Schmerztherapie im Rettungsdienst

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Literatur und kurze Zusammenfassungen

(1) Che T, Roth BL. Molecular basis of opioid receptor signaling. Cell. 2023 Nov 22;186(24):5203-5219. doi: 10.1016/j.cell.2023.10.029. PMID: 37995655; PMCID: PMC10710086.

Zusammenfassung: Die Studie von Che und Roth (2023) untersucht die molekularen Mechanismen der Opioidrezeptor-Signalübertragung. Sie beleuchtet, wie Rezeptoren durch Agonisten aktiviert werden, Unterschiede in Signalwegen (G-Protein vs. β-Arrestin) und die Bedeutung von Bias-Signaling für die Entwicklung sichererer Opioide mit weniger Nebenwirkungen. Die Ergebnisse bieten Ansätze für neue, verbesserte Schmerzmittel.

(2) Valentino RJ, Volkow ND. Untangling the complexity of opioid receptor function. Neuropsychopharmacology. 2018 Dec;43(13):2514-2520. doi: 10.1038/s41386-018-0225-3. Epub 2018 Sep 24. PMID: 30250308; PMCID: PMC6224460.

Zusammenfassung: Die Arbeit von Valentino und Volkow (2018) beleuchtet die Komplexität der Funktion von Opioidrezeptoren und deren Rolle in der Schmerzmodulation sowie in Belohnungssystemen des Gehirns. Die Autoren heben hervor, wie verschiedene Opioidrezeptoren (μ, κ, δ) unterschiedliche, teils gegensätzliche Effekte auf Schmerz, Stimmung und Verhalten ausüben. Sie diskutieren die Herausforderungen bei der Entwicklung von Therapien, die Schmerz lindern, ohne Suchtgefahr oder Nebenwirkungen wie Atemdepression zu erhöhen. Der Artikel betont die Notwendigkeit eines integrativen Ansatzes, um sicherere und effektivere Opioidtherapien zu entwickeln.

(3) Trescot AM, Datta S, Lee M, Hansen H. Opioid pharmacology. Pain Physician. 2008 Mar;11(2 Suppl):S133-53. PMID: 18443637.

Zusammenfassung: Die Übersichtsarbeit von Trescot et al. (2008) bietet eine detaillierte Analyse der Pharmakologie von Opioiden. Sie beschreibt die Wirkmechanismen von Opioiden, ihre Bindung an spezifische Rezeptoren (μ, κ, δ) sowie deren Effekte auf Schmerzmodulation, Toleranzentwicklung und Nebenwirkungen. Es werden Unterschiede zwischen verschiedenen Opioiden, wie Morphin, Fentanyl und Methadon, hinsichtlich Potenz, Wirkdauer und Nebenwirkungsprofil hervorgehoben. Die Autoren betonen die Bedeutung eines individuellen Ansatzes in der Schmerztherapie und diskutieren Strategien zur Minimierung von Risiken wie Sucht, Toleranz und Atemdepression.

(4) Wang S. Historical Review: Opiate Addiction and Opioid Receptors. Cell Transplant. 2019 Mar;28(3):233-238. doi: 10.1177/0963689718811060. Epub 2018 Nov 13. PMID: 30419763; PMCID: PMC6425114.

Zusammenfassung: Der Artikel von Wang (2019) bietet eine historische Übersicht zur Entwicklung des Verständnisses von Opiatabhängigkeit und der Rolle von Opioidrezeptoren. Er zeichnet die Entdeckung von Opioidrezeptoren (μ, κ, δ) und deren Bedeutung für die Schmerztherapie und Suchterkrankungen nach. Der Artikel beleuchtet, wie die Forschung zu Rezeptor-Signalwegen zur Entwicklung moderner Opioidmedikamente führte, die auf spezifische Rezeptoren abzielen. Zudem wird die Bedeutung dieser Erkenntnisse für die Bekämpfung der Opiatabhängigkeit und die Entwicklung sichererer Schmerztherapien hervorgehoben.

(5) Riccardi A, Guarino M, Serra S, Spampinato MD, Vanni S, Shiffer D, Voza A, Fabbri A, De Iaco F; Study and Research Center of the Italian Society of Emergency Medicine. Narrative Review: Low-Dose Ketamine for Pain Management. J Clin Med. 2023 May 2;12(9):3256. doi: 10.3390/jcm12093256. PMID: 37176696; PMCID: PMC10179418.

Zusammenfassung: Die narrative Übersicht von Riccardi et al. (2023) untersucht den Einsatz von niedrig dosiertem Ketamin zur Schmerzbehandlung. Der Artikel beschreibt die analgetischen Eigenschaften von Ketamin, das als NMDA-Rezeptor-Antagonist wirkt, und hebt seine Wirksamkeit bei akuten und chronischen Schmerzen hervor, insbesondere wenn traditionelle Opioide unzureichend sind oder unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Die Autoren betonen die Vorteile von niedrig dosiertem Ketamin, darunter eine gute Schmerzlinderung ohne signifikante psychotrope Effekte, sowie dessen Sicherheit im Notfalleinsatz. Sie rufen zu weiterer Forschung auf, um Standarddosierungen und Protokolle für die klinische Praxis zu optimieren.

(6) Peltoniemi MA, Hagelberg NM, Olkkola KT, Saari TI. Ketamine: A Review of Clinical Pharmacokinetics and Pharmacodynamics in Anesthesia and Pain Therapy. Clin Pharmacokinet. 2016 Sep;55(9):1059-77. doi: 10.1007/s40262-016-0383-6. PMID: 27028535.

Zusammenfassung: Peltoniemi et al. (2016) bieten eine umfassende Übersicht zu den klinischen Pharmakokinetiken und Pharmakodynamiken von Ketamin in der Anästhesie und Schmerztherapie. Der Artikel beschreibt Ketamins einzigartige Eigenschaften als NMDA-Rezeptor-Antagonist und seine vielseitigen Anwendungen, von der Vollnarkose bis zur Behandlung akuter und chronischer Schmerzen. Die Autoren beleuchten die schnelle Verteilung und Metabolisierung von Ketamin, wobei seine Hauptmetaboliten, wie Norketamin, ebenfalls analgetische Wirkungen haben. Zudem wird auf die dosisabhängigen Nebenwirkungen wie Dissoziation eingegangen. Die Übersicht unterstreicht die Bedeutung von Ketamin als Alternative zu Opioiden und als Werkzeug in der multimodalen Schmerztherapie.

(7) Tian F, Lewis LD, Zhou DW, Balanza GA, Paulk AC, Zelmann R, Peled N, Soper D, Santa Cruz Mercado LA, Peterfreund RA, Aglio LS, Eskandar EN, Cosgrove GR, Williams ZM, Richardson RM, Brown EN, Akeju O, Cash SS, Purdon PL. Characterizing brain dynamics during ketamine-induced dissociation and subsequent interactions with propofol using human intracranial neurophysiology. Nat Commun. 2023 Mar 29;14(1):1748. doi: 10.1038/s41467-023-37463-3. PMID: 36991011; PMCID: PMC10060225.

Zusammenfassung: Die Studie von Tian et al. (2023) untersucht die Gehirndynamik während ketamininduzierter Dissoziation und deren Interaktionen mit Propofol mittels intrakranieller Neurophysiologie beim Menschen. Die Forscher analysierten ketaminbedingte Veränderungen in neuronalen Netzwerken und fanden heraus, dass Ketamin zu einer erhöhten kortikalen Aktivität führt, insbesondere in hochfrequenten Oszillationen, die mit der dissoziativen Wirkung korrelieren. Nach der Gabe von Propofol wurden diese Effekte abgeschwächt, was auf unterschiedliche Mechanismen der Bewusstseinsmodulation hindeutet. Die Ergebnisse bieten neue Einblicke in die neurophysiologischen Grundlagen von Ketamin und dessen Wechselwirkungen mit anderen Anästhetika und könnten die Optimierung von Narkose- und Therapiemethoden unterstützen.

(8) Thong ISK, Jensen MP, Miró J, Tan G. The validity of pain intensity measures: what do the NRS, VAS, VRS, and FPS-R measure? Scand J Pain. 2018 Jan 26;18(1):99-107. doi: 10.1515/sjpain-2018-0012. PMID: 29794282.

Zusammenfassung: Die Studie von Thong et al. (2018) untersucht die Gültigkeit verschiedener Schmerzintensitätsmessungen, darunter die Numerische Rating-Skala (NRS), die Visuelle Analogskala (VAS), die Verbale Rating-Skala (VRS) und die Faces Pain Scale – Revised (FPS-R). Die Autoren analysieren, was diese Skalen tatsächlich messen und wie sie in der klinischen Praxis verwendet werden. Sie kommen zu dem Schluss, dass alle Skalen valide und zuverlässige Instrumente zur Schmerzbewertung sind, jedoch unterschiedliche Aspekte der Schmerzempfindung erfassen. Während die NRS und VAS vor allem die Intensität messen, sind die VRS und FPS-R besser geeignet, um die Schmerzwahrnehmung für Patienten mit unterschiedlichen Kommunikationsfähigkeiten (z. B. Kinder oder Patienten mit kognitiven Beeinträchtigungen) zu erfassen.

(9) Ikeda S. The Reincarnation of Methoxyflurane. J Anesth Hist. 2020 Jun;6(2):79-83. doi: 10.1016/j.janh.2019.07.001. Epub 2019 Oct 15. PMID: 32593381.

Zusammenfassung: Ikeda (2020) beleuchtet die Wiederbelebung von Methoxyfluran als Analgetikum in der modernen Schmerzbehandlung, insbesondere im Rettungsdienst und in der Notfallmedizin. Ursprünglich in den 1960er Jahren als Anästhetikum verwendet, wurde Methoxyfluran aufgrund seiner nephrotoxischen Nebenwirkungen weitgehend aufgegeben. In den letzten Jahren hat jedoch die erneute Anwendung in niedrigen Dosen für die Schmerzbehandlung im präklinischen Setting, vor allem bei Notfallsanitätern, zunehmende Aufmerksamkeit erhalten. Ikeda diskutiert die Vorteile von Methoxyfluran, wie seine einfache Anwendung und schnelle Schmerzlinderung, und betont die Notwendigkeit weiterer Forschung zur Langzeitsicherheit, insbesondere hinsichtlich der Nierengesundheit.

(10) Jansen G, Deslandes M, Deicke M, Grannemann JJ, Hoyer A, Kalmbach M, Kobiella A, Plappert T, Strickmann B, Hinkelbein J. Enhancing prehospital analgesia - advantages and further indications of nalbuphin. Scand J Trauma Resusc Emerg Med. 2024 Jun 12;32(1):56. doi: 10.1186/s13049-024-01227-9. PMID: 38867316; PMCID: PMC11167738.

