenannten

Iris: Peridoralkatheter versorgt wurden im OP-Saal von den Anästhesisten.

Iris: Und hat da halt dann geguckt, okay, funktioniert der?

Iris: Wie geht es dem Patient? Hat der Schmerzen?

Iris: Was kann man noch tun? Läuft es? Und da habe ich schon wirklich Spaß gehabt,

Iris: mit den Patienten zu sprechen und auch dieses Interkollegiale so ein bisschen

Iris: weiter zu treiben und mit der Pflege zu sprechen und zu gucken, okay,

Iris: was ist da los? Kann ich noch was tun?

Iris: Und da schon habe ich auch gemerkt, okay, Schmerzen, wenn die da sind,

Iris: ist der Heilerfolg einfach vermindert. Also die Patienten sind einfach nicht gut unter Schmerzen.

Iris: Und die, die gut eingestellt waren, halt in dem Fall über den Peridural-Katheter,

Iris: die sind einfach irgendwie schneller mobilisiert, glücklicher, alles war besser.

Iris: Und da war so ein bisschen der Beginn meiner schmerztherapeutischen Karriere.

Iris: Ich habe dann den Facharzt gemacht, nochmal einen kleinen Abstecher in die Palliativmedizin

Iris: gemacht, hier natürlich auch viel schmerztherapeutisch gearbeitet.

Iris: Ja, und dann kam so ein bisschen das Leben und zwei Kinder und dann dachte ich

Iris: mir, okay, jetzt ab in die ambulante Welt, weil morgens um sieben im OP sitzen

Iris: und vorher die Kinder versorgen geht schlecht.

Iris: Und schon war ich im ambulanten Bereich und vor drei Jahren habe ich dann Leif

Iris: und Antje kennengelernt und bin

Iris: eingestiegen in diese Praxis hier, in die Überg für Anästhesie und Frauenheilkunde

Iris: und arbeite jetzt hier in der wunderschönen Schmerzpraxis an der hohen Luft mit dem Leif.

Marco: Das ist ein schöner Übergang.

Marco: Leif. Zu mir, ja.

Marco: Schön, ja, schön, dass du auch dabei bist.

Leif: Ja, vielen Dank.

Marco: Das vierte Klebert. Ja, wie romantisch, ja.

Leif: Dir erstmal herzlichen Glückwunsch nachträglich.

Jan-Peer: Vielen Dank.

Leif: Ich bin nur knapp älter. Ich sage jetzt auch mein Alter lieber nicht,

Leif: weil sonst würde ich ja was verraten.

Marco: Nee, das darfst du nicht.

Leif: Aber da bin ich gut. Ja, ich bin auch Anästhesist.

Leif: Ich glaube, mein Interesse wurde schon sehr früh geweckt an der Schmerztherapie.

Leif: Ich habe mal eine Formulatur in England gemacht, im Louisian Hospital in London

Leif: und hatte da die Möglichkeit,

Leif: mit einem Consultant der Anästhesie zwei Tage in der Woche mit ihm in die Schmerzambulanz zu gehen.

Leif: Und das hat mich irgendwie von Anfang an gepackt, muss ich sagen. Das fand ich spannend.

Leif: Ich komme so ein bisschen aus der ganzen Notfallmedizin, weil ich Rettungssanitäter

Leif: war als Zivilinsleister, habe eigentlich mein ganzes Studium auf einer Intensivstation

Leif: gearbeitet und wollte irgendwas immer mit Notfallmedizin machen und darum bot

Leif: sich irgendwie Anästhesie an.

Leif: Aber ich hatte immer das Gefühl, da fehlt mir irgendwas, da wird mir was fehlen,

Leif: weil ich schon auch von Anfang an, auch im Studium schon immer gerne,

Leif: das Gespräch mit dem Patienten gesucht hatte.

Leif: Und als ich dann in Lurischem Hospital war, habe ich irgendwie gedacht,

Leif: ja, das passt irgendwie. Die Kombination Anästhesie, sehr technisch,

Leif: sehr schnell, sehr direkt und das Gegenstück dazu war für mich die Schmerztherapie.

Leif: Und ich habe dann letztendlich meine Ausbildung, mein AIP in England gemacht,

Leif: in der Chirurgie und Inneren und habe dann Anästhesie angefangen,

Leif: war dann anderthalb Jahre in der Uniklinik in Lübeck,

Leif: um dann letztendlich wieder zurückzugehen in das englische System,

Leif: weil mir das da eigentlich doch besser gefallen hatte und habe dann meine komplette

Leif: Facharztausbildung in England gemacht.

Leif: Ich habe da so eine Register-Rotation gehabt, wo man eben zwischen den verschiedenen

Leif: Krankenhäusern wechselt.

Leif: Da war ich hauptsächlich in Southampton in der Uniklinik, aber auch ein Jahr auf Jersey.

Leif: Und auch da habe ich dann letztendlich, das war mein drittes Jahr,

Leif: glaube ich, der Rotation.

Leif: Und da habe ich dann das erste Mal auch die Schmerztherapie gemacht.

Leif: Das hat mir auch schon da sehr viel Spaß gemacht. Und dann habe ich irgendwann

Leif: im vierten Jahr, ist das in England, macht man dann seine Subspezialisierung

Leif: und da habe ich dann ein Jahr komplett eben meine Schmerztherapie in der Uniklinik Saus Hempten gemacht.

Leif: Das war ein sehr psychosomatisch oder psychodynamisch orientiertes Team und

Leif: parallel dazu war ich auch im Krankenhaus Portsmouth.

Leif: Das war wiederum sehr interventionell, da habe ich sehr viel interventionelle

Leif: Schmerztherapie gemacht.

Leif: Bin dann über den Umweg nach Barcelona, da war ich noch ein Jahr in einer Privatklinik

Leif: in der Schmerztherapie, was auch wieder sehr interventionell war.

Leif: Da haben wir sehr viel Spritzen gemacht, sehr viel PRTs gemacht,

Leif: Spinal Cord Stimulation gemacht.

Leif: Und da bin ich letztendlich aber auch aus einem Grund mit weggegangen,

Leif: weil mir das nicht gereicht hat, weil das irgendwie zu technisch war und zu

Leif: wenig am Patienten war und man konnte den Patienten auch zu wenig helfen mit

Leif: diesen Interventionen und bin dann nach Deutschland gekommen und habe mir hier

Leif: eine Schmerzpraxis gesucht, das hat ein bisschen gedauert,

Leif: ist ja ein bisschen schwierig manchmal in der Niederlassung jemanden zu finden

Leif: und habe dann letztendlich die Praxis von dem Dr.

Leif: Kniesel übernommen, der eine sehr schöne Praxis im Roten Baum hier in Hamburg hatte.

Leif: Das war eine Einzelpraxis, der war auch ein Einzelkämpfer und ich habe das übernommen

Leif: und habe aber ziemlich schnell gemerkt, dass ich das nicht alleine machen möchte

Leif: und habe dann Antje Kaiweid, die auch schon bei euch im Podcast war, kennengelernt und,

Leif: die ist dann zu mir gestoßen und dann ist Iris zu mir gestoßen,

Leif: und dann haben wir gemeinsam die Praxis einfach größer gemacht,

Leif: sind 2024 umgezogen in die hohe Luftchaussée und haben jetzt eben hier diese schöne Praxis,

Leif: unterm Himmel oder über den Dächern von Hamburg kann man sagen,

Leif: mit einer großen Dachterrasse und einem Bienenstock, den wir jetzt neu haben,

Leif: und führen uns hier pudelwohl und wollen einfach noch weiter wachsen.

Leif: Wir sind inzwischen zu fünft. Wir haben zwei Angestellte und wollen aber noch

Leif: größer werden, weil wir glauben, dass der Ansatz, den auch Antje ja schon vorgestellt

Leif: hat, den wir hier betreiben, irgendwie unsere Patienten weiterbringt.

Leif: Und das wollen wir eben machen.

Marco: Das hört sich sehr gut an. Iris, ich fange mal gleich an.

Marco: Wenn du dir mal überlegen solltest, was fasziniert dich eigentlich an der Arbeit

Marco: mit Menschen mit chronischen Schmerzen, was fällt dir da als erstes ein?

Iris: Es ist halt einfach eine Herausforderung. Das fasziniert mich.

Iris: Und das ist nicht nur so platt gesagt, sondern es ist wirklich eine Herausforderung,

Iris: weil die Patienten sind so lange unterwegs schon gewesen, wenn sie hier ankommen

Iris: und haben so viele Fachärzte gesehen, so viele Untersuchungen gehabt.

Iris: Sie haben Schmerzen, wir haben hohen Leidensdruck und da ist viel,

Iris: womit man arbeiten muss.

Iris: Man muss mit den ganzen Vorinformationen arbeiten, gucken, okay,

Iris: was ist jetzt relevant für den Patienten, für mich als Therapeut.

Iris: Man muss auf der seelischen Ebene extrem vorsichtig sein.

Iris: Die Patienten haben oft viel Frust erlebt.

Iris: Die haben vielleicht Angst, sind vielleicht auch schon so ein bisschen misstrauisch

Iris: geworden gegenüber Ärzten, weil sie einfach diese Schmerzen nicht loswerden.

Iris: Und ja, die Arbeit mit den Patienten erfordert einfach sehr viel verschiedene

Iris: Kompetenzen und das macht Spaß, die sozusagen zu entwickeln.

Iris: Es ist eigentlich nie langweilig, kein einziger Tag in der Schmerztherapie ist

Iris: langweilig. Es sind immer sehr individuelle Geschichten und es sind viele Puzzleteile,

Iris: die sich zusammenschließen.