Zusammenfassung: Die Studie von Jansen et al. (2024) untersucht die Vorteile und weiteren Indikationen von Nalbuphin zur Schmerzbehandlung im Rettungsdienst. Nalbuphin, ein partieller Opioidagonist, zeigt im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln wie Morphin oder Fentanyl eine günstigere Nebenwirkungsprofil, insbesondere in Bezug auf Atemdepression und Suchtpotenzial. Die Autoren betonen, dass Nalbuphin eine effektive Option für die präklinische Schmerzbehandlung darstellt, da es sowohl starke analgetische Wirkungen bietet als auch eine geringere Gefahr von Nebenwirkungen aufweist. Weitere Indikationen für den Einsatz von Nalbuphin, jenseits der Schmerztherapie, werden ebenfalls diskutiert, wobei eine breitere Anwendung im Notfall- und Rettungsdienst gefordert wird.

Die Zusammenfassungen wurden mit der Unterstützung von ChatCPT erstellt.

Hardware

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Musik und Gestaltung

GarageBand, Version 10.4.10, Soundmediathek 1178, Titelmusik: „Collins Avenue Long“ Podcast-Logo: Privatbild mit ToonMe (Version 0.10.59 (2108)) modifiziert. Modifiziertes Hintergrundbild nach „matrix_plot.png“ von https://www.r-bloggers.com; „Matrix-style screensaver in R“, Layout via Microsoft®️PowerPoint for Mac, Version 16.80 (23121017) Podcast Begrüßung, Verabschiedung und Ansagen: Text-To-Speech via https://elevenlabs.io/text-to-speech (Freya)

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Transkript anzeigen

Marco: Moin Moin zu der Schmerzcode. Der Podcast, in dem Jan-Pär und Marco wichtige

Marco: Themen zum Mysterium Schmerz einfach und praktisch aufschlüsseln wollen.

Music:

Marco: Hallo Jan-Pär, herzlich willkommen.

Jan-Peer: Hallo Marco, schön, dass wir wieder zusammensitzen.

Marco: Ja, finde ich auch.

Jan-Peer: Wie bist du in die ersten Wochen des neuen Jahres gekommen?

Marco: Naja, stimmt, es sind ja auch schon wieder, die ersten vier Wochen sind schon wieder rum, knapp fünf.

Marco: Gut, ich bin gut reingekommen.

Marco: Es ist ja wieder, es ist wie so ein Neustart. Neues Jahr, neues Glück.

Marco: Endlich neue Podcast-Folgen.

Jan-Peer: Ja, das stimmt.

Marco: Ich freue mich auch mit den ganzen Sachen, die wir noch machen wollen.

Marco: Ich bin da in freudiger Erwartung, so würde ich es glaube ich zusammenfassen.

Jan-Peer: Ja, ich bin auch gespannt, was das Jahr bringt.

Marco: Ja, aber was bringt es denn heute?

Jan-Peer: Heute haben wir das Thema oder beschäftigen uns mit Schmerztherapie im Rettungsdienst.

Marco: Super. Finde ich mega, ist wichtig.

Jan-Peer: Finde ich auch total wichtig. Und ich finde, es ist auch ein ganz interessantes

Jan-Peer: Spannungsfeld, was wir da beleuchten, weil auf der einen Seite ist es ein unheimlich

Jan-Peer: wichtiger Bestandteil des Rettungswesens, dass man Schmerzen nehmen kann.

Jan-Peer: Ist ja ein integraler Behandlungsschwerpunkt. Und auf der anderen Seite musst

Jan-Peer: du auch ein hohes Sicherheitspotenzial erfüllen. Du hast wenig Überwachung.

Jan-Peer: Die Medikamente, die man anmeldet, die musst du gut auswählen.

Jan-Peer: Du musst auch vielleicht einem nicht ärztlichen Mitarbeiter im Rettungsdienst.

Jan-Peer: Das geht an alle geschätzten Kollegen, Rettungsassistenten, Rettungssanitäter,

Jan-Peer: Notfallsanitäter, die einen tollen Job daraus machen.

Jan-Peer: Und da kommen wir später drauf, den wir zum Glück jetzt mal ein bisschen mehr

Jan-Peer: an die Hand geben können zur Schmerztherapie, dass nicht jedes Mal der Notarzt

Jan-Peer: da rauskommen muss und glücklicherweise die Patienten dann auch,

Jan-Peer: glaube ich, davon profitieren.

Marco: Auf alle Fälle, das glaube ich, bin ich fest von überzeugt, ja.

Marco: Ja, bin ich gespannt, ja.

Jan-Peer: Was ist denn so dein, du hast deine Erfahrung, was sind denn deine liebsten

Jan-Peer: Medikamente im Rettungsdienst?

Marco: Oh, da gibt es natürlich viele als Notarzt. Aber du spielst natürlich auf die Schmerztherapie an.

Jan-Peer: Genau. Ja, klar.

Marco: Ja, letztendlich sind es die klassischen. Also das Sofentanil,

Marco: was wir jetzt als Anästhesisten, wir beide ja auch leidenschaftlich gerne im

Marco: klinischen Alltag benutzen, hat ja so den Einklang nicht im Rettungsdienst gefunden.

Marco: Und das ist ja auch richtig, das ist auch meines Wissens für spontanabende Patienten

Marco: auch überhaupt nicht zugelassen.

Marco: Aber unabhängig davon bleibt es ein schönes Medikament mit einer vernünftig langen Halbwertszeit.

Marco: Aber im Rettungsdienst haben wir Alternativen, die super sind und uns eine ausreichende

Marco: Anagese für unsere Patienten bereitstellen.

Marco: Das Morphin, Stichwort Herzinfarktpatient,

Marco: sowieso Anxiolyse, CO2-Schwellenerhöhung, also ist ein super Schmerzmedikament

Marco: und der Vorteil, es ist ein altetabliertes Opiat, ein großartiges Medikament.

Marco: Dann haben wir das Fentanyl.

Marco: Ich glaube, ich habe immer das Gefühl, das wird irgendwie so zur Seite gedrückt.

Marco: Also in der Klinik sehe ich es total selten.

Marco: In der Prähospitalanwendung wende ich das regelmäßig an. Ich finde es ein super

Marco: Medikament. Lässt sich gut dosieren. Ich auch. Super.

Marco: Und ja, Ketanest S, also Ketanest von früher, jetzt Ketanest S, ist toll.

Marco: Ich benutze es sogar heutzutage noch auf der Intensivstation für kurze Sachen.

Marco: Stichwort Kardioversion oder mal eine Thoraxanlage bei Patienten,

Marco: der wenig kooperativ ist, wo das Lokale nicht so gut wirkt und wir kennen unsere

Marco: schwierigen Patienten. Total super Medikament.

Jan-Peer: Ich bin auch gespannt, was, und jetzt können wir schon mal ein bisschen teasern,

Jan-Peer: was unsere Praktiker denn so gerne benutzen.

Marco: Ja, stimmt, genau, ja.

Jan-Peer: Denn dankenswerterweise hast du

Jan-Peer: ja über deine Connections wieder mal Interviewpartner organisiert für uns.

Marco: Ja, da freue ich mich irre drauf.

Jan-Peer: Genau, zwei sozusagen Kollegen aus der Praxis, die aus dem Lähkästchen und aus

Jan-Peer: der praktischen Anwendung mal berichten können und das auch aus nichtärztlicher Seite.

Jan-Peer: Was ich ganz, ganz wichtig finde, weil es ja auch viele organisatorische Neuerungen dann gab.

Marco: Ja, das stimmt, das stimmt. Da werden alle von profitieren.

Marco: Also es war, ja, Stichwort Teaser, es war ein super, super Interview.

Marco: Aber ich freue mich jetzt schon drauf. Aber ich glaube, bevor wir in dieses

Marco: Interview reinspringen, es wird ja auch so ein Sprung ins kalte Wasser,

Marco: wäre es, glaube ich, ganz gut, dass wir vielleicht nochmal so ein paar Basissachen

Marco: erklären, Stichwort Opiate, Opiatrezeptoren, Ketanis, Ketanisrezeptoren.

Marco: Was haben wir da eigentlich? Weil das sind so die klassischen Medikamente,

Marco: die wir in der prähospitalen schmerztherapeutischen Versorgung unserer Patienten anwenden.

Marco: Und da würde ich mich freuen, wenn du da vielleicht so ein paar Sätze einmal findest.

Marco: Aber Achtung, Jan-Pier, das soll jetzt nicht ein Podcast werden über Opiate und Ketanest.

Marco: Das müssen wir bitte einmal gesondert machen. Der Fokus soll hier wirklich auf

Marco: die prähospitale Schmerztherapie sein. Ich soll mich kurz fassen. Habe ich verstanden.

Marco: Ich möchte gerne auch den Raum haben für einen eigenen Podcast für Opiate.

Marco: Ich glaube, das Medikament hat es einfach verdient.

Jan-Peer: Das glaube ich auch. Das ist auch relativ komplex. Und ich mache es gerne,

Jan-Peer: dass wir es jetzt mal mit einem zwei Schlaglichtern beleuchten,

Jan-Peer: dass wir ein bisschen mehr genau wissen, wovon wir dann auch sprechen.

Marco: Das erste Schlüsselwort. Opiat.

Jan-Peer: Ich fange mal mit den Opiaten an. Es bietet sich auch immer an,

Jan-Peer: dass die Wirkweise von Medikamenten aus dieser Rezeptorsicht sich als erstes anzusehen. Also,

Jan-Peer: Opiate, entweder sind das körpereigene Substanzen, entweder sind das durch Pflanzenstoffe

Jan-Peer: zugeführte, also Morphium wäre das Klassische, was wir da haben,

Jan-Peer: oder es sind irgendwelche synthetisch hergestellten Medikamente, die wir dazu führen.

Jan-Peer: Die wirken im Körper auf die Opiatrezeptoren und da haben wir im Körper vier verschiedene.

Jan-Peer: Die sind dann immer benannt nach den erst beschriebenen endoexogenen Agonisten,

Jan-Peer: also nach den Stoffen, die die aktiviert haben.

Jan-Peer: Da gibt es dann die My-Rezeptoren, da Morphin ist eben derjenige,

Jan-Peer: der erste Stoff, der gesehen wurde, der den Rezeptor aktiviert.

Jan-Peer: Kappa von Ketazuzin, Delta-Rezeptor und dann nicht klassische Rezeptoren,

Jan-Peer: die einen anderen Stoffe dann haben.

Jan-Peer: Also My, Kappa, Delta, nicht klassische Rezeptoren.

Jan-Peer: Die Rezeptoren finden wir im Körper im ZNS hauptsächlich und auch ein bisschen in der Peripherie.

Jan-Peer: Bei Aktivierung des Rezeptors, egal durch welchen Stoff, wird immer eine Analgesie,

Jan-Peer: also Schmerzreduktion, hervorgerufen.

Jan-Peer: Das ist also egal, welchen Rezeptor man dann auch dezidiert aktiviert.

Jan-Peer: Insgesamt egal, welcher Rezeptor aktiviert wird, es führt immer zu einer Analgesie.

Jan-Peer: Aber je nachdem, welcher Rezeptor man durch einen Stoff besonders aktiviert,

Jan-Peer: gibt es auch noch sekundäre Effekte, was man ja auch mal als Nebenwirkung dann hat.

Jan-Peer: Also zum Beispiel, wenn ich den My-Rezeptor, der jetzt hauptsächlich im cerebralen

Jan-Peer: Kortex, im Thalamus oder auch im peri-äquadruktalen Grau vorhanden ist,

Jan-Peer: wenn man den aktiviert, dann gibt es eine Anargesie,

Jan-Peer: dann gibt es aber auch sowas wie Euphorie und auch die.

Jan-Peer: Respiratory Depression, also die Ateminsuffizienz, die man dann auslösen kann

Jan-Peer: und was ja immer unsere große Angst ist, wenn man Opiate im Patienten dann verabreicht.

Jan-Peer: Beim Kappa-Rezeptor, der ist zum Beispiel mit Hypothalamus vor allen Dingen,

Jan-Peer: da gibt es die Analgesie und die Dysphorie.

Jan-Peer: Und beim Delta-Rezeptor, der ist in dem Basalgang liegen vor eigentlich,

Jan-Peer: der zum Beispiel macht auch nebenbei auch noch eine Anxiolyse.

Jan-Peer: Also Analgesie können die alle und Nebenwirkungen, je nachdem welcher Rezeptor

Jan-Peer: besonders angesprochen wird, gibt es immer besondere Nebenwirkungen.

Jan-Peer: Und das ist nachher nochmal wichtig, weil man durch die verschiedenen,

Jan-Peer: wir haben ja ganz verschiedene Opiate, die wir einsetzen, die auch immer ein

Jan-Peer: bisschen spezielles Wirkprofil auf einen von diesen Rezeptor dann haben.

Jan-Peer: so dass man bei dem einen Medikament mehr Nebenwirkungen als bei einem anderen

Jan-Peer: Medikament dann eben abbilden oder erzeugen kann oder befürchten muss,

Jan-Peer: je nach dem Bereich, glaube ich.

Jan-Peer: Achso, eine Sache wollte ich noch sagen. Wie wirken sie denn überhaupt?

Jan-Peer: Also alle Rezeptoren, das sind inhibitorische G-Proteine.

Jan-Peer: Also das heißt, die sind durch die Zellmembranen aufgehängt.

Jan-Peer: Und wenn die dann aktiviert werden, dann öffnen sie unter anderem zum Beispiel,

Jan-Peer: Kalium- und Kalium-Ionen-Kanäle.

Jan-Peer: Die Ionen strömen dann in die Zelle ein und führen dann zu einer Hyperpolarisierung.

Jan-Peer: Und das haben wir ja gelernt, schon in den Podcasts, die wir vorher hatten,

Jan-Peer: Wenn eine Zellmembran hyperpolarisiert, dann werden ankommende zum Beispiel

Jan-Peer: Schmerzsignale eben weniger frequent oder gar nicht mehr weitergeleitet.

Jan-Peer: Und dadurch entsteht die Analgesie durch diese Hyperpolarisation.

Jan-Peer: Es gibt noch andere Effekte.

Jan-Peer: Das machen wir nochmal im anderen Podcast. Das ist im Detail auch noch ein bisschen

Jan-Peer: sehr interessant, aber würde jetzt den Rahmen hier auf jeden Fall sprengen.

Marco: Das finde ich gut, dass wir uns dann letztendlich auf unser Hauptthema der prähospitalen

Marco: Schmerztherapie letztendlich konzentrieren.

Marco: Du wolltest noch was ein bisschen über den Ketanest erzählen.

Jan-Peer: Ja, ist nicht ganz so alt wie jetzt die ganzen Opiate, die sind ja schon seit

Jan-Peer: Jahrhunderten im Einsatz.

Jan-Peer: Ein Ketanest ist so ein bisschen ein anderes Medikament. Das ist so 1962 eigentlich

Jan-Peer: als Alternative für, kennst du noch PCP, also Angel Dust von der Straße?

Marco: Also ich kenne das nur von der Straße, weil es Teil der notästlichen Versorgung ist.

Marco: Aber nein, ich habe es selber noch nicht genutzt.

Jan-Peer: Nein, ich auch noch nicht. Aber genau, das ist sozusagen die,

Jan-Peer: sollte als Alternative, wurde das 1962 entwickelt, Ketanest, aus dem PCP.

Jan-Peer: Und es wurde schnell klar, das hat eine schmerzstillende Wirkung,

Jan-Peer: wurde dann auch zum Beispiel im Vietnamkrieg eingesetzt.

Jan-Peer: Das war es ja auch sozusagen in Battlefield Medicine, da kommt das so ein bisschen her.

Jan-Peer: Und letztlich ist das ein ganz komisches Medikament, weil es je nachdem,

Jan-Peer: wie viel du gibst, unterschiedliche Wirkungen hat.

Jan-Peer: Also wenn du es in einer geringen Dosis gibst, zum Beispiel weniger als 0,6

Jan-Peer: Milligramm pro Kilo am Körpergewicht, wirkt es analgetisch.

Jan-Peer: Und wenn du darüber hinausgehst in der Dosierung, dann macht es eine dissoziative Amnesie.

Jan-Peer: Also wirkt dann im Sinne eines Narkotikums. Also anders aber so in dem Sinne.

Jan-Peer: Aber wir wollen uns ja hier beschränken auf die energetische Wirkung.

Jan-Peer: Wenn wir uns angucken, wie Ketamin wirkt, dann müssen wir uns nochmal zurückerinnern

Jan-Peer: an die, war es zweite oder dritte Folge, wo wir über Glutamat und...

Marco: Ja, ich bin da auch nicht ganz sattelfest, wenn ich ehrlich bin,

Marco: aber das müsste ungefähr hinhauen.

Jan-Peer: Genau, Glutamat wissen wir oder erinnern wir uns noch, ist der wesentlichste

Jan-Peer: excitatorische Neurotransmitter.

Jan-Peer: Und wenn wir dann Neurotransmitter haben, dann haben wir auch immer Rezeptoren

Jan-Peer: dazu. und die Glutamatrezeptoren, da gibt es eben drei verschiedene.

Jan-Peer: Dann gibt es einmal NMDA, Ampa und Cainatrezeptoren.

Jan-Peer: Genau wie bei Opiaten werden die auch nach den Agonisten dann.

Jan-Peer: Dann sind die mit Antworten.

Jan-Peer: Und NMDA-Rezeptoren,

Jan-Peer: Wenn die aktiviert werden, dann sind die quasi der erste Schritt,

Jan-Peer: um Schmerzsignale zum Beispiel auf Spinaler-Ebene weiterzuleiten.

Jan-Peer: Die aktivieren, wenn NMDA aktiviert wird, dann werden auch Amperkanäle aktiviert

Jan-Peer: und der Schmerz wird verstärkt noch weitergeleitet oder Schmerzimpulse werden

Jan-Peer: verstärkt weitergeleitet.

Jan-Peer: Und ein Ketanist blockt eben diese glutaminergen Neurone, weil es dann antagonistisch

Jan-Peer: am NMDA-Rezeptor andockt und den dann blockiert.

Jan-Peer: Also dann gibt es keine Aktivierung von dem Rezeptor und dann gibt es keine

Jan-Peer: Amperaktivierung und auch keine Schmerzweiterleitung.

Marco: Hört sich nachvollziehbar an.

Jan-Peer: Ja, also es ist relativ einfach.

Marco: Aber genau, ich glaube, das ist auch vielen Hörern bekannt, zumindest die da

Marco: aus dem Bereich bekommen, dass Ketanis dann den NMDA-Rezeptoren angreift.

Jan-Peer: Ja, ich glaube, wenn wir das wissen, das ist schon mal ganz gut.

Marco: Ja, finde ich auch. Zumindest könnte es, ja. Ich finde, damit haben wir so eine

Marco: kleine rudimentäre Basis für diese beiden schmerztherapeutischen Medikamente

Marco: geschaffen. So würde ich das, glaube ich, sagen. Oder?

Jan-Peer: Genau. Du hattest ja noch, ich glaube, in der Einleitung auch gesagt,

Jan-Peer: dass Ketamin, es gibt Ketamin und Ketamin-S und das sind ja zwei unterschiedliche

Jan-Peer: Ketamine und zwei unterschiedliche, nur der Vorständigkeit halber sind eben,

Jan-Peer: bei Ketamin gibt es, das ist ein Enantiomer, also sozusagen es gibt chemisch

Jan-Peer: ein, das ist quasi das Ketan-S als Molekül und da gibt es genau ein spiegelbildliches Molekül dazu.

Jan-Peer: und beim Ketamin sind eben diese Beine Enazomere, diese beiden Bild und Spiegelbild,

Jan-Peer: eben beides im Medikament drin und bei dem S-Ketamin ist eben nur ähm,

Jan-Peer: Ja, also der S-Anteil. Der S-Anteil mit drin. Und nicht der R-Anteil,

Jan-Peer: genau. Genau, und der hat dann noch eine...

Marco: Oh, das war noch, glaube ich, R und S, ne?

Jan-Peer: Ja, genau, rechts und links drehend ist das genau. Ich weiß auch nicht,

Jan-Peer: warum S für links, aber wie auch immer.

Jan-Peer: Und Esketamin ist insofern anders, weil es noch eine viermal stärkere Affinität

Jan-Peer: zum NMDR-Rezeptor und dann zum Block hat. Deswegen brauchst du weniger, damit es genauso wirkt.

Jan-Peer: Nur damit du weißt, warum es zwei Medikamente gibt.

Marco: Genau. und das drehend ist glaube ich auch nur hat was mit Licht zu tun,

Marco: ist jetzt nicht so wie die

Jan-Peer: Ich drehe auch gleich durch.

Marco: Ich muss immer so was gibt es nicht auch links und rechts drehende Kulturen?

Jan-Peer: Ja, bei Milchsohaut Ja.

Marco: Das hat glaube ich auch nur was mit Licht zu tun, aber nicht mit drehendem Joghurt.

Marco: Stell dir mal vor du musst dich links rumdrehen, um einen rechts drehenden Joghurt

Marco: vernünftig zu vertragen.