Marco: Dann haben wir ja noch ein bisschen das Glück, dass im ambulanten Bereich wir

Marco: uns auch Zeit nehmen können durchaus in der Schmerztherapie,

Marco: um diese Puzzleteile auch zusammenzuführen und mit den Patienten wirklich zu

Marco: sprechen und denen wirklich mal zuzuhören und dadurch auch Erfolg zu haben am Ende.

Jan-Peer: Leif, du hast ja schon eben viele Sachen angesprochen, wie dein Werdegang war,

Jan-Peer: was dir gefallen hat, was dir gefehlt hat.

Jan-Peer: Das waren glaube ich immer so ein paar wichtige Momente in deinem Leben,

Jan-Peer: um zu entscheiden, in welche Richtung du gehst.

Jan-Peer: Aber wenn du jetzt dir nochmal überlegst, was war eigentlich so der ausschlaggebende

Jan-Peer: Moment in deiner Laufbahn, wo du sagst, hey komm, das ist der Grund,

Jan-Peer: weswegen ich das jetzt hier mache.

Jan-Peer: Wie bist du da hingekommen? Was war der Moment? Gibt es den in deinem Leben?

Leif: Ich habe es ja gerade schon einmal erwähnt, das war sicherlich diese Formulatur,

Leif: wo ich das schon einmal gespielt habe.

Leif: Ich würde eher sagen, es gab noch einen späteren Moment, wo ich gemerkt habe,

Leif: dass es wirklich das Richtige ist.

Leif: Also ich war eigentlich ja schon sehr früh davon überzeugt und habe dann sicherlich

Leif: so eine Phase durchlaufen, als ich dann das erst mal ein ganzes Jahr lang nur

Leif: mit Schmerzpatienten zu tun hatte, also auch jeden Tag.

Leif: Wo auch, muss man dazu sagen, das englische System hat sehr lange Wartezeiten.

Leif: Das heißt, es hat sehr lange gedauert, bis man Patienten überhaupt wiedergesehen

Leif: hat. Da können wir uns wirklich hier froh sein, dass wir unsere Patienten viel häufiger sehen können.

Leif: Dadurch ist diese Patientenbindung sehr spät erst da entstanden,

Leif: fand ich, weil es immer sehr lange gedauert hat.

Leif: Da war so eine Phase, wo ich so ein bisschen frustriert war.

Leif: Und das war so eine Phase, in der ich gemerkt habe, dass es eben nicht so einfach

Leif: ist, diesen Menschen zu helfen. Und gerade, wenn man zu wenig Zeit hat.

Leif: Und da sprach ich mit einem Consultant und der sagte mal zu mir, du Leif.

Leif: Manchmal reicht ein Patient im Monat, den ich besser machen kann,

Leif: um zu sehen, warum ich das mache.

Leif: Und da habe ich so ein bisschen geschluckt und habe gedacht, ja, er hat recht.

Leif: Das ist natürlich toll, wenn man einen jungen Patienten auf einen anderen Weg bringen kann.

Leif: Und vielleicht, ich denke jetzt spontan, eine Frau, die im Rollstuhl saß als

Leif: junge Lehrerin und sich da schon fast zu wohl drin fühlte, aber gleichzeitig

Leif: auch irgendwie nicht sah, warum sie eigentlich da drin war.

Leif: Und ich sah so ein Leben im Rollstuhl vor mir und mein Consultant hatte eben

Leif: geschafft, sie aus dem Rollstuhl letztendlich rauszubringen und ihr wieder ein

Leif: normales Leben zu geben.

Leif: Und sowas ist natürlich schon toll. Aber gleichzeitig sind es eben auch viele

Leif: Frustrationen, wo man irgendwie nicht weiterkam. Und das hat mich damals frustriert.

Leif: Und dann hatte dieser Consultant gesagt, du, ich gehe da zu einer Fortbildung,

Leif: willst du nicht mal mitkommen?

Leif: Und das war eine Fortbildung auf der Isle of Wight, ein ganzes Wochenende,

Leif: ein Wochenenseminar. Und das war von Lorna Mosley gemacht worden.

Leif: Wenn man so ein bisschen in der Schmerzwelt ist, kennt man ihn vielleicht.

Leif: Der ist der Autor des Buches Schmerzen verstehen und sicherlich ein ganz großer

Leif: Name in der Schmerzwelt.

Leif: Der ist Physiotherapeut, aber inzwischen Professor, hat über 400 Primärveröffentlichungen.

Leif: Also wirklich, muss man sagen, ein Neurowissenschaftler, der wirklich den Schmerz verstanden hat.

Leif: Und ich war bei dieser Fortbildung und habe da einfach wahnsinnig viel über Schmerz gelernt.

Leif: Ich habe nicht gedacht, dass ich so wenig über Schmerz wusste zu diesem Zeitpunkt,

Leif: als ich da hingehe. Und ich dachte immer, wir wussten alles,

Leif: aber ich wusste gar nichts.

Leif: Und ich habe es eigentlich da erst verstanden, wie Schmerz wirklich funktioniert.

Leif: Und habe da auch verstanden, dass mein tiefer Wunsch, nämlich dass wir doch

Leif: Patienten helfen können und wir Patienten heilen können,

Leif: ohne einfach nur Medikamente zu geben, sondern einfach über das Gespräch und

Leif: darüber, dass wir ihren Schmerz verstehen und ihnen helfen, ihren Schmerz zu verstehen.

Leif: Das habe ich da begriffen und das hat mir sehr viel Freude gemacht,

Leif: weil ich seitdem irgendwie einen ganz anderen Bezug zu diesen Schmerzpatienten

Leif: habe, aber auch zu meiner Aufgabe habe.

Marco: Das erste Schlüsselwort.

Jan-Peer: Alarm.

Iris: Toll.

Leif: Und das mit Spaß.

Iris: Das kann ich total nachvollziehen.

Leif: Motivierend.

Iris: Ja, total motivierend ist.

Iris: Ich bin ja richtig froh, dass wir mal zwei richtige Experten hier vor uns haben.

Iris: Mit Leidenschaft. Mit Leidenschaft, ja.

Iris: Ja, Anamnese, Schmerzanamnese ist ja das Thema. Und das ist ja oftmals,

Iris: ja, Anamnese steht ja ganz oft am Beginn von einem ärztlichen Kontakt,

Iris: um den Patienten kennenzulernen.

Iris: Sag mal, wie macht ihr das, Iris? Wie machst du das? Wenn du das erste Mal einen

Iris: neuen Patienten hast, der kommt zu dir in die Praxis. Was machst du mit dem?

Marco: Ein neuer Patient, ja, der sitzt ja zunächst im Wartezimmer,

Marco: muss natürlich nicht lange warten, ist klar.

Marco: Aber während er da sitzt, schaue ich mir nochmal kurz an, was für Vorbefunde

Marco: er mitgebracht hat. Die habe ich mir natürlich vorher schon alle angeschaut.

Marco: Aber ich mache mir noch mal einen Überblick. Was ist strukturell los?

Marco: Was hat er alles mitgebracht? Ich schaue mir natürlich den Schmerzfragebogen

Marco: an. Den hat er vorher ausgefüllt.

Marco: Bei uns kriegen die Patienten das ein paar Wochen vorher zugesendet.

Marco: Beziehungsweise mittlerweile haben wir umgestellt mit dem System.

Marco: Dann können sie sich den selber runterladen, ausfüllen und zurückschicken.

Marco: Das schaue ich mir alles an. Oft schreiben.

Iris: Ist der umfangreich?

Marco: Der ist sehr umfangreich. Ja, das ist immer schon sozusagen die Eintrittskarte

Marco: auch. Das ist ein hoher Preis.

Marco: Die Patienten müssen da ziemlich viel ausfüllen, der ist lang.

Marco: Das reicht aber sogar manchmal nicht aus, sodass auch oft noch persönliche Notizen

Marco: und Aufstellungen eines ganzen Krankenweges dazu geschrieben werden, auch handschriftlich.

Marco: Und dann nehme ich mir auch die Zeit und schauen wir das wirklich alles einmal an.

Jan-Peer: Iris, was kann ich mir da so als jemand, der jetzt diesen Schmerzfragebogen

Jan-Peer: nicht kennt, vorstellen?

Jan-Peer: Reden wir hier von 15 Minuten, halbe Stunde, dreiviertel Stunde.

Jan-Peer: Was muss so ein Patient ungefähr aufwenden, um so einen ausführlichen Schmerzfragebogen

Jan-Peer: auszufüllen? Wenn er es gewissenhaft macht natürlich.

Marco: Ich würde schon sagen, halbe Stunde, halbe Stunde.

Marco: Drei Viertel, je nachdem.

Leif: Ich glaube, viele brauchen länger, ja.

Marco: Das kommt so ein bisschen auch auf, vielleicht auch auf das Alter nochmal an oder wie lang.

Jan-Peer: 30 bis 60 Minuten, je nachdem, wie die Geschichte so ist. Okay, danke.

Marco: Und das ist natürlich auch wert, den sich nochmal genauer anzuschauen,

Marco: was er da alles ausgefüllt hat.

Marco: Und wenn ich dann sozusagen die Aktenlage geprüft habe, dann freue ich mich,

Marco: den Patienten auch wirklich in Live und Farbe zu sehen und bitte ihn in mein

Marco: Sprechzimmer. Ja, und das ist

Marco: immer schon ganz schön, weil wir haben hier einen ziemlich langen Flur.