Jan-Peer: Oder du musst den da drinnen links oder rechts umdrehen. Das ist dann wie bei

Jan-Peer: Harry Potter am Zaubertrank. Siebenmal links, einmal rechts.

Marco: Du hast aber auch echt gut aufgepasst, ne?

Jan-Peer: Oder was? Meine Kinder lieben die Filme, deswegen habe ich sie oft gesehen.

Marco: Also wenn das nicht eine Basis ist, dann weiß ich nicht weiter.

Jan-Peer: Oder? Oh, das hilft in allen Lebenslagen.

Marco: Würde ich auch. Dann würde ich gerne nochmal einen einleitenden Satz bilden.

Marco: Wir haben uns die Mühe gemacht, oder andersrum unsere Interviewpartner haben

Marco: sich die Mühe gemacht, sich mit uns zu treffen und das sind beides sehr ausgewiesene,

Marco: unabhängig davon sehr lustige und sehr nette

Marco: Notfallsanitäter, die wirklich auf den Bock fahren, wirklich im Rettungsdienst tätig sind und sich auch

Marco: zwangsgebunden, natürlich, weil es ihre Patienten sind,

Marco: sich mit der Schmerztherapie im prähospitalen Setting auseinandersetzen müssen

Marco: und wir haben uns da total nett mit denen unterhalten, haben die natürlich viele Fragen gestellt und

Marco: Ich würde sagen, wir springen da gleich mal rein, oder?

Jan-Peer: Auf jeden Fall. Viel Spaß.

Marco: Ja, viel Spaß.

Stefan: Ja, moin. Mein Name ist Stefan Schill. Ich bin 49 Jahre alt.

Stefan: Seit 1993 bin ich im Rettungsdienst tätig.

Stefan: Bin mittlerweile Notfallsanitäter und Lehrer an einem Berufsbildungszentrum

Stefan: für Notfallsanitäter und betreue da eine Klasse mit 25 ganz,

Stefan: ganz tollen jungen Menschen, die bald Notfallsanitäter und Notfallsanitäterinnen werden.

Jan-Peer: Stefan, auch von meiner Seite. Toll, dass du da bist. und vielen Dank,

Jan-Peer: dass du dir die Zeit nimmst für das Interview.

Jan-Peer: Da nehme ich, oder nehme, dass du draußen auf dem Lande fährst?

Stefan: Genau, ich fahre in Ostheulstein, in Heidigenhafen und auf Fehmarn.

Jan-Peer: Oh, das ist ja wirklich richtig pure Landrettung.

Stefan: Das ist richtig so auf der Insel und so, da gehen die Uhr noch ein bisschen

Stefan: anders, da muss man manchmal mehr improvisieren bestimmt als in der Stadt,

Stefan: so wie ich es von früher kannte, aber es ist ein ganz tolles Gebiet in einer

Stefan: Ferienregion direkt an der Ostsee.

Jan-Peer: Du arbeitest, wo andere Ferien machen.

Stefan: Ganz genau. Wahnsinn. Aber ich kriege trotzdem Geld dafür.

Jan-Peer: Win-win für dich.

Stefan: Absolut.

Jan-Peer: Sag mal, wenn du jetzt draußen fährst, was begegnet dir da so,

Jan-Peer: wenn du es mit Schmerzen zu tun hast, wenn du im Rettungsdienst draußen fährst?

Stefan: Also wie gesagt, wir sind ja eine touristische Region und deswegen unterscheidet

Stefan: sich die Art der Einsätze auch so ein bisschen je nach Saison.

Stefan: In der Feriensaison haben wir mehr Traumata.

Stefan: Wir haben ganz, ganz viele Kitesurfer, viele Motorradfahrer im Sommer,

Stefan: die dann verunfallen, stürzen, wie auch immer, wo wir eher so diesen traumatischen Schmerz haben.

Stefan: Ansonsten das komplette Potpourri der Freude vom Bauchschmerz über einen kardialen

Stefan: Schmerz, über Kolikschmerzen oder was man sich alles denken kann.

Stefan: Nur nicht in der Häufigkeit wie in der Stadt.

Stefan: Es sind weniger Einwohner.

Jan-Peer: Ja, aber wenn, dann Wumms, ist es auch richtig.

Stefan: Ja, in der Regel schon. Das muss man ganz ehrlich sagen, ja.

Marco: Du überblickst ja auch schon so ein paar Jahre Rettungsmedizin.

Jan-Peer: 31.

Marco: Das ist doch schnell ausgerechnet, ne? Ja, darum bist du ja auch beim Podcast

Marco: dabei, weil diese Teilleistungsschwächen kann ich nicht erbringen.

Marco: Ich kenne keine Teilleistungsschwächen. Ja, du nicht.

Marco: Darum bist du ja dabei. Aber mich würde interessieren, jetzt wo du so lange

Marco: schon dabei bist, sondern doch ein paar Jahre überblickst und auch den Aspekt

Marco: der Ausbildung glücklicherweise für diesen Podcast mitbringst.

Marco: Gibt es da in der Schmerztherapie und die Bedeutung der Schmerztherapie im Rettungsdienst,

Marco: gibt es da einen gewissen Entwicklungsprozess, den du beobachten konntest?

Stefan: Ja, absolut. Also ich gehöre ja noch zu dieser Generation, die über einen Rettungsassistenten

Stefan: dann irgendwann Notfallsanitäter, also RS, RA, Notsan irgendwann so gemacht

Stefan: haben und gehöre auch tatsächlich noch in diese Generationen.

Stefan: präklinische Analgesie durch Rettungsdienst, Fachpersonal ist ein No-Go.

Stefan: Dafür brauchst du immer einen Arzt und das kann keiner.

Stefan: Und davon sind wir weg. So, wir machen jetzt die Analgesie auf nicht ärztlicher

Stefan: Seite, weil es delegiert werden kann und das machen wir auch.

Stefan: Und wir sind Gott sei Dank auch so weg von Sachen, ja, für die Diagnostik soll

Stefan: der Patient mal Schmerzen erleiden.

Stefan: Also es war tatsächlich in den 90ern war es, oh Gott, der Bauch,

Stefan: der darf auf gar keinen Fall analgesiert werden, weil das würde irgendeine Diagnostik

Stefan: verfälschen oder sonst wie.

Stefan: Und ich bin kein Arzt, aber wenn der eine Appendizitis hat, dann sieht man die,

Stefan: glaube ich, im Ultraschall, ob mit oder ohne Schmerzen. dann.

Jan-Peer: Ja, also ich kenne das auch noch aus den düsteren Tagen.

Jan-Peer: Nur dich die Hand des Chirurgen beeinflussen, die dann den Bauch betastet.

Jan-Peer: Heute machen wir halt ein CT.

Marco: Das hat sich aber auch schon einiges getan. Früher wurden ja auch,

Marco: glaube ich, das kennen wir beide ja auch noch, wurden unsere gelegten Prähospitalen

Marco: Braunühlen auch aus der Notaufnahme direkt rausgezogen und neu gelegt,

Marco: weil es kann nicht sein, dass der Rettungsdienst vernünftige Braunühlen legt.

Stefan: Genau. Das ist Gott sei Dank vorbei.

Marco: Ja, es ist eine gute Entwicklung.

Jan-Peer: Da ist ja viel dann im Fluss jetzt in den letzten Jahren gewesen.

Jan-Peer: Hat sich das auch rechtlich sozusagen, gibt es da Änderungen oder in welchem

Jan-Peer: rechtlichen Rahmen bewegt ihr euch jetzt im Augenblick?

Stefan: Genau, also die Notfallsanitäterin, der Notfallsanitäter findet seit Mitte letzten

Stefan: Jahres Erwähnung im Betäubungsmittelgesetz und damit wurde die Grundlage geschaffen,

Stefan: auch tatsächlich adäquate Schmerztherapie zu betreiben vor Ort,

Stefan: nicht ärztlicherseits und ja.

Stefan: Und grundsätzlich ist es allgemein so, dass der Notfallsanitäter,

Stefan: die Notfallsanitäterin durch die ärztlichen Leiter wirklich mit potenten Maßnahmen

Stefan: in Form von Medikamenten ausgestattet ist,

Stefan: um Patienten adäquat zu behandeln.

Jan-Peer: Und wie macht ihr das so konkret bei euch im Landkreis? Also macht ihr das jetzt

Jan-Peer: individuell als Schulung?

Jan-Peer: Jeder darf machen, was er will oder darf anwenden, was er glaubt, was richtig ist?

Jan-Peer: Oder habt ihr Leitlinien oder habt ihr Arbeitsprozesse definiert?

Stefan: Wir haben so Standard-Arbeitsanweisungen, welches Schmerzmedikament bei welcher

Stefan: Art des Schmerzes irgendwie und das ist tatsächlich ganz klar hinterlegt und

Stefan: einmal im Jahr müssen wir zur Kompetenzüberprüfung tatsächlich,

Stefan: wo wir nochmal darlegen müssen, tatsächlich auch mit einer Prüfung,

Stefan: dass wir noch wissen, wovon wir reden, dass wir nicht betriebsblind geworden sind,

Stefan: dass wir die Dosierung richtig im Kopf haben, obwohl die natürlich auch niedergeschrieben sind.

Stefan: Aber das müssen wir einmal im Jahr, müssen wir das in der Prüfung abliefern

Stefan: und dürfen dann weiterhin diese Medikamente geben.

Marco: Das sind ja die rechtlichen Bedingungen, die sich da jetzt geändert haben.

Marco: Findet das schon Einklang in die Ausbildung von den Notfallsanitätern?

Stefan: Ja, eindeutig. Tatsächlich. Ich kann jetzt nur für meine Schule sprechen, an der ich tätig bin.

Stefan: Wir nutzen für die Ausbildung die Algorithmen des DBRDs, des Deutschen Bundes

Stefan: für den Rettungsdienst.

Stefan: Und da sind fast alle Opiate drin enthalten tatsächlich.

Stefan: Und die werden auch ausgebildet mit Wirkweise, Kontraindikationen,

Stefan: Nebenwirkungen, die auftreten können.

Stefan: Wie behandelt man die Nebenwirkungen? Wie handelt man die?

Stefan: Und so weiter. Also das hat ganz festen Einzug gehalten in die Ausbildung von

Stefan: jungen Kolleginnen und Kollegen.

Jan-Peer: Ja, ich kann mir das ja auch vorstellen, dass es ja, also ich weiß aus amerikanischen

Jan-Peer: Literatur, dass ein Großteil der Vorstellungen der Notaufnahme ja eben schmerzgetriggert

Jan-Peer: ist und das ist natürlich auch jetzt,

Jan-Peer: ihr seid ja sozusagen die fahrende Erstangriffswelle und da ist natürlich sozusagen

Jan-Peer: Schmerz ja immer ein Symptom, was jetzt dann ja auch zu behandeln gilt und das

Jan-Peer: wäre ja wahrscheinlich über jeden zweiten Einsatz ist ja quasi das ja auch ein führendes Symptom.