Marco: Da kann man dann schon mal so ein

Marco: bisschen schauen, wie das Ganze so funktioniert und was denn da so ist.

Marco: Und dann nehme ich mir tatsächlich anderthalb Stunden Zeit für die Neuaufnahme.

Jan-Peer: Entschuldigung, du hast gesagt anderthalb Stunden,

Marco: Ne? Ja.

Jan-Peer: Ich weiß jetzt live, was du meinst mit Zeit oder was du vorher gesagt hast.

Marco: Ja. Man kann sich Zeit nehmen. Anderthalb Stunden für die Anamnese und zwar

Marco: die ausführliche Anamnese.

Marco: Die ist bei mir relativ strukturiert im System,

Marco: aber ich muss sagen, ich versuche die Fragestellung so offen zu halten,

Marco: dass ich auch einfach springen kann, dass der Patient ins Sprechen kommt und

Marco: wirklich mal das Gefühl hat, hatte ich ja gerade schon gesagt,

Marco: dass er einmal gehört wird.

Marco: Und da passiert dann meistens schon ganz, ganz viel, schon in dem ersten Gespräch.

Marco: Das sagen mir auch oft vorne die medizinischen Fachangestellten,

Marco: dass der Gesichtsausdruck dann anders ist, wenn sie reinkommen und wieder rauskommen

Marco: nach anderthalb Stunden.

Marco: Anderthalb Stunden Zeit für einen Patienten ist einfach toll.

Marco: Und ich muss zugeben, manchmal komme ich noch nicht mal zur körperlichen Untersuchung

Marco: in den anderthalb Stunden.

Marco: Ich versuche es aber auf jeden Fall in der Regel, aber manchmal auch nicht.

Marco: Und genau, so gehe ich vor.

Iris: Das sind ja auch Patienten, die oftmals sicherlich eine lange Geschichte mitbringen,

Iris: die dann auch viel auf dem Herzen haben und dann auch loswerden können wahrscheinlich das erste Mal.

Iris: Gibt es denn, gerade so in diesem ersten Gespräch, gibt es da Punkte,

Iris: die ihr unbedingt rausfinden wollt, was euch so ganz zentrale Elemente für euch sind in der Anamnese?

Leif: Ich glaube, das ist sehr unterschiedlich. Also klar habe ich immer ein Ziel.

Leif: Ein Ziel ist für mich schon so schnell wie möglich, oder eigentlich nicht so

Leif: schnell wie möglich, also so intensiv wie möglich, den Patienten zu verstehen.

Leif: Ich glaube, ich möchte verstehen.

Leif: Wie, ich sage mir jetzt einfach mal salopp, wie der Patient tickt oder wie die

Leif: Schmerzerkrankung bei ihm tickt, also wie weit ist er oder sie eingeschränkt im Leben,

Leif: was bedeutet dieses Schmerz für ihn und da sieht man auch ganz große Unterschiede,

Leif: da ist der Patient, der wirklich einen isolierten Rückenschmerz hat,

Leif: den vielleicht für die letzten anderthalb Jahre hat,

Leif: der ist anders als ein Patient, der wirklich schon seit zehn Jahren oder wir

Leif: haben es nicht selten, dass jemand sagt, seit meiner Kindheit habe ich Rückenschmerzen.

Leif: Da frage ich mich immer, wie man seit seiner Kindheit Rückenschmerzen haben kann.

Leif: Aber das haben die und dann hat natürlich dieser Schmerz auch das ganze Leben verändert.

Leif: Und das probiere ich so gut, wie es geht, zu verstehen und wie weit eben das

Leif: auch eine Rolle gespielt hat. Und dann auch die Frage, die ich mir immer stelle,

Leif: warum kommt der Patient jetzt zu mir, wenn er schon seit 20 Jahren Rückenschmerzen

Leif: hat? Was ist da passiert?

Leif: Ist jetzt irgendwas ganz Besonderes gerade passiert, was dazu führt,

Leif: dass es ihm nicht mehr geht oder dass man jetzt mal diesen Schritt geht,

Leif: einen Schmerztherapeuten aufzusuchen?

Leif: Das ist etwas, was ich glaube ich insgesamt einfach nicht nur im ersten Spiel,

Leif: immer wieder ist es die Frage, ich möchte probieren zu verstehen, wie das funktioniert.

Leif: Was treibt den Patienten an? Was will er erreichen? Was erwartet er auch von mir?

Leif: Und je offener ich da bin, glaube ich, desto besser funktioniert das.

Leif: Man hat ganz häufig, finde ich, dass man in der Recherche, man liest da und

Leif: man denkt so, oh Gott, das ist viel Promiergie, oh Gott.

Leif: Dann sieht man vielleicht noch Übergewicht.

Leif: Und dann hat man so ein innerer, aber ich kann nur von mir reden,

Leif: manchmal so ein innerer, jetzt nicht noch eine Fibromyalgie-Patientin.

Leif: Und dann kommt ein Mensch rein und öffnet sich und ist plötzlich,

Leif: strahlt einen an, obwohl er eigentlich in Schwer... Also ich finde,

Leif: man erkennt plötzlich einen ganz anderen Menschen, wenn der vor einem sitzt.

Leif: Und das macht einem dann Freude, weil man plötzlich diese Person kennengelernt

Leif: hat und nicht nur diese Papiergeschichte hat und man sich plötzlich irgendwie

Leif: mit diesem Menschen wirklich auf eine Reise gemeinsam begibt. Und das braucht Spaß.

Iris: Das klingt ja fast so ein bisschen, dass man

Iris: da unheimlich viel Offenheit braucht. Also ich finde es so interessant,

Iris: Iris, du sagst, ich habe eher so meinen strukturierten Ansatz.

Iris: So klingt das irgendwie, ich habe so irgendwie im Kopf so das,

Iris: was ich fragen will. Bei dir klingt es...

Leif: Nein, meiner ist auch strukturiert, aber ich probiere auch, ihn offen sozusagen einzunehmen.

Leif: Weil ich habe es schon gehabt, dass ich nur die ersten zwei Punkte meiner Anamnese geschafft habe,

Leif: weil ich plötzlich anfange schon edukativ tätig zu werden, weil der Patient

Leif: das einfach so von einem fordert, Weil der so danach saugt sozusagen jetzt einzusteigen

Leif: in dieses Gespräch und dann kommt die Anamnese beim nächsten Mal dran. Das geht schon.

Jan-Peer: Ja, das zeichnet ja auch die Profis aus, dass sie sozusagen zwischen vielen

Jan-Peer: Bausteinen immer hin und her steigen können.

Marco: Ja, dass du nicht so starr in deinem System bist. Das finde ich gut.

Jan-Peer: Klopft dir auch so das Umfeld immer des Patienten ab? Also irgendwie,

Jan-Peer: also Patient ist natürlich immer so ein Mittelpunkt, aber was so andere Faktoren,

Jan-Peer: psychosozial und so weiter. Also ich meine, wie weit muss ich mir diese Anamnese

Jan-Peer: denn eigentlich vorstellen?

Iris: Ja, ich sage ja anderthalb Stunden.

Jan-Peer: Ja, das ist für mich als Kliniker schon undenkbar.

Iris: Ja, anderthalb Stunden, eine Stunde davon klopft man.

Iris: Nein, das hat natürlich einen extrem großen Anteil, die psychosoziale Anamnese.

Iris: Das Umfeld prägt die Patienten.

Iris: Man muss sich ja als Schmerztherapeut immer fragen, okay, wie ist es dazu gekommen,

Iris: dass eine Schmerzerkrankung ein eigenständiges Krankheitsbild geworden ist.

Iris: Wir reden ja von einer Erkrankung, die nicht mehr rein strukturell oder durch

Iris: Verletzungen zu erklären ist.

Iris: Und hier gibt es irgendwo einen Grund.

Iris: Und man kann jetzt nicht sagen, okay, immer ist da irgendwie,

Iris: das und das Trauma hat jetzt bedingt, dass das und das passiert ist mit dem

Iris: Schmerz und der ist jetzt chronifiziert.

Iris: Aber es gibt oft irgendwelche Muster, die schon zu finden sind.

Iris: Und es ist ja auch ganz klar, dass das lange Stress, Zorn, langer Stress,

Iris: Ängste halt das Hirn so alarmisieren,

Iris: dass das Schmerz chronifiziert und zwar egal welcher Schmerz und was eigentlich

Iris: der Ursprung dieses Schmerzes ist.

Iris: Und somit ist natürlich in der Schmerzanamnese der Fokus auf Umfeld,

Iris: Arbeitsbedingungen, persönliche Vorerfahrungen, aber auch sogar bis hin in die Kindheit.

Iris: Wie Leif schon gerade sagte, es gibt Patienten, die haben seit der Kindheit

Iris: Rückenschmerzen, teilweise ohne jetzt einen Befund da wirklich zu haben.

Iris: Und da fragt man sich, okay, wie war denn die Kindheit?

Iris: Und das ist natürlich super wichtig.

00:26:35: Das zweite Schlüsselwort.

00:26:37: Edukation

Marco: Wenn man über Schmerzen und Anamnese redet, landet man schnell beim deutschen Schmerzfragebogen.

Marco: Das ist ja schon eine tolle Errungenschaft, dass sich so viele verschiedene

Marco: Menschen geeinigt haben auf einen Fragebogen.

Marco: Nutzt ihr in eurer Praxis den deutschen Schmerzfragebogen Leif?

Leif: Ja, klar. Letztendlich müssen wir ihn nutzen, weil das Teil der Qualitätssicherungsverordnung

Leif: ist, dass wir dieses Tool nutzen müssen und sollen.