Stefan: Also wir haben tatsächlich häufig

Stefan: Der Einsatzgrund ist häufig Schmerz. Dann fährt man da hin.

Stefan: Und früher war es halt so, dass wir uns einen Notarzt mit dem NEF dazuholen

Stefan: mussten, wenn wir was gegen die Schmerzen machen wollten.

Stefan: Dieser Notarzt im großstädtischen Setting ist die Notarztdichte deutlich höher als bei mir auf dem Land.

Stefan: Wenn mein Notarzt weg ist, dann warte ich eine halbe Stunde und der Patient

Stefan: hat eine halbe Stunde lang Schmerzen. Und dieser Notarzt steht dann auch nicht

Stefan: zur Verfügung für wirklich zwingend notärztliche Aufgaben.

Stefan: Und deswegen ist das eine ganz tolle Entwicklung im Rettungsdienst.

Stefan: Vor allem profitieren die Patienten davon, der erstmal nicht mehr so lange Schmerzen

Stefan: erleiden muss und der vielleicht reanimationspflichtige Patient,

Stefan: der schneller einen Arzt da hat, als er es hätte, wenn der nur in Anführungsstrichen

Stefan: wirklich kommt, um jemandem ein Energetikum zu geben.

Jan-Peer: Ja, das kann ich absolut nachvollziehen. Also Zeit ist da glaube ich auch ein

Jan-Peer: wahnsinnig wichtiger Faktor.

Stefan: Absolut.

Jan-Peer: Also kann ich sehr, sehr gut nachvollziehen.

Marco: Wie ist bei euch denn vor Ort das Schmerzassessment?

Marco: Wie würdet ihr denn vor Ort die Schmerzen bei den Patienten am Notfalleinsatz,

Marco: wie würdet ihr das Schmerzniveau bestimmen?

Marco: Habt ihr auch Tools an der Hand?

Stefan: Also wir haben so Assessments, das wir machen.

Stefan: Es gibt ja verschiedenste. Bei uns nutzen wir die NRS, die numerische Rating-Skala.

Marco: Kannst du da nochmal darauf eingehen, ganz kurz vor unsere Hörer,

Marco: die das vielleicht nicht kennen, was das heißt?

Stefan: Also da soll der Patient seine Schmerzen einschätzen auf einer Skala von 0 bis 10.

Stefan: 0 ist gar kein Schmerz. 10 ist der stärkste Schmerz, den man sich vorstellen könnte.

Stefan: So Schmerz ist etwas sehr Individuelles und deswegen…

Stefan: Gilt es da auch tatsächlich Rücksicht drauf zu nehmen, dass vielleicht jemand,

Stefan: der mir sagt, ja, ich habe jetzt hier auf der Schmerzskala eine Acht,

Stefan: dass das vielleicht bei anderen nur eine Vier wäre, weil es halt so individuell empfunden wird.

Stefan: Und vielleicht auch gar nicht so, weil einem der Vergleich fehlt.

Stefan: Ich sage immer, zu Frauen, Mensch, neun wäre eine Geburt, so wenn sie Kinder haben.

Marco: Ja, aber wenn sie jetzt einen Peritoralkatheter zur Schmerzerleichterung,

Marco: zur Geburt hat, ist es natürlich auch ein schlechtes Beispiel,

Marco: aber ich weiß, was du meinst.

Jan-Peer: Also in der Zeit bis zum PDK. Ja, genau, stimmt.

Marco: Habt ihr Möglichkeiten und Tools an der Hand, wenn die NRS-Skala versagt?

Stefan: Genau, also gerade im Pflegeheim oder so auf Demenzstationen,

Stefan: geschützte Wohnbereiche, da stoßen wir tatsächlich mit irgendwelchen Skalen

Stefan: an unsere Grenzen, da wird das nichts.

Stefan: Da ist tatsächlich eine sehr enge Zusammenarbeit, gerade bei der Anamnese mit

Stefan: der Pflege erforderlich und bei der Untersuchung muss ich einfach auf Punkte

Stefan: achten, die mir auffallen.

Stefan: Wenn ich jemanden körperlich untersuche im Rettungsdienst und merke,

Stefan: da ist jemand, der es zwar nicht so gezielt äußern kann,

Stefan: aber versucht sich bestimmten Untersuchungen von bestimmten Körperregionen zu

Stefan: entziehen zum Beispiel oder ist nass geschwitzt oder hat hohen Blutdruck,

Stefan: hohen Puls, was nicht bekannt ist,

Stefan: hat nicht gegessen, die Nahrungsaufnahme verweigert oder versucht sich anders

Stefan: irgendwie zu bewegen oder bewegt sich gar nicht mehr im Gegensatz zu sonst.

Stefan: Da hole ich mir dann von der pflegerischen Seite Informationen und das ist schwierig zu machen.

Stefan: Ich baue da so ein bisschen auf meine Erfahrung tatsächlich.

Stefan: Das ist seit 1993, wie gesagt.

Marco: Das sind zwei, drei Tage.

Stefan: Das sind zwei, drei Tage und ich hoffe tatsächlich, dass ich da…

Jan-Peer: Ich finde den Hinweis aber unheimlich wichtig. So eine numerische oder wenn

Jan-Peer: wir irgendwie Schmerzen in Skalen messen wollen, dann kann das auch immer nur

Jan-Peer: ein einziges Tool sein, das man benutzt.

Jan-Peer: Und das kann niemals die alleinige Basis für eine Entscheidungsfindung sein.

Jan-Peer: Also es ist ja auch ein Messtool von,

Jan-Peer: wie später ist denn effektiv meine Therapie,

Jan-Peer: komme ich von einer 9 auf der Skala auf eine 3 oder von einer 5 auf eine 2 oder

Jan-Peer: sozusagen das ist ja eher dann sozusagen auch noch eine Messung,

Jan-Peer: wie effektiv ist meine Therapie.

Marco: Ja, das sind zwei Faktoren, die mir da richtig sind. Der zeitliche Verlauf und

Marco: natürlich der Startpunkt und das Zielareal.

Stefan: Genau, also das ist Sinn und Zweck oder Ziel der präklinischen Analgesie durch

Stefan: Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter ist,

Stefan: Bitte nicht die Schmerzfreiheit. Dann kann jemanden eventuell gar nicht schmerzfrei

Stefan: machen, aber ich muss es und will es erträglich machen bis in die Klinik.

Stefan: Und da nutzen wir diese, wie gesagt, diese numerische Ratingskala und sagen

Stefan: da, Mensch, auf dieser möchten wir kleiner 5 sein.

Jan-Peer: Ja, also für die Klinik gilt das bei uns ja auch. Also ich glaube,

Jan-Peer: das schmerzfreie Krankenhaus, das würde es auch nie geben.

Jan-Peer: Aber das schmerzarme Krankenhaus ist ja das Ziel. Das wäre das Pendant, glaube ich.

Marco: Ich glaube, über den sprachlichen Fauxpas des schmerzfreien Krankenhauses sind

Marco: alle sich einig. Man geht davon weg.

Jan-Peer: Schmerzarmen Krankenhausen.

Marco: Ich habe vor kurzem gerade gehört, es gibt auch einige Apps,

Marco: die dir hilfreich sein können in solchen Sachen.

Marco: Stichwort TipDoc. Hast du da was zu sagen? Kennst du das System?

Stefan: Genau. Also ich arbeite in einer touristischen Region. Das heißt,

Stefan: da kommen auch häufig skandinavische Menschen oder Menschen aus Skandinavien,

Stefan: die ich nicht verstehe und die mich dann vielleicht auch nicht verstehen,

Stefan: die auch nicht alle Englisch können.

Stefan: Oder auch nicht jeder Notfallsanitäter, nicht jede Notfallsanitäterin spricht

Stefan: so gut Englisch, dass man sagen kann, ja, alles gar kein Thema oder jeder Skandinavier.

Stefan: Und da gibt es so Systeme, wir haben das auf unseren Tablets,

Stefan: wir dokumentieren digital auf

Stefan: dem Tablet und da ist diese App TipDoc mit installiert, da kann man aus,

Stefan: ich weiß nicht wie vielen Sprachen wählen, wo man dann sagt hier auf Deutsch.

Stefan: Und dann wirft er tatsächlich das gesprochene Wort auf diesem Tablet aus oder

Stefan: wenn man nicht weiß genau,

Stefan: geht es um Bauchschmerzen oder welche Sprache ist es jetzt, dann gibt es noch

Stefan: eine Visualisierung, so ein kleines Bildchen, die man zeigen kann und dann sich

Stefan: da entlanghandeln kann.

Marco: Ich würde da nochmal kurz nachhaken. Ist das eine Applikation,

Marco: eine App, die man sich so frei von den Gängigen runterladen kann?

Marco: Muss man die kaufen oder ist die einfach eine integrierte App in eurem Protokoll?

Stefan: Also in diesem Tablet ist sie integriert tatsächlich, aber ich weiß,

Stefan: dass es früher, bevor wir digital dokumentiert haben, gab es das auch als Printversion,

Stefan: als Büchlein, natürlich ohne die Sprachausgabe, da gab es nur diese Bildchen,

Stefan: aber das muss käuflich erworben werden.

Stefan: Und ich glaube, dass wir halt für meinen Rettungsdienst, der Rettungsdienst

Stefan: Holstein ist das, dass die eine Lizenz haben, um das auf ihren Tablets zu installieren

Stefan: oder das kommt vom Tablet-Hersteller direkt mit Lizenz.

Stefan: Da bin ich leider überfragt, wie da die Modalitäten sind, aber das ist eine

Stefan: kostenpflichtige Applikation.

Marco: Ich glaube, ich würde da nochmal ein bisschen forschen und würde da die Information

Marco: diesbezüglich, glaube ich, in die Shownotes nochmal nachreichen.

Jan-Peer: Ja, verlinkt das doch in den Shownotes.

Marco: Ja, das mache ich mal, weil das interessiert mich persönlich auch.

Marco: Ich kenne das System so nicht, ich habe das nur von gehört.

Jan-Peer: Was finde ich interessant? Mit Bildchen.

Marco: Ja, Bilder bin ich ja sowieso ein Freund, weil die sprachliche Kunst ist ja nicht so meins.

Marco: Danke, dass ihr das nicht kommentiert. Nächste Frage bitte.

Stefan: Ein Radiogesicht.

Marco: Hast du auch ein Radiogesicht? Absolut. Ich auch, ja. Wir haben alle ein Radiogesicht.

Marco: Bringe ich dich aus dem Konzept, Jan-Pierre? Ja, okay.

Jan-Peer: Was habt ihr denn an Medikamenten, wenn man es jetzt konkret mal macht,

Jan-Peer: bei euch im Rettungsdienstkreis zur Verfügung und was setzt ihr denn häufiger ein?

Stefan: Also das, was zur Verfügung steht, ist wie gesagt immer kreisspezifisch.

Stefan: Das ist ein ärztlicher Leiter, der es frei gibt.

Stefan: Bei uns haben wir tatsächlich für die traumatischen Schmerzen das Esketamin

Stefan: und für den kardialen Schmerz das Morphin, für Bauchschmerzen das Metamizol

Stefan: in Kombination mit dem Buscopan.

Stefan: Außer bei Nierenkollegen, da ist die Studienlage ziemlich eindeutig,

Stefan: dass das da nichts bringt.

Stefan: Wir haben das Fentanyl für stärkste Schmerzen und also ich kann mich,

Stefan: was das angeht, wirklich nicht beschweren.

Stefan: Ich glaube, uns fehlt nichts, um Patienten Linderung zu verschaffen.

Jan-Peer: Was ist denn für dich als Notfallsanitäter freigegeben?

Stefan: All diese Medikamente, die ich genannt habe gerade, ja.

Jan-Peer: Boah, das ist ja ein bunter Strauß.

Stefan: Das ist ein Potpourri der guten Laune.

Jan-Peer: Ja, gerade. Gibt es eins, was du am liebsten, jetzt abgesehen davon,

Jan-Peer: dass du ja eine klare Indikation hast für einzelne Bereiche,

Jan-Peer: gibt es irgendwas, was du am liebsten nimmst?

Stefan: Also ich habe persönliche Erfahrungen auch schon mit dem Esketamin gemacht und

Stefan: fand es ganz schlimm tatsächlich.

Stefan: Und ich habe die Analgesie mit dem Fentanyl am häufigsten begleitet.

Stefan: Tatsächlich, auch wenn ich es nicht selbst gegeben habe, aber da holst du dir

Stefan: einen Notarzt, da hat jemand Schmerzen, Notarzt kommt, Notärztin kommt,

Stefan: was gibt Fentanyl? Und da ist, wenn man es langsam gibt, dann auch seltener

Stefan: die Übelkeit das Problem.

Stefan: Und wenn man darauf achtet, dass man sich an alle Sicherheitsvorkehrungen hält,

Stefan: dann sind die Nebenwirkungen gut zu puffern.

Stefan: Und deswegen fühle ich mich mit dem Fentanyl am liebsten, obwohl ich mir bewusst

Stefan: bin darüber, was für ein potentes Medikament das ist.

Jan-Peer: Marco, bei dir gibt es irgendwie ein Special, was du am liebsten an deiner Notarzt-Tätigkeit genommen hast?

Marco: Ja, ich bin auch ein totaler Freund von Fentanyl, muss ich ganz ehrlich sagen.

Marco: Ich finde das ein hervorragendes Medikament, auch die kurze Halbwertszeit.

Marco: Natürlich habe ich da bei einer reputativen Anwendung eine Verlängerung der

Marco: kontextsensitiven Halbwertszeit, aber die tritt bei mir nicht auf als Notarzt.

Marco: Das mit den kurzen Anfahrtswegen, Abfahrtswegen es echt ein schönes,

Marco: gut zu dosieren ist. Aber

Marco: Und ich liebe auch das Ketanest S.

Marco: Das ist auch für den spontan atmenden Patienten ein hervorragendes Medikament.

Marco: Ich will die beiden Medikamente nicht missen und wenn ich ehrlich bin,

Marco: vermisse ich diese beiden Medikamente auch in der häufigeren Anwendung im klinischen Setting.

Marco: Ich finde, da werden sie noch zumindest in den Bereichen, wo ich immer tätig bin, zu selten benutzt.

Stefan: Also das Esketamin oder das Ketanest S, wenn wir das benutzen und einsetzen,

Stefan: kann ich auch nur über gute Erfahrungen berichten.

Stefan: Das war, was ich erlebt habe, ist eine ganz subjektive Geschichte.

Stefan: Deswegen würde ich niemandem sagen, um Gottes Willen, nimm kein Esketamin.

Stefan: Um Gottes Willen, das war meine subjektive Empfindung, die ich ganz schlimm

Stefan: fand und deswegen würde ich mir wünschen, dass ich es nicht wieder kriege.

Marco: Also ich habe von jedem Notarzt, mit dem ich besprochen habe,

Marco: hat jeder schon visuelle und auditive Halluzinationen und Spezialeffekte bei

Marco: Patienten erlebt, bei denen sie Ketamin S gegeben haben.

Marco: S, obwohl es angeblich ja da nicht so passieren soll.

Stefan: Das ist eine Erfahrung, die ich nicht teilen kann tatsächlich.

Stefan: Also im Vergleich zu früher, wir haben gar keinen Ketamin mehr auf dem Auto,

Stefan: wir haben nur noch S-Ketamin,

Stefan: aber was diese Reize angeht, dass das weniger wäre, ist eine Geschichte,

Stefan: die ich so nicht unterschreiben könnte.

Stefan: Aber das ist nicht evident, das ist rein eminente Erfahrung.

Jan-Peer: Ja, ich muss sagen, ich finde ja Ketanist auch so ein ganz, ganz besonderes Medikament.

Jan-Peer: Also je nachdem wie viel du gibst, macht das unterschiedliche Wirkungen.

Jan-Peer: Also sei es drum.

Marco: Sei es drum, genau.

Jan-Peer: Was macht ihr denn jetzt ab von Medikamenten?

Jan-Peer: Macht ihr auch noch andere Sachen, um sozusagen Schmerzlinderung dann herbeizuführen?

Stefan: Also ich mache ganz viel, bevor ich Medikamente gebe.

Stefan: Also wenn, ist immer mein Paradebeispiel, wenn jemand gestürzt ist und die Ritten

Stefan: tun weh und die ganze linke Seite tut weh, bevor ich dem jetzt irgendwie,

Stefan: ob es Esketamin oder Fentanyl oder sonst wie ist,

Stefan: bevor ich dem das gebe, kann ich den von der linken Seite vielleicht auch erstmal

Stefan: auf die rechte Seite drehen und gucken, ob es besser wird.

Stefan: Wenn er sich das Handgelenk gebrochen hat, wir haben ganz, ganz viele Coolpacks

Stefan: und das hilft oft schon ganz, ganz viel.

Stefan: Und das funktioniert sehr gut, weil ich finde toll, dass wir diese Medikamente

Stefan: haben und diese Möglichkeit haben, Menschen Schmerzen zu nehmen, aber...

Stefan: Wie mit allen Medikamenten ist das ja nicht immer nur die gewünschte Wirkung,

Stefan: sondern da kann halt auch was schief gehen.

Stefan: Und da ist mein Kreuz nicht so breit wie das Eurige jetzt, wenn mal irgendwie

Stefan: was schief geht oder sonst wie.

Stefan: Oder ihr habt viel, viel mehr Möglichkeiten und auch Erfahrungen,

Stefan: wenn da irgendwie mal was schief geht, wo ihr intervenieren könnt und deswegen,

Stefan: wenn man sich dieser Verantwortung und dieser Kompetenz, die einem da gegeben wird,

Stefan: bewusst ist, finde ich, sollte man das immer als letztes Mittel ziehen und tatsächlich

Stefan: so die drogenfreie Schmerzbekämpfung vorziehen.

Jan-Peer: Ja, da hast du natürlich viel mehr praktische Erfahrungen. Ich bin zwar auch

Jan-Peer: als Notarzt, aber dann ist natürlich der Reflex immer groß, das Medikament auszupacken

Jan-Peer: und dann das richtet alles.

Jan-Peer: Und irgendwie die Lagerungstherapie mit der besonderen Schiene,

Jan-Peer: das manchmal ist man natürlich auch als Notarzt da nicht so fit.

Jan-Peer: Also ich finde das ganz toll, dass du alle diese Verfahren auch immer noch sozusagen

Jan-Peer: anwendest und auf der Pfanne hast.

Marco: Aber er hat schon einen wichtigen Punkt angesprochen. Wende nur das Medikament

Marco: an, dessen Nebenwirkungen du beherrschen kannst.

Marco: Das ist halt auch eine goldene Regel.

Marco: Aber ich finde auch die goldene Regel, wenn die Bewegung des Armes wehtut,

Marco: dann beweg ihn doch. Aber das ist jetzt sehr gemein.

Marco: Entschuldigung, ich wollte mich unprofessionell werden.

Stefan: Ist sicherlich auch ein guter Hinweis auf jeden Fall. Soll ich was gegen die

Stefan: Schmerzen machen? Ja, okay, halten Sie den Arm still. Ja, genau.

Jan-Peer: Danke für den Hinweis. Danke schön.

Jan-Peer: Jetzt hat sich ja wirklich viel verändert in der Schmerztherapie und jetzt gerade

Jan-Peer: im preklinischen Setting.

Jan-Peer: Wie erlebst du das denn in deiner täglichen Arbeit, dass ihr jetzt die Möglichkeiten

Jan-Peer: habt und auch eine Therapie für Schmerzen so breit anbieten könnt für den Patienten? Erlebst du das,

Jan-Peer: dass die Patienten...

Jan-Peer: jetzt besser zu behandeln sind? Wie ist das in der täglichen Arbeit?

Stefan: Das klingt komisch. Ich erlebe glücklichere Patienten, weil sie jetzt nicht

Stefan: mehr eine halbe Stunde mit dem Schenkelhals auf dem Boden liegen müssen weiter,

Stefan: bis der Notarzt da ist, sondern jetzt können

Stefan: wir als Notfallsanitäter oder Notfallsanitäterin auch schon was machen.

Stefan: und wie ich vorhin sagte, wir halten den Notarzt frei.

Stefan: Der Notarzt ist eine ganz, ganz wertvolle, ganz wichtige Ressource,

Stefan: aber nicht diesendlich.

Stefan: Wenn die Notärzte weg sind, so im Dunkeln kann auch jetzt nicht jeder Hubschrauber

Stefan: kommen oder sonst wie und ich erlebe es tatsächlich,

Stefan: dass ganz, ganz viele Menschen und Patienten und Patientinnen sehr,

Stefan: sehr dankbar sind, sogar nach dem Klinikaufenthalt nochmal kommen und sagen,

Stefan: Mensch, sie haben sich so toll gekümmert und also nicht nur bei mir,

Stefan: bei allen Kollegen und Kolleginnen, die das so machen.