Marco: Das war dann sozusagen eine Fangfrage von mir, würdest du sagen?

Leif: Ja, wahrscheinlich. Ich bin nicht drauf reingefallen.

Leif: Ja, wir machen das. Also jeder Patient, der zu uns kommt, muss diesen Schmerzfragebogen ausfüllen.

Leif: Man könnte jetzt sagen, Privatpatienten müssen es nicht, aber die müssen es auch.

Leif: Aber da haben wir keine Auflage für. Aber bei Kassenpatienten müssen wir das machen.

Leif: Wir haben ein System, dass dieser Fragebogen, wie Iris schon sagte,

Leif: online bei uns auf der Webseite digital auszufüllen ist oder digital auf dem

Leif: iPhone, iPad, Computer ausgeführt werden kann.

Leif: Und die Patienten schicken die am Ende sozusagen ab und kommt dann in digitaler

Leif: Form bei uns an und wird dann auch analysiert.

Leif: Und der Ton hat sich verändert.

Marco: Ja, Jan Peer muss sich unbedingt noch mal schnell was einschenken,

Marco: sonst verdurstet er und da hat er sein...

Jan-Peer: Ich hab mich extra auf stumm gestellt. Ja genau. Auf stumm gestellt.

Marco: Das ist schon selten genug.

Leif: Entschuldigung, hat mich leider irritiert.

Jan-Peer: Tut mir leid.

Leif: Naja und dann analysiert das an sich, das Programm errechnet die Scores und

Leif: wir kriegen das sozusagen aufbereitet in unserer Akte.

Marco: Großartig. Aber den technischen Aspekt, den würde ich nachher gerne nochmal

Marco: mit dir ein bisschen besprechen.

Marco: Eres, wenn du diesen deutschen Schmerzfragebogen beziehungsweise euer Abfragesystem

Marco: vor Augen hast, welchen Teil findest du besonders aufschlussreich oder hilfreich

Marco: für deine praktische Anwendung bei der Therapie oder Analyse deines Patienten?

Jan-Peer: Also ich mag das Bild. Das kommt ganz

Jan-Peer: am Anfang. Da dürfen die Patienten einzeichnen, wo sie Schmerzen haben.

Jan-Peer: Also da ist so ein Körpermännchen sozusagen und dann können die halt mit Kreuzchen

Jan-Peer: zeichnen, wo sind die Schmerzen.

Jan-Peer: Das ist schon, das sagt schon sehr viel aus. Wir haben in unserem Schmerzfragebogen,

Jan-Peer: ich weiß gar nicht, ich glaube, das ist beim deutschen Schmerzfragebogen gar

Jan-Peer: nicht, dieses Freibild, ist das in dem neuen?

Marco: Bei dem alten nicht, beim neuen bin ich noch nicht sattelfest.

Iris: Also wir haben es auf jeden Fall in unserem drin und das ist super spannend.

Iris: Also manche Patienten malen auch nichts, aber wenn die was malen, dann ist es super gut.

Iris: Weil du, ich könnte jetzt, kann jetzt keine Bilder zeigen im Podcast,

Iris: aber man sieht teilweise, okay, das ist neuropathischer Schmerz oder das ist,

Iris: ich kann sagen an dem Bild, was das für eine Schmerzerkrankung ist.

Jan-Peer: Das ist interessant, das finde ich richtig interessant. Was macht denn so einen

Jan-Peer: neuropathischen Schmerz aus? Was malen die denn da?

Iris: Die malen dann zum Beispiel so Blitze gerne, dieses einschießende Schmerz,

Iris: die malen Eiszapfen, die malen Feuer.

Iris: Das ist ganz klassisch, wie die das malen. Das ist total spannend. Also man sieht es.

Marco: Also das, was wir sprachlich schon kennen als neuropathischen Schmerz,

Marco: haben wir jetzt hier auch nochmal bildlich. Das ist ja großartig.

Iris: Ich gucke natürlich auch als gute Schmerztherapeutin auf die Scores, das ist klar,

Iris: aber wie gesagt, die Bilder sagen ganz, ganz viel und je nach Patient gucke

Iris: ich dann einzelne Scores mir nochmal genauer an, aber hier auch gerne eher im

Iris: Verlauf, gar nicht so unbedingt beim Erstkontakt.

Iris: Und gerne gucke ich mir natürlich diese Depression, Angst und Stressskala,

Iris: die gucke ich mir schon immer auch an und schaue, ob das passt auch zu meinem

Iris: Eindruck und von den Scores, die der Patient da auch erreicht.

Iris: Das ist nicht immer so, muss man auch mal dazu sagen. Also sind auch ein paar Grenzen.

Iris: Deswegen sage ich schon, der Verlauf ist eigentlich fast noch spannender. Okay.

Marco: Und das zieht sich dann auch bei allen anderen Scores, NAS, von Korf und Quality of Life?

Iris: Ja, absolut. Also ich würde da den Verlauf, der ist spannend,

Iris: der Einzelwert ist auch spannend, aber nicht immer unbedingt so aussagekräftig,

Iris: wie ich mir das früher so vorgestellt habe,

Iris: als ich das noch nicht gemacht habe.

Jan-Peer: Keine absolute Wahrheit.

Marco: Gibt es denn da Besonderheiten bei der Interpretation dieser Scores,

Marco: weil du eben schon im Nebensatz meintest, für dich sind sie nur im Verlauf wichtig?

Iris: Natürlich ist jetzt ein hoher Depressionswert zum Beispiel sagt schon was aus.

Iris: Aber ich finde, jeder Patient, jede Patientin hat irgendwie eine andere Art,

Iris: diese Fragen zu beantworten. Und dann kommt auch ein anderer Wert raus.

Iris: Und ich habe das Gefühl, das ist trotzdem nicht immer die gleiche Situation,

Iris: die ich dann vor mir sitzen habe, sozusagen.

Iris: Und deswegen finde ich es super wichtig, bei den Patienten wirklich den Verlauf mir anzuschauen.

Iris: Also das Verlauf heißt, die kriegen ja jedes Quartal, alle drei Monate,

Iris: so einen Verlaufsfragebogen.

Iris: Und da kann ich dann halt sehen, okay, wie verändert sich denn der NRS-Wert,

Iris: der Depressionswert, der Angstwert, der Stresswert, alle anderen Werte.

Iris: Und das finde ich halt sehr interessant.

Jan-Peer: Nimmst du das auch zur Therapiesteuerung oder Therapieüberprüfung oder ist das

Jan-Peer: mehr nur so ein Hilfsmittel fürs Bauchgefühl?

Iris: Nee, durchaus. aus. Also wenn ich merke, okay, da sind weiß ich nicht,

Iris: der Angstwert geht hoch,

Iris: extrem hoch, überlege ich schon, okay, ist da ein anxiolytisches Medikament

Iris: notwendig, ist nicht mein Bereich, ist vielleicht eine psychotherapeutische

Iris: Intervention nötig oder doch eine psychiatrische Konsil, mal dran zu denken,

Iris: muss ich das mehr ansprechen, aber auch medikamentös natürlich,

Iris: denke ich drüber nach, ob da noch mal was anderes zum Einsatz kommen müsste.

Marco: Aber jetzt, wenn du dir jetzt den Quality of Life Index nehmen würdest,

Marco: dann würdest du den auch nur über längere Zeit nehmen und würdest dann gucken, okay,

Marco: bringt das eigentlich das, was ich hier mache, bringt das eine Verbesserung

Marco: in der Lebensstruktur des Patienten oder wie nutzt du den dann?

Marco: Den würde ich auch eher im Verlauf nutzen. Also ich habe ja das,

Marco: also das, was zu mir kommt, ist,

Marco: also der Patient ist ja da sozusagen, das ist die Ausgangslage und da komme

Marco: ich ins Spiel und versuche halt ein therapeutisches Konzept wirklich zu etablieren

Marco: und ihm zu helfen oder ihr zu helfen und dafür ist halt für mich dann der verlauf einfach wichtig

Marco: Aber ich glaube, wir würden auch, glaube ich, den Rahmen auch sprengen,

Marco: wenn wir die ganzen Scores alle einzeln hier nochmal besprechen würden.

Jan-Peer: Ich glaube, das ist ja auch sehr einfach sozusagen nachzuschauen für jeden,

Jan-Peer: der es nochmal im Detail dann auch nachlesen möchte.

Jan-Peer: Der deutsche Schmerzfragebogen hat ja auch noch ein Handbuch dabei,

Jan-Peer: für alle sehr Interessierten.

Jan-Peer: Da kann man sich dann auch über 60, 80 Seiten nochmal deutlich länger beschäftigen mit der Frage.

Jan-Peer: Du hast schon vorhin gesagt, wenn der Patient kommt, du lässt ihn einmal in

Jan-Peer: den Flur schon mal runterlaufen.

Jan-Peer: Wie sieht sonst so eine körperliche Untersuchung aus, wenn du es schaffst, wenn ihr es schafft?

Jan-Peer: Ist das immer ein Pflichtbestandteil oder optional?

Leif: Also ich finde, das ist ein Pflichtbestandteil. Also es gibt natürlich Ausnahmen.

Leif: Wenn ich jetzt eine Patientin habe, die zu mir kommt in der Vovodinue,

Leif: dann sage ich von Anfang an, dass ich sie nicht untersuchen werde,

Leif: weil ich da nicht kompetent bin und das nicht möchte.

Leif: Und auch der Patientin das nicht zumuten möchte. Das kann eine Gynäkologin machen

Leif: oder ein Gynäkologe machen.

Leif: Ja, aber im Normalfall, wenn ein Patient mit dem klassischen Ding kommt,

Leif: finde ich, gehört eine körperliche Untersuchung dazu, auch wenn ich sagen muss,

Leif: dass ich ganz häufig nichts Neues entdecke oder nichts entdecke,

Leif: was ich nicht schon vorher ahnt habe.

Leif: Also erstens sind natürlich viele von diesen Patienten schon häufiger untersucht

Leif: worden, wobei auch da muss man natürlich immer in Frage stellen,

Leif: welcher Orthopäde untersucht heutzutage noch wirklich.

Leif: Das kommt ganz häufig vor, dass sie es nicht tun.

Leif: Aber ich glaube, es gehört einfach dazu, um auch erstmal eine Bindung zu dem Patienten zu bekommen.

Leif: Ich glaube, es geht ja ganz viel darum, dass der Patient sich auch verstanden gefühlt werden.

Leif: Also der muss sich verstanden fühlen, wenn er zu mir kommt und er muss sich ernst genommen fühlen.

Leif: Und wenn ich natürlich gerade das Gefühl habe,

Leif: da ist vielleicht eine hohe psychosoziale Komponente mit drin,

Leif: es ist glaube ich ganz wichtig oder wenn ich davon ausgehe, dass da vielleicht

Leif: ein hoher nicht mechanischer Anteil des Schmerzes ist, es ist ganz wichtig,

Leif: dass der Patient aber von mir die Sicherheit bekommt,

Leif: dass eben eine mechanische Komponente ausgeschlossen ist.

Leif: Und das kann ich über die Untersuchung machen.

Leif: Und darauf zieht auch die Untersuchung letztendlich immer ab,

Leif: dass man wirklich sicherstellt, dass es eben keine mechanischen Elemente gibt,

Leif: die wir jetzt irgendwie verändern müssen oder vielleicht eine Lähmung übersehen

Leif: haben oder sonst irgendwas.

Jan-Peer: Gibt es bei dir irgendwas Ihres, was du immer machst für einen Patienten?

Jan-Peer: Also einmal längs laufen lassen, was du erzählst?

Iris: Ja, irgendwie muss er ja oder sie in mein Sprechzimmer kommen.

Iris: Also ich stimme live da ganz zu. Es gibt da kein fixes Schema.

Iris: Also ich finde aber auch, wie er schon sagte, eine körperliche Untersuchung gehört dazu.

Iris: So ein bisschen dieses Hands-on auch.

Iris: Einmal sich den Körper sozusagen auch wirklich anzuschauen und das Gebiet zu

Iris: untersuchen, was schmerzhaft ist, außer es ist halt ein so sensibles Gebiet,

Iris: dass das nicht möglich ist, das macht schon Sinn.

Iris: Aber so jetzt spezielle Untersuchungstechniken, die ich bei jedem mache,

Iris: nein, also absolut überhaupt nicht.

Marco: Kannst du noch mal das erzählen mit dem auf dem Gang langlaufen?

Marco: Das hattest du im Vorfeld ja uns schon mal erzählt. Das finde ich extremst interessant.

Iris: Ich bin ja sozusagen als Schmerztherapeutin interessiert mich ja ganz doll,

Iris: wie ist er im Leben eingeschränkt, was machen die Schmerzen eigentlich mit ihm

Iris: und da schaue ich mir an, wie kann er überhaupt laufen, läuft er überhaupt,

Iris: kann er laufen, humpelt er, hat er ein Hilfsmittel, stützt ihn vielleicht jemand

Iris: und unser, wie lang ist unser Flur?

Iris: Ne, ich kann nicht schätzen.

Leif: 15 Meter?

Iris: 15 Meter, das ist ja schon mal eine Strecke und da kann man einfach schon mal

Iris: sehr vieles sehen, was am Bewegungsapparat vielleicht nicht in Ordnung ist.

Iris: Das Gleiche, wenn die Patienten also zur körperlichen Untersuchung sich entkleiden,

Iris: ja, das ist, da ist ja auch schon ganz viel, da muss man gar nicht mehr lange

Iris: jedes einzelne Knie durchbewegen, man sieht ja dann auch schon unheimlich viel, was

Iris: schmerzhaft ist, kann er sich denn überhaupt bücken, kann er sich die Schuhe

Iris: zumachen, kann er sich, weiß ich nicht, kann er, kommt er auf die Untersuchungsliege überhaupt drauf?

Iris: Das ist halt, wo ich mein Augenmerk drauf richte und dann kommen natürlich schon

Iris: auch noch ein paar Untersuchungen, je nach Krankheitsbild.

Marco: Wie seht ihr denn, das ist ja schon spannend, da geht es ja schon Richtung orthopädische

Marco: Diagnostik, das ist ja schon großartig, also zumindest mal gucken,

Marco: wie läuft der eigentlich da über den Gang, aber spielt für euch die

Marco: interdisziplinären Austausch eine große Rolle, also habt ihr ein Netzwerk, wie ihr mit

Marco: Psychologinnen oder Psychotherapeuten,

Marco: Physiotherapeuten oder Hausärzten kommuniziert, habt ihr ein Netzwerk,

Marco: wie ihr an Informationen rankommt oder an Informationen bündelt im Interesse des Patienten?

Iris: Ja, wir arbeiten sehr interdisziplinär. Also alleine, wir sind ja sozusagen

Iris: auch verpflichtet dazu, interdisziplinär zu arbeiten.

Iris: Wir müssen ja auch sogar angeben, mit welchen Praxen wir oder mit welchen Ärzten

Iris: wir kooperieren interdisziplinär. Wobei das auch immer etwas merkwürdig ist,

Iris: weil eigentlich dürfen wir es ja nicht.

Iris: Aber das ist ein eigenes Thema wegen Korruption.

Iris: Also egal, das wäre ein eigenes Thema. Es ist sehr spannend.

Iris: Aber ja, wir kooperieren viel mit den anderen Disziplinen.

Iris: Was ich immer spannend finde, ist den langjährigen Hausarzt mal anzurufen.

Iris: Das mache ich sehr gerne.

Iris: Was ich immer ganz wichtig finde, ist die Patientin, den Patient darüber zu

Iris: informieren beziehungsweise vorher zu fragen, ob das in Ordnung ist.

Iris: Und ich lasse tatsächlich auch immer eine Schweigepflichtentbindung unterschreiben

Iris: und faxt hier rüber, dass das ganz klar ist, dass das in Ordnung ist.

Iris: Psychotherapeuten genau das Gleiche. gerne auch mal Orthopäden und Physios gerne,

Iris: das ist immer ein bisschen schwierig, mit denen wirklich, also hast du schon

Iris: mal mit einem Telefonieren?

Leif: Wir haben ein paar Praxen, mit denen ich auch telefoniere, das sind spezialisierte

Leif: Praxen, zum Beispiel jetzt zu dem Thema Wolvodinie,

Leif: wir haben eine Praxis hier in Hamburg, die sich spezialisiert hat auf Beckenbodenproblematiken

Leif: und mit denen spreche ich auch einfach mal, weil es eben auch häufig spezielle Fälle sind und,

Leif: weil die mir eben auch wirklich weiterhelfen können, weil die zum Beispiel eine

Leif: Untersuchung machen können, die ich nicht machen kann.

Leif: Also ich kann den Beckenboden nicht untersuchen, das kann ich nicht,

Leif: das habe ich nie gelernt und die haben sich darauf spezialisiert und da verlasse

Leif: ich mich auch ein Stück weit zusammen vielleicht mit dem Befund einer Gynäkologin

Leif: oder eines Urologens, aber das gibt mir auch häufig eine Information auch zurück.

Leif: Und es ist leider in so einer Stadt wie Hamburg natürlich nicht immer einfach,

Leif: weil wir einfach so eine große Fläche abdecken und ein Physiotherapeut sucht

Leif: sich der Patient meistens natürlich um die Ecke, weil er nicht zweimal die Woche

Leif: irgendwo hinfahren möchte.

Leif: Das macht es, denke ich, schwierig, aber manchmal hat man die Möglichkeit,

Leif: sie an spezielle Physiotherapeuten zu verweisen und dann nutzt man das schon.

Marco: Ich würde ganz gerne mal so zwischen Griechen, Interesse halber,

Marco: habt ihr ein großes Einzugsgebiet?

Marco: Kriegt ihr auch Leute aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen, die hier herkommen?

Leif: Ja, also ich würde sagen, Kiel ist nicht häufig, aber kommt vor.

Leif: Richtung Niedersachsen weiß ich jetzt, weil ich selber ja da auch anästhesiologisch

Leif: tätig bin, bis runter nach Weizrode.

Leif: Klar, dann kommt irgendwann wieder Hannover, da gehen die Leute eher nach Hannover.

Leif: Aber ich würde sagen, da ist irgendwo eine Linie zwischen Hamburg und Hannover

Leif: oder Hamburg und Bremen.

Leif: Und dann gibt es noch ein paar Praxen auf dem Land, die auch natürlich was abdecken.

Leif: Aber es ist wirklich immer eine Frage, wie sind die Wartezeiten?

Marco: Das ist beeindruckend. Wir reden ja immer so von 2,4 Millionen Einwohnern mit Umland von Hamburg.

Marco: Das ist ein großes Einzugsgebiet. Das ist schon beeindruckend.

Leif: Aber ich würde sagen, es wird auch schwieriger. Je weiter der Patient weg ist,

Leif: desto schwieriger wird es schon, finde ich.