Stefan: Und das ist anders geworden als früher, tatsächlich. Weil wir mehr Möglichkeiten haben.

Jan-Peer: Ist es auch für dich befriedigender, weil du sozusagen, es ist ja Verantwortung,

Jan-Peer: die du auf der einen Seite dann bedienen musst.

Stefan: Ja, ich bin mir dieser Verantwortung bewusst und solange ich der Meinung bin,

Stefan: ich kann diese Verantwortung hier tragen, mache ich das auch.

Stefan: Aber es ist einfach so erquickend und wenn man jetzt nicht mehr hilflos daneben

Stefan: steht, weil früher war es so, wir hatten das Medikament im Schrank,

Stefan: durften es aber nicht nehmen,

Stefan: bevor der Notarzt oder die Notärztin da waren.

Stefan: Und das ist so am ausgestreckten Arm verhungern lassen, so ein bisschen.

Stefan: Und jeder von uns, der nur schon mal Zahnschmerzen hatte, weiß,

Stefan: wie unangenehm Schmerzen sind und wenn sie einen so richtig quälen.

Stefan: Und in der Ferienregion, in der ich arbeite, habe ich ganz, ganz viele,

Stefan: häufig schon ältere Menschen, die das erste Mal in ihrem Leben auf dem E-Bike

Stefan: sitzen und sich dann wundern, wenn sie nach zweimal Treten schon bei 20 kmh sind.

Stefan: und letztes Jahr hatte ich eine, die hat sich den Oberschenkel zweimal gebrochen

Stefan: und das, weil sie gestört ist mit dem Fahrrad und das müssen unerträgliche Schmerzen

Stefan: gewesen sein und da freue ich mich schon, dass wir da mittlerweile was machen können.

Marco: Was meine persönliche Meinung, muss man immer gucken in so einem Podcast,

Marco: aber meine persönliche Meinung mehr als überfällig war.

Jan-Peer: Also ja, das finde ich auch.

Marco: Mich würde nochmal, wenn ich jetzt schon so einen kompetenten Interviewpartner

Marco: mir gegenüber sitzen habe,

Marco: Danke für den Luftkuss, das hat keiner gesehen. Würde mich interessieren,

Marco: gibt es eigentlich in deiner Lauchbahn so Aha-Momente, die du unseren Zuhörern

Marco: vielleicht mitgeben könntest? Gibt es sowas?

Marco: Manchmal hat man ja so, ach so, gibt es sowas?

Stefan: Aha-Momente. Ich glaube, das ist so dieses, Mensch, warum kommen Patienten auf

Stefan: einmal besser in der Klinik an, als früher, wenn sie eine halbe Stunde Schmerzen erleiden mussten?

Stefan: Warum gehen sie mit dem Druck auf einmal von 190 wieder runter auf 140,

Stefan: mit der Frequenz von 120 auf 80 wieder runter?

Stefan: Warum schwitzen die auf einmal nicht mehr? Warum schreien sie dich nicht mehr an?

Stefan: Und das ist natürlich klar, wenn man keine Schmerzen hat, wird man entspannter.

Stefan: Aber diese sympathischen Reaktionen, wie man den einfängt wieder,

Stefan: das war tatsächlich, als ich das erste Mal selbst eine Analgesee gemacht habe,

Stefan: war das aufgeregt, hoch zwölf.

Stefan: Jahrzehntelang durfte ich es nicht und auf einmal darf ich es.

Stefan: Und das war ganz toll, wie man gesehen hat, dass die ganze Begleitsymptomatik

Stefan: sich dann auch so einfängt.

Stefan: Obwohl man es eigentlich schon kennt, aber wenn man es dann selbst macht, ist es schon spannend.

Marco: Wenn du es jetzt gerade so freudig berichtest, hast du da vielleicht zufällig

Marco: ein schönes Fallbeispiel dabei?

Stefan: Ich kann von einem Patienten berichten, den wir zufällig gefunden haben.

Stefan: Wir waren mit einem frischen Kollegen unterwegs und wollten dem das Wachgebiet auf Fehmarn zeigen.

Stefan: und da haben wir in der Sommersaison sehr viele Campinggäste auch und sind über

Stefan: einen Campingplatz gefahren

Stefan: und da lief uns auf einmal eine Frau ganz aufgeregt entgegen und ihr Ehemann

Stefan: hat den Wasserkocher als das Teewasser gekocht hat,

Stefan: hochgenommen und hatte auf einmal nur noch den Griff in der Hand und der Wasserkocher

Stefan: samt Inhalt hat sich über seinem Oberschenkel und Unterschenkel ergossen so und der hat

Stefan: Und da war ich auch so froh, dass wir diese Möglichkeit hatten,

Stefan: weil es ist so, man fühlt sich so hilflos.

Stefan: Der hat vor Schmerzen geschrien und man konnte früher nichts dagegen machen

Stefan: und stand selber daneben und hätte am liebsten mitgeschrien.

Stefan: Und jetzt hat der, der hat seinen Zugang gekriegt, der hat seinen Fentanyl gekriegt

Stefan: und es ging ihm von Sekunde zu Sekunde besser.

Stefan: Er war nicht schmerzfrei, ist auch nicht mein Job, aber es war erträglich.

Stefan: So und das war einfach toll, wie man gesehen hat, wie sehr dieser Mann gelitten

Stefan: hat und wie sehr man dem damit helfen konnte.

Marco: Ja, aber das sehen wir ja auch in der Klinik. Die sagen ja auch alle,

Marco: sie sind schon zufrieden, wenn mein Maximum des Schmerzes um die Hälfte reduziert wird.

Marco: Und damit ist man ja nicht schmerzfrei, aber dann ist man sicherlich in einem

Marco: zufriedenstellenden Niveau.

Jan-Peer: Genau, es ist außerhalb. Also ich kann das total nachvollziehen,

Jan-Peer: wie du das schilderst. und ich kann mir diese Situation auch live wirklich gut dann vorstellen.

Jan-Peer: Gott sei Dank, dass sich da die Entwicklung jetzt so gezeigt hat,

Jan-Peer: wie sie sich gezeigt hat. Ja.

Stefan: Hätte ich mir nur das geholt auf diesen Campingplatz, hätte ich 35 Minuten gewartet,

Stefan: weil Mainz war raus und ich hätte aus Oldenburg in Holstein den nach Fehmarn holen.

Jan-Peer: Gott sei Dank. Wahnsinn. Also schön, dass es diese Entwicklung jetzt gegeben hat.

Jan-Peer: Meinst du, die setzt sich noch irgendwas fort oder würdest du dir noch irgendwas

Jan-Peer: wünschen, in was sie sich fortsetzen könnte?

Stefan: Also ich hoffe, sie setzt sich dahingehend fort, dass diese Freigaben für Notfallsanitäterinnen

Stefan: und Notfallsanitäter flächendeckend kommen, damit jeder Patient davon profitieren kann.

Stefan: Und ich habe... Darf ich da mal zwischenhaben? Ja.

Marco: Ist das so, dass das nicht in jedem Bundesland gleich ist?

Stefan: Nee, das ist nicht in jedem Bundesland gleich. Das ist sogar in jedem Kreis

Stefan: noch anders. Also das ist immer je nachdem, wo man fährt.

Stefan: Ich habe vorhin gesagt, wir haben so dieses Potpourri der guten Laune irgendwie

Stefan: an Schmerzmedikamenten auch zur Verfügung.

Stefan: Ich wüsste nicht, was man da großartig jetzt irgendwie zu bemängeln hätte.

Stefan: Aber es gibt auch Regionen, wo in Anführungsstrichen zu verstehen,

Stefan: nur zum Beispiel, da fehlt mir jede Expertise, ein Medikament,

Stefan: das ist auch ein Opiat, aber dabei kein Betäubungsmittel, das Nalbufin zum Beispiel

Stefan: zur Analgesie freigegeben ist.

Stefan: Oder da habe ich Erfahrung gesammelt

Stefan: in Wien, als ich meine Klasse auf Klassenreise dahin begleitet habe.

Stefan: Die haben so ein volatiles Anästhetikum

Stefan: Das mit Toxifluran heißt das, umgangssprachlich wird es The Green Whistle genannt,

Stefan: weil das so in Grün wie so eine Pfeife,

Stefan: an der man zieht, wie so eine E-Zigarette heutzutage, mit denen die Jugendlichen

Stefan: so rumlaufen und da lutschen die dran und eben noch geschrien und auf einmal geht es denen blendend.

Stefan: Das wäre eine Sache, die ich mir auch vielleicht, was heißt wünschen würde,

Stefan: vorstellen könnte, weil es relativ wenig invasiv ist, wenn ich richtig gelesen

Stefan: habe, aber das ist meine Wettungsdienstleistung.

Marco: Aber damit ich es richtig verstehe und nochmal zusammenfasse,

Marco: es ist wirklich in Deutschland so, dass dieses Potpourri der Glückseligkeit,

Marco: wie du es glaube ich genannt hast, an medikamentösen Schmerztherapie und aber

Marco: auch die Auswahl, die du berichtet hast,

Marco: die ist wirklich auch innerhalb eines Landkreises in einem Bundesland,

Marco: kann das unterschiedlich sein und ist eins zu eins abhängig von dem ärztlichen

Marco: Leiter, der das freigibt, dem Kreis, in dem er tätig ist.

Stefan: Ganz genau.

Marco: Da kann es sein, ich fahre einfach irgendwie zwei Dörfer weiter,

Marco: da kriege ich nur Morphin, weil alle anderen Medikamente nicht freigegeben sind.

Marco: Ganz genau. Ist das theoretisch denkbar?

Stefan: Das ist theoretisch absolut denkbar. Denkbar ist auch, dass du gar nichts kriegst,

Stefan: weil der ärztliche Leiter sagt,

Stefan: nee, mache ich nicht, traue ich den Leuten nicht zu oder wie auch immer.

Stefan: Also der wird ja seine Gründe haben, in aller Regel.

Marco: Aber dann verstehe ich auch, was du meinst mit Zukunftsvision,

Marco: was du meinst mit, du wünschst dir eine flächendeckende Versorgung der Patienten.

Stefan: Genau, das ist so Regelmedikamente auf jeden Fall, das muss gar nicht so,

Stefan: wir haben sehr viel freigegeben da in Ostpolstein, finde ich.

Stefan: Aber das muss ja gar nicht diese Masse an Medikamenten sein,

Stefan: aber dass überhaupt etwas gegen Schmerzen getan werden kann.

Stefan: Wir haben vor zehn Jahren den nichtärztlichen Zweig der Notfallrettung sehr

Stefan: professionalisiert, haben den Notfallsanitäter eingeführt als Berufsbild,

Stefan: dreijährige Ausbildung.