Leif: Weil das Kommen ist eben schwierig. Dann macht man plötzlich immer mehr Videosprechstunden, was geht.

Leif: Also gerade mit jüngeren Leuten, mit bestimmten Erkrankungen geht das ganz gut.

Leif: Bei anderen geht es wiederum, finde ich, nicht so gut. Wenn es hier eine hohe

Leif: psychosoziale Komponente ist, kann das Videogespräch auch schwierig sein,

Leif: weil man da nicht so rankommt.

Leif: Aber das kann man natürlich schon auch machen.

Jan-Peer: Ich bin immer noch ganz beeindruckt von den anderthalb Stunden Erstanamnesezeit,

Jan-Peer: die ihr habt. Das ist ja wirklich ein totaler Luxus.

Jan-Peer: Nun ist es in der Klinik vielleicht so ein bisschen anders. Da sind ja oftmals

Jan-Peer: junge Kollegen an vorderster Front und haben die Anamnese des Patienten zu erledigen.

Jan-Peer: Und viele von den Patienten haben auch Schmerzen, auch chronische Schmerzen.

Jan-Peer: Wenn man jetzt so ein paar Elemente aus der Anamnese rauspickt,

Jan-Peer: Und so, was wären das für Elemente, die man unbedingt mal so abfragen sollte,

Jan-Peer: wenn man nicht viel Zeit hat und vielleicht auch nicht so erfahren ist?

Jan-Peer: Was könntet ihr so einem jungen Kollegen raten? Was soll der denn mal fragen? Habt ihr eine Idee?

Leif: Also ich dachte jetzt gerade an den chronischen Patienten, der in der Klinik ist.

Leif: Ich glaube, da ist immer ganz wichtig, auch von jungen Kollegen abzugrenzen,

Leif: was ist jetzt neu, was ist jetzt

Leif: sozusagen akut auf chronisch und was ist eigentlich der Basiszustand?

Leif: Ich glaube, dass viele dieser Patienten einen erstmal erschrecken oder man das

Leif: als beunruhigend empfindet, des Ausmaßes der Einschränkung durch den Schmerz.

Leif: Und ich glaube, da ist immer gut eine Basis erstmal abzufragen.

Leif: Was ist eigentlich denn der Normalzustand? Was ist jetzt schlimmer?

Leif: Was können sie sonst so machen? Um einfach auch ein bisschen das einschätzen zu können.

Leif: Und dann eben auch den Patienten zu fragen, was ihn jetzt gerade besorgt.

Leif: Ich meine, warum ist jetzt jemand, der seit 20 Jahren Rückenschmerzen hat,

Leif: gerade besonders besorgt?

Leif: Was hat sich verändert und worauf muss man da sozusagen eingehen und was ist

Leif: eben der Normalzustand?

Leif: Ich glaube, diese Abgrenzung ist relativ wichtig.

Jan-Peer: Also sozusagen Basis plus Veränderung.

Leif: Ja, genau.

Jan-Peer: Ja, und so was denkt ihr irgendwie so, gibt es auch spezielle Sachen,

Jan-Peer: irgendwie Schmerzarten abgrenzen oder stärken oder sowas, also gibt es da irgendwie

Jan-Peer: ganz besonders, was euch jetzt so akut klingelt bei euch?

Marco: Also bei jedem Patient, der Schmerzen angibt oder jeder Patientin,

Marco: die Schmerzen angibt, sollte man, glaube ich, so ganz entspannt sozusagen.

Jan-Peer: Keine Angst vor Patienten, das ist ganz cool.

Iris: Nein, aber mit sich selbst halt einfach logisch nachdenken, was man fragt,

Iris: da muss man fragen, wo erst mal, wo tut es weh?

Iris: Und dann lasse ich mir das halt auch immer gerne zeigen, wo tut es denn weh?

Iris: Weil oft unterschiedliche Sprachen auch gesprochen werden, gerade in der Stresssituation

Iris: von Patienten, die dann in der Klinik liegen. Also lässt man sich zeigen, wo tut es weh?

Iris: Da kann man gleich in dem Moment fragen, strahlt es irgendwo hin aus?

Iris: Dann kann er gleich weiter zeigen oder sie.

Iris: Dann würde ich immer schon fragen, wie stark tut es weh? Da gibt es ja diese

Iris: Skala, die kennen ja auch einige.

Iris: Null ist nix, 10 ist der schlimmste Schmerz, den sich vorstellen können,

Iris: dass man so eine ungefähre Eingrenzung hat.

Iris: Da auch wieder mein geliebter Verlauf natürlich wichtig, dass man dann halt

Iris: in der nächsten Nacht, wenn man nochmal kommt, dann sagt, okay,

Iris: ist er besser, ist er schlechter, wenn man jetzt zum Beispiel Nachtdienst hat, der Schmerz.

Iris: Also wo wie stark wie zur qualität ist er brennt das einschießen drückt es

Iris: Ist es heiß? Ist es kalt? Dann Veränderung halt.

Iris: Was macht es besser? Was macht es schlechter? Wie kann der Patient oder die

Iris: Patientin es selber beeinflussen, den Schmerz? Und natürlich,

Iris: seit wann besteht der Schmerz?

Iris: Das hatte Leif ja schon gerade gesagt. Ist es ein Akutschmerz?

Iris: Ist es neu oder ist es schon länger bekannt? Und damit hat man eigentlich schon

Iris: relativ viel abgegrenzt oder hat man schon viel erfahren.

Iris: Und dann kann man sich natürlich fragen, okay, ist da eine Struktur hinter,

Iris: die diesen Schmerz jetzt erklären könnte?

Iris: Und da könnte man dann nochmal in die Akte schauen und gucken,

Iris: okay, was wurde gemacht operativ?

Iris: Könnte das eine Komplikation sein oder was ganz anderes?

Leif: Und was sicherlich den Umgang mit diesen Patienten schwierig macht,

Leif: ist, dass die eben schmerzsensibler sind.

Leif: Also jemand, der unter chronischem Rückenschmerz leidet, wird auch unter einem

Leif: operativen Schmerz mehr leiden oder wird einen stärkeren ausgeprägten postoperativen

Leif: Schmerz haben, weil einfach das gesamte Schmerzsystem ist sensibilisiert und nicht nur der Rücken.

Leif: Das macht es, glaube ich, immer schwierig und da muss man natürlich auch wahnsinnig

Leif: aufpassen, dass man nicht durch dieses Wissen sozusagen etwas übersieht.

Leif: Ich glaube, gerade diese Patienten, die muss man sehr ernst nehmen und einfach

Leif: auch mit ihnen sprechen und man muss auch hören, was sie sagen,

Leif: weil die wissen eigentlich meistens ganz gut, wenn etwas ganz anders ist als

Leif: das, was sie sonst kennen.

Leif: Und ich glaube, diese Abgrenzung ist unheimlich wichtig, weil sonst nimmt man

Leif: sie nicht ernst und übersieht möglicherweise was.

Leif: Und wenn man sie zwar ernst nimmt, aber das mit einem Nicht-Schmerzpatienten

Leif: vergleicht, würde man wahrscheinlich viele Menschen zu schnell und zu...

Leif: Und ja, zu schnell darauf reagieren und vielleicht auch operieren,

Leif: wenn eben gar keine Operation ansteht, nur weil der Patient eben eine wirklich

Leif: verstärkte Schmerzwahrnehmung hat.

Leif: Also wenn wir jetzt an unsere Fibromyalgie-Patienten denken,

Leif: die laufen schon die Gefahr, dass man an jeder Ecke irgendwo auch denkt,

Leif: da ist was mechanisch kaputt.

Leif: Aber die haben einfach nur eine erhöhte Schmerzwahrnehmung.

Jan-Peer: Gefahr der Übertherapie meinst du dann?

Leif: Sicherlich, ja.

Iris: Genau. sagen, oder diese Alarmiertheit

Iris: besteht ja auch bei einer Patientin, bei einem Patienten, der Angst hat,

Iris: jetzt hat er einen Herzinfarkt.

Iris: Und wenn man dem dann erklären, er hat dann irgendwie Schmerzen in der Brust

Iris: und wenn man dann wirklich plausibel erklären kann, wir haben EKG gemacht,

Iris: wir haben Schall gemacht, wir haben die Enzyme abgenommen, du hast jetzt keinen

Iris: Infarkt, dann wird der Schmerz vielleicht schon besser, obwohl es gar kein Kronosum

Iris: chronischer Schmerzpatient ist.

Iris: Also was man immer vielleicht auch als junger Assistent oder als,

Iris: wenn man nicht so viel mit Schmerz zu tun hat, Schmerz wird immer von Ängsten,

Iris: von Angst wird er einfach wahnsinnig befeuert.

Iris: Das heißt, man muss immer auch bei einem Nicht-Schmerzpatienten gucken,

Iris: okay, ist da eine Angst? Ist da irgendwas, wovor er Angst hat?

Iris: Weil dann wird der Schmerz stark sein.

Marco: Das ist ja auch ein Phänomen, was wir immer wieder beobachten.

Marco: Patienten mit bekannten Depressionen und so einen sogenannten Katastrophisierungs Grundcharakter.

Marco: Die haben immer eine erhöhte Schmerzwahrnehmung und immer einen erhöhten Schmerzmittelbedarf

Marco: im perioperativen Setting.

Leif: Also letztendlich ist Schmerz eine lokalisierte Angst.

Jan-Peer: Oh, das ist ein schönes Bild, so habe ich es noch nicht gesehen.

Leif: Vom Lorimer Mosley, der sagt das immer. Weil es eben auch wirklich,

Leif: wenn man sich das mal genau anguckt, ist es so.

Leif: Letztendlich ist Schmerz eine Reaktion unseres Gehirns vor einer Bedrohung zu

Leif: beschützen und die ist eben lokalisiert. Muss man auch drüber nachdenken. Ist so.

00:47:48: Das dritte Schlüsselwort. Mostly. M-O-S-E-L-E-Y. Mostly.

Marco: Darum ist jetzt auch eine sprachliche Kompensationspause gewesen.

Marco: Ich möchte, weil das besser kann man diesen Themenblock gar nicht abschließen

Marco: als mit diesem Wort von Mostly.

Marco: Ich möchte dir nochmal einen wichtigen und relativ aktuellen Themenbereich mit

Marco: dir live nochmal ganz kurz ansprechen,

Marco: mit dir Iris natürlich auch, aber ich wollte jetzt mit live anfangen,

Marco: und zwar künstliche Intelligenz, die KI und die Zukunft der Schmerzanamnese.

Marco: Kannst du dir vorstellen, dass die KI in der Schmerzanamnese,

Marco: die wir ja schon mit dem deutschen Schmerzfragebogen ja schon strukturiert habt,

Marco: ihr habt das ja auch schon schön digitalisiert und die werten das auf,

Marco: wie siehst du da die KI als Werkzeug oder als Hilfsmittel in diesem Bereich?

Leif: Ich glaube, es gibt zwei Aspekte. Ich glaube, es gibt einmal die Aufbereitung

Leif: der Daten, da könnte eine KI helfen.

Leif: Also da habe ich so diese Vorstellung, dass wir die ganzen Briefe,

Leif: wir kriegen ja ganz viele Briefe vorweg,

Leif: Krankheitsverläufe oder aus der Krankengeschichte sozusagen des Patienten,

Leif: dass diese Briefe analysiert werden könnten durch eine KI.

Leif: Eine KI könnte mir eine Zusammenfassung geben, all dieser Briefe.

Leif: Ich habe manchmal eine Liste, das ist eben auch manchmal schwierig zu filtern,

Leif: wie viele Briefe soll der Patient vorher einreichen. Ich habe manchmal eine Liste von 20 Briefen.

Leif: Das ist sehr anstrengend da durchzugehen und manche befliege ich,

Leif: manche lasse ich auch aus, aber super wäre, wenn die KI mir das vorsortieren

Leif: könnte oder mir das zusammenfassen könnte.

Leif: Und da sehe ich eine ganz große Möglichkeit für die KI, eine Hilfestellung zu sein.

Leif: Und die andere Sache ist natürlich das Anamnese-Gespräch selber.

Leif: Ich sitze jetzt anderthalb Stunden und schreibe mit. Und ihr seht ja,

Leif: mein Computer ist leicht schräg stehen, damit ich den Patienten immer noch schön

Leif: angucken kann. Und ich schreibe aber auch nicht besonders gut mit, glaube ich.

Leif: Ich mache Rechtschreibfehler, ich mache Grammatikfehler. Das heißt,

Leif: meine Daten, die ich schreibe, muss ich eigentlich auch nochmal wieder aufarbeiten,

Leif: um sie später für einen Brief zu nutzen.

Leif: Und da kann natürlich die KI einfach mithören und mitschreiben und eine Zusammenfassung machen.

Leif: Es gibt solche Systeme ja schon. Wir benutzen auch eins dieser Systeme momentan aktiv.

Marco: Konntest du mal eins nennen?

Leif: Das ist von Yamida. Da gibt es ein System, das heißt Noah Notes,

Leif: glaube ich. Noah Notes von Yamida.

Leif: Und das macht nichts anderes, als dass es mithört und aus dem Gespräch hinterher

Leif: die Essenz sozusagen mir in einer Zusammenfassung, ich habe ein Template,

Leif: wo ich vorgeben kann, nach welcher Systematik das sortiert wird,

Leif: wird das mir aufgeschrieben.

Leif: Diese Systeme sind faszinierend und gut funktionieren, glaube ich,

Leif: für sehr kurze Gespräche.

Leif: Also wenn man das mal simuliert, ein kurzes Gespräch, oder ich habe ja auch

Leif: kurze Gespräche mit Patienten, die reinkommen, das dritte Mal da sind,

Leif: vierte Mal, fünfte Mal da sind, wo ein Gespräch relativ präzise kurz ist,

Leif: da geht es vielleicht um die Medikamente.

Leif: Da funktioniert das gut, aber in der Anamnese bei uns anderthalb Stunden wird

Leif: leider ganz viel weggestrichen. Ganz viel, was wir als psychosoziale Anamnese

Leif: sehen, empfindet der als Smalltalk und streicht es einfach raus.

Leif: Das ist ein großes Problem.

Marco: Schöne Grüße an den Hersteller.

Leif: Genau. Wir haben, glaube ich, viel zu wenig Einstellungsmöglichkeiten.

Leif: Ich würde gerne vorgeben, wie er das strukturiert, wie er das aufschreibt,

Leif: ob er das in Bullet Point macht oder nicht.

Leif: Der verändert sich auch. Man hat das Gefühl, dass jeden Tag ein anderer, der mitschreibt.

Leif: Mal schreibt er Dinge mit, fabuliert er auch ganz fair. Er schreibt Dinge mit,

Leif: die der Patient definitiv nicht gesagt hat oder die ich auch nicht gesagt habe.

Leif: Oder er versteht falsch, dass der Patient was sagt.

Leif: Oder ob ich was gesagt habe. Das heißt, der macht in der Therapie,

Leif: nicht in der Therapie Empfehlungen, sondern eher das, was ich als Therapie zusammenfasse.

Leif: Schreibt sich Dinge auf, die der Patient vielleicht wollte, die ich aber gar nicht wollte.

Leif: Und so, dass das Ergebnis wirklich noch sehr Zeit, also es ist noch sehr Zeit

Leif: aufwenden, ich muss sehr viel Zeit aufwenden, das zu korrigieren hinterher.

Leif: Und das finde ich, ist nach wie vor noch nicht gut. Aber ich glaube,

Leif: dass das sehr, sehr bald funktionieren wird.

Leif: Ich rede jetzt von einem Jahr, zwei Jahren, könnte ich mir vorstellen,

Leif: wenn man sich anguckt, wie schnell die KI sich entwickelt hat in den letzten,

Leif: man kann ja schon fast sagen Monaten.

Leif: Also da sehe ich eine ganz, ganz große Chance drin. Und das würde mir für mich

Leif: bedeuten, ich kann den Patienten, ich mache das manchmal, wenn ich einen ganz

Leif: schwierigen Fall habe, dann lasse ich das schreiben.

Leif: Wenn jemand vor mir sitzt und weint und eine schwere Lebensgeschichte erzählt,

Leif: dann höre ich auf zu schreiben, dann schreibe ich es hinterher auf.

Leif: Und die Vorstellung, dass ich das immer könnte, dass ich immer dem Patienten

Leif: sozusagen mit 100 Prozent zur Verfügung stehen würde, das wäre ein Traum.

Leif: Und ich glaube, es wird kommen, das wird nicht mehr lange dauern.

Marco: Ja manchmal, du bräuchst jetzt eigentlich ein Diktiergerät, was im Nachhinein eine KI bekommt.

Leif: Genau, also das wäre, und ich hätte auch den Wunsch, auch an die Hersteller,

Leif: ich hätte den Wunsch, dass ich auf das Diktat auch noch zugreifen kann.

Leif: Also unsere Telefonanlage kann das, unser Telefonsystem, da kann ich auf den

Leif: Rohmitschnitt zugreifen und das würde ich gerne, weil dann könnte ich sicherstellen,

Leif: dass wenn die KI mal was vergessen hat, das zu korrigieren.

Marco: Wie sieht das eigentlich mit der Zustimmung der Patienten aus?

Marco: Müssen die dir vorher das unterschreiben, dass das Gespräch aufgenommen wird?

Marco: Oder wie funktioniert das?

Leif: Nein, die müssen, soweit ich weiß, informiert sein.

Leif: Also unsere Patienten sind alle über die Datenschutzerklärung,

Leif: die sie unterschreiben, informiert, dass wir so ein System nutzen.

Leif: In vielen Fällen, aber sage ich auch nochmal, ich nutze heute das Gerät.

Marco: Haben die Angst davor?

Leif: Nein, die meisten nicht. Also wir stellen sicher,

Leif: wir betonen oder ich betone, dass es DSGVO-konform ist und dass das auf deutschen

Leif: Servern liegt und dass das eben wirklich für den deutschen Markt hergestellt

Leif: ist. Das beruhigt, glaube ich.

Jan-Peer: Jetzt sind wir ja hier in Hamburg eigentlich so in einem ganz guten Versorgungsgebiet,

Jan-Peer: aber es gibt ja viele Bereiche in Deutschland, wo der nächste Schmerztherapeut

Jan-Peer: noch viel, viel weiter und unerreichbar weg ist.

Jan-Peer: Meint ihr, dass KI auch eine, also die automatisierte Nutzung von KI für die

Jan-Peer: Anamnese innerhalb der, also der Schmerzanamnese, kann man sich sowas vorstellen?

Jan-Peer: Könntet ihr euch das vorstellen, dass dann halt irgendein Chatbot die Patienten

Jan-Peer: abfragt und dann kriegt man einfach die standardisierten Ergebnisse?

Jan-Peer: Könntet ihr euch das vorstellen, dass sowas gibt?

Jan-Peer: Wolltet ihr euch das aus der Hand nehmen lassen wollen? Das wäre eine andere Frage.

Leif: Ich nicht. Also ich glaube, ich kann mir vorstellen, dass es irgendwann das

Leif: geben wird. Ich glaube, momentan geht es noch nicht.

Leif: Ich habe ja auch manchmal so die Überlegung, ob nicht die MFAs einen Teil der

Leif: Anamnese machen könnten.

Leif: Die könnten ja die Medikamente abfragen. Die könnten ja einen Teil der,

Leif: die könnten fragen, schlafen sie gut oder nicht.

Leif: Und letztendlich tut der Schmerzfragebogen ja teilweise das auch.

Leif: Und trotzdem stelle ich all die Fragen nochmal, weil ich einfach da drin immer

Leif: eine Chance sehe, dass der Patient noch was erzählt, was er sonst nicht erzählt hätte.

Leif: Also ich sage mal ein Beispiel. Ich habe eine 50-jährige Frau,

Leif: wo mir die Rückenschmerzen hat und der stelle ich die Frage,

Leif: ob sie Probleme im Wasser lassen hat.

Leif: Dann steht ganz häufig auf ihrem Fragebogen nichts drauf.

Leif: Aber wenn ich sie frage und sie direkt darauf anspreche, kommt plötzlich,

Leif: dass sie eine schwere Urininkontinenz hat.

Leif: Dass diese Frau dann plötzlich nicht mehr Physiotherapie machen kann,

Leif: weil ihr das unangenehm ist, beim Physiotherapeuten sich einzunässen,

Leif: verändert ja mein Therapiekonzept total.

Leif: Das heißt, ich muss dieses Thema thematisieren und ich muss ihr vielleicht einen

Leif: Tipp geben oder ich muss sie zu einer speziellen Physiotherapeutin schicken.

Leif: Und das sind so Themen, die fallen, finde ich, im Fragebogen manchmal unten durch.

Leif: Und da gibt es ganz viele Beispiel. Das ist jetzt nur ein ganz spezielles Beispiel,

Leif: aber da gibt es, glaube ich, fast in jedem Blog dieses Fragebögens.

Leif: Witter ich manchmal oder bekomme ich Dinge raus und wenn ich die Frage nicht

Leif: selber gestellt hätte, wäre sie vielleicht einfach nur vom Chatbot abgefragt worden und,

Leif: nicht gelöst oder es hätte nichts aufgedeckt.

Jan-Peer: Und die zweite Ebene hättest du nie gesehen, ja.

Leif: Genau. Und ich glaube, das ist eine super Hilfestellung.

Leif: Der kann diesen Fragebogen abfragen, aber es braucht immer noch die zweite Instanz

Leif: und das sind wir, die das vertiefen und die das nochmal hinterfragen.

Marco: Iris, kannst du dir vorstellen, dass die KI dir irgendwann mal sagt,

Marco: so Frau Müller, hier ist die Therapie. Viel Glück.

Iris: Das kann ich mir vorstellen, dass er mir das sagt, aber ich würde die

Iris: natürlich so jetzt nicht annehmen.

Iris: Es ist ja immer, ja KI ist ja immer so gut sozusagen, was an Daten reingeht,

Iris: macht die KI aus. Das kommt halt ein bisschen drauf an,

Iris: Wie wird die KI gefüttert? Da haben wir schon mal drüber gesprochen,

Iris: können wir das so einrichten, dass die KI dann alle unsere Daten übernimmt,

Iris: alle Arztbriefe von Anfang an den Patienten aufnimmt oder vielleicht auch über

Iris: die EPA schon von Geburt an sozusagen alle Daten hat,

Iris: dann macht das schon Und vielleicht sind, dass elektronische Patientenakte,

Iris: die ja jetzt da ist und auch vorhanden ist,

Iris: dass darüber halt Daten einfließen in die KI und somit viel Datensatz vorhanden ist,

Iris: dass die KI mir gerne auch Hinweise geben kann.

Iris: Also ich würde es nicht als Therapie bezeichnen, sondern vielleicht Hinweise, Warnhinweise,

Iris: irgendwelche Aufmerksamkeit auf vielleicht, bitte Frau Müller,

Iris: gucken Sie doch nochmal, könnte es ein so und so Syndrom sein, was ganz selten ist.

Iris: Vielleicht wäre das eine Hilfestellung, aber jetzt ein festes Therapieschema

Iris: würde ich jetzt erstmal so nicht annehmen.

Iris: Aber Vorschläge natürlich, muss man halt immer gegenprüfen.

Iris: Aber ich würde eher solche Sachen positiv sehen oder irgendwelche Risikofaktoren

Iris: nochmal aufblinken lassen, irgendwelche Medikamenteninteraktionen,

Iris: das ist aber auch in anderen Bereichen wichtig.

Iris: Das ist jetzt nicht sehr schmerzspezifisch eigentlich, wo die KI uns helfen kann.

Marco: Guck mal, Jan-Per, da ist es wieder, das Zytochrom-P450-System.

Marco: Wir brauchen doch nochmal ein Thema dafür, dass wir das aufarbeiten.

Marco: Also es geht dann auch irgendwann nur mit dem Computer. Man sagt ja auch,

Marco: ab fünf Medikamente kriegst du es nur noch mit dem Computer hin,

Marco: was für eine gegenseitige Interaktion die haben.

Marco: Aber darum möchte ich da noch mal eine Folge drüber machen.

Jan-Peer: Das können wir.

Leif: Da bin ich raus.

Jan-Peer: Also, ich bin ganz happy, dass ihr uns mal in eurer Arbeitswelt mitgenommen habt.

Jan-Peer: Und ihr sagtet ja schon, das ist eine spannende Arbeit.

Jan-Peer: Ihr sagt, es ist auch immer so vielfältig. Und jetzt, wo ihr so viel erzählt

Jan-Peer: habt, kann ich mir auch wirklich vorstellen, dass es sehr, sehr vielfältig ist

Jan-Peer: mit jedem Patienten individuell.

Jan-Peer: Und ich habe da große Hochachtung vor euch.

Jan-Peer: Dass ihr euch, also man merkt ja, ihr brennt dann dafür, für die Sache. Das ist wirklich toll.

Jan-Peer: Ja, vielen, vielen Dank, dass ihr uns mitgenommen habt. Einfach mal in die Welt

Jan-Peer: der professionellen Schmerzanamnese.

Marco: Auf alle Fälle. Ich habe noch mal eine Frage. Wenn jetzt ein Zuhörer oder Zuhörer

Marco: irgendwie Kontakt mit euch aufnehmen will, gibt es da Möglichkeiten?

Marco: Habt ihr eine Internetseite, eine E-Mail-Adresse?

Marco: Kann ich die mit in den Shownotes eintragen? Wäre das für euch okay?

Leif: Ja, klar.

Marco: Dann würde ich das unter der Rubrik Gäste, und das wart ihr ja in unserem Podcast,

Marco: würde ich ganz gerne die Detaildaten noch mit eintragen, sofern das von euch in Ordnung ist.

Leif: Gerne, ja klar.

Iris: Kannst du gerne machen.

Marco: Du brauchst auch keine Datenschutzerklärung unterschreiben. Das geht,

Marco: glaube ich, so in Ordnung. Ja, genau.

Leif: Nee, sehr gerne.

Marco: Dann ist das, glaube ich, der richtige Zeitpunkt. Erst mal will unser Geburtstagskind

Marco: vielleicht heute nochmal einen zweiten Sekt trinken oder einen Cappuccino mit

Marco: uns, das müssen wir nochmal entscheiden, aber erstmal von meiner Seite auch

Marco: mal vielen, vielen Dank.

Jan-Peer: Lade euch ein.

Marco: Ja, du, wenn man nullt, dann kann man auch mal einen ausgeben, finde ich auch.

Marco: Ja, es bleibt von meiner Seite aus nochmal vielen, vielen Dank,

Marco: dass wir bei euch sein dürfen, wir haben euch ja hier in der Praxis besucht,

Marco: wir haben die Folge aufgenommen und sagen nochmal vielen, vielen Dank und ja,

Marco: ich freue mich auf, ach nee, du willst ja nochmal was ansagen mit

Marco: Kontaktaufnahme oder wie auch immer, wie unsere Zukunft aussieht.

Marco: Du sagst doch immer so was Schönes.

Jan-Peer: Also bei Fragen und Anregungen, wir freuen uns immer über Feedback,

Jan-Peer: Positives und auch Negatives, deswegen wie immer eigentlich an die Aufforderung,

Jan-Peer: an die Wertehörerschaft.

Jan-Peer: Wenn ihr Anregungen habt, Themenvorschläge oder sonstige Ideen, schreibt uns.

Marco: Podcast at der Schmerzcode.de

Jan-Peer: Wir freuen uns, herzlichen Dank.

Marco: Und dann sage ich Tschüss, wir freuen uns auf die nächste Folge im nächsten

Marco: Monat am ersten Donnerstag ab 6 Uhr. Bis dahin, bleibt gesund.

Jan-Peer: Bleibt neugierig.

Music: Wir bedanken uns und freuen uns wieder auf Dich,

Music: Wenn das heißt, der Schmerzcode.

Music: Music

Music: Die im Podcast dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information

Music: und allgemeinen Weiterbildung.

Music: Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten

Music: diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar.

Music: Die Inhalte erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit,

Music: Noch kann die Aktualität,

Music: Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden.

Music: Der Podcast ersetzt

Music: Keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf

Music: nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung

Music: einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.