Stefan: Wir schulen die ganzen Leute dahingehend, dass sie es anwenden können und auch

Stefan: wissen, wie es funktioniert und hast du nicht gesehen.

Stefan: Und dann kommen die in den Rettungsdienstbereich und da dürfen sie es nicht dann.

Marco: Ja, dann verstehe ich das. Aber dann finde ich das ein mega super Appell an

Marco: alle, die vielleicht auch zuhören.

Marco: Leute, wir brauchen eine bessere

Marco: flächendeckende schmerztherapeutische prähospitale Schmerzversorgung.

Jan-Peer: Und ich kann mir auch gut vorstellen, dass sich das durchsetzt.

Jan-Peer: Einfach weil jetzt ja die ersten Erfahrungen einfach mit der neuen Welt der

Jan-Peer: Schmerztherapie ohne den Notarzt gesammelt werden.

Jan-Peer: Ich bin mal gespannt, das wird sicherlich aufgearbeitet werden und dann kann

Jan-Peer: man ja Kosten und Nutzen.

Jan-Peer: Also sozusagen Nutzen hast du ja schon sehr eindrücklich geschildert.

Jan-Peer: Und dann wie viele Fälle gibt es denn wirklich, wo das mal im Prähospital schief gegangen ist?

Marco: Gibt es eigentlich Notfallmedizinische Schmerztherapie mit THC?

Marco: Das ist ja auch ein Thema,

Stefan: Was wir schon mal besprochen haben. Höchstens für die Besatzung.

Jan-Peer: Das ist dann die andere Pfeife.

Marco: Du bist mir auch so eine Pfeife. Okay, ja. Aber leider fehlt mir die Erfahrung

Marco: mit Toxifluran komplett.

Marco: Ich habe da heute das erste Mal gehört, dass sie das schon so regelhaft in Wien ansitzen. Okay.

Stefan: Das ist total toll.

Jan-Peer: Manchmal lohnt sich halt der Blick über den eigenen Tellerrand.

Marco: Aber ich kann berichten, dass ich auch nicht so die Erfahrung mit dem Nalbufin habe.

Stefan: Ich auch nicht.

Marco: Du auch nicht. Aber Stefan und ich haben uns die Mühe gemacht und haben uns

Marco: einen Profi dazu geholt, oder Stefan?

Stefan: Genau. Das ist Carsten, ehemaliger Schüler von mir.

Stefan: Und in seinem Rettungsdienstbereich nutzen die Nalbufin als einziges Analgetikum.

Stefan: und der ist da aber sehr angetan von tatsächlich.

Marco: Das finde ich auch gut. Aber Jan-Pierre, ich würde das jetzt eigentlich ganz gerne nutzen,

Marco: um mich nochmal bei Stefan zu bedanken für sein Engagement und seine Zeit,

Marco: die er hatte für dieses Interview und würde,

Marco: wenn dir nicht noch irgendwas einfällt, würde ich ganz gerne auf das Interview

Marco: verweisen und das fängt so an, dass wir,

Marco: beziehungsweise Stefan den Carsten gefragt hat, dass er sich einmal bitte vorstellen

Marco: soll. Vielen Dank nochmal übrigens, Stefan.

Stefan: Ich danke dafür, dass ich da sein durfte. Hat mir sehr viel Spaß gemacht. Danke.

Stefan: Und als zweites Schlüsselwort wünsche ich mir einen Albufin.

Jan-Peer: Ich bin Carsten Wried, 44 Jahre alt mittlerweile.

Jan-Peer: Ich bin seit 2017 im Rettungsdienst, habe damals die Ausbildung zum Notfallsanitäter

Jan-Peer: angefangen und 2020 dann abgeschlossen.

Jan-Peer: Habe dann zwei Jahre im schönen Ostholstein gearbeitet und bin dann 2022 nach

Jan-Peer: Nordhessen umgezogen, da meine Freundin hier wohnt.

Jan-Peer: Und genau, bin seitdem hier dann auch als Notfallsanitäter tätig.

Stefan: Super, also für deinen Seelenfrieden ist es mittlerweile deine Frau.

Stefan: Aber Grund des Anrufs und des Interviews ist das Naibufin.

Stefan: Wie oft oder seit wann setzt du das überhaupt ein? Seit wann ist das Naibufin

Stefan: bei euch zur Analgesie freigegeben?

Jan-Peer: Das ist schon seit 2002, also seitdem ich da bin, freigegeben.

Jan-Peer: Der ärztliche Leiter, also das ist das einzige Schmerzmedikament,

Jan-Peer: was wir auch geben dürfen bei uns, laut SOPs.

Jan-Peer: andere sind für uns gar nicht freigegeben.

Marco: Okay, und hast du da so eine Idee, wie oft setzt du das ungefähr ein, Carsten?

Jan-Peer: Also pauschal kann man es natürlich im Retro-Ziehens nie sagen.

Jan-Peer: Mal hat man eine Woche, wo gar kein Trauma ist, manchmal hat man drei Stück, sag ich mal.

Jan-Peer: Es ist halt wirklich ganz schwer zu sagen. Okay. Mal einen Monat,

Jan-Peer: ich sag mal zwei, dreimal und manchmal hast du drei Monate gar nichts.

Marco: Aber da sind wir vielleicht auch schon beim Thema, bei welcher Art von Einsätzen

Marco: wird denn Nalbofin am häufigsten bei dir im Kreis eingesetzt?

Jan-Peer: Eingesetzt und auch freigegeben dafür ist es bei dem isolierten Extremitäten-Trauma,

Jan-Peer: dann bei der Lumbago, also akutes Lumbago-Geschehen und neuerdings auch für

Jan-Peer: Kolik und akutes, äh, unklares Abdomen.

Marco: Okay.

Jan-Peer: Genau, für die vier Sachen dürfen wir es einsetzen.

Marco: Und hattest du die Chance, da das Nalbophin auch schon mal anzuwenden bei diesen Krankheitsbildern?

Jan-Peer: Also bei Koliken habe ich es noch nicht eingesetzt. Und dem unklaren Atom,

Jan-Peer: das erst neu dazugekommen ist, habe ich es auch noch nicht gemacht.

Jan-Peer: Aber für die Extremitäten-Trauma und Lumbago habe ich es schon eingesetzt.

Marco: Das ist ja schön. Sind dir da Nebenwirkungen aufgefallen?

Jan-Peer: Also zum Glück nicht. Denn überhaupt hatte, glaube ich, mal ein Patient Übelkeiten.

Jan-Peer: Also minimale Übelkeit, die aber auch nicht weiter behandelt werden musste.

Jan-Peer: Mir zum Glück dann nicht.

Marco: Ja gut, aber Übelkeit ist finde ich jetzt für die klassische schmerzmedikamentöse

Marco: Therapie jetzt im Sinne der Müh-Agonisten jetzt auch keine seltenen Nebenwirkungen.

Jan-Peer: Genau, genau.

Marco: Ist dir darüber hinaus irgendwas aufgefallen bei Nalbuffin, was du sonst so

Marco: von den anderen Opiaten nicht kennst?

Jan-Peer: Ja, also zum Glück, da das ja auch zum Mühe kaum, sind diese Atendepressionen

Jan-Peer: natürlich eigentlich, ich sag mal, kaum vorhanden.

Jan-Peer: Und wie gesagt, wenn überhaupt Übelkeit, Erbrechen und eine ganz kleine Sedierung,

Jan-Peer: aber ansonsten wirklich keine Nebenwirkungen.

Marco: Mich interessiert noch, sieht denn eure SOP auch ein Algorithmus vor,

Marco: wie du mit den Nebenwirkungen umgehst?

Jan-Peer: Nee, also jetzt speziell nochmal, dafür haben wir nichts.

Jan-Peer: Einfach darauf reagieren in dem Maße, wie man es kann.

Jan-Peer: Sollten die Nebenwirkungen eskalieren, dann holst du sowieso ein NF dazu,

Jan-Peer: weil dann hat aber der Patient auch meistens andere Probleme.

Marco: Ja, dann kommt nochmal was anderes dazu.

Jan-Peer: Genau.

Stefan: Und wenn du den Patienten das Nalbuffin verabreißt, jetzt bei Lumbago,

Stefan: Extremitäten, Trauma oder sonstiges.

Stefan: Du kennst ja aus dem schönen Ostholstein noch, da haben wir mit Esketamin gerade

Stefan: diese Extremitäten-Schmerzen oder Traumata behandelt.

Stefan: Wie würdest du die Wirksamkeit vom Nalbuffin da im Vergleich mit anderen Schmerzmitteln,

Stefan: die du schon angewendet hast in deiner Rettungsdienstkarriere, bewerten?

Jan-Peer: Also ich habe bis jetzt gute Erfahrungen mit dem Nalbuffin gemacht, also wirklich gute.

Jan-Peer: Bei allen Patienten, wo ich es bis jetzt eingesetzt habe, haben die davon profitiert.

Jan-Peer: Und ich musste nicht nochmal, ich sage mal, hocheskalieren, dass ich mir ein

Jan-Peer: NEF dazu hole, die nochmal dann ein anderes Schmerzmittel einsetzen mussten.

Jan-Peer: Im Vergleich jetzt zu Ostholstein mit dem Esketamin, ich würde fast sagen,

Jan-Peer: das Esketamin ist noch ein bisschen nicht potenter, aber,

Jan-Peer: Wirkt natürlich einfach anders, aber ansonsten habe ich da keine großen,

Jan-Peer: sagen wir nochmal, anderen Erfahrungswerte gemacht.

Stefan: Okay, und du bist ja auch zufrieden mit dem Nalbuffin, ne? Ja.

Stefan: Das Coole ist ja, dass es ein Opiat ist, aber kein BTM und musst du trotzdem

Stefan: bei der Dokumentation des Nalbuffin-Einsatzes irgendwelche Besonderheiten beachten?

Stefan: Oder ist es einfach Daily Business im Protokoll und fertig in der Haus?

Jan-Peer: Genau, also die übliche vollständige Protokollierung natürlich, das ist klar.

Jan-Peer: aber nix jetzt nochmal extra, kein nochmal extra, wie sagen wir mal,

Jan-Peer: Medikamentenblatt, was wir ausfüllen müssten oder sowas.

Jan-Peer: Ganz normal im Protokoll, was hast du

Jan-Peer: initial gegeben? Hast du nochmal was nachgegeben? Wann? Wie viel? Wie oft?

Jan-Peer: Und wenn das alles drin steht, dann ist das alles kein Problem.

Stefan: Und als das Nalbofin freigegeben wurde oder beziehungsweise du kamst dazu,

Stefan: da war es schon freigegeben,

Stefan: wurdest du in der Anwendung geschult fürs Nalbofin oder ist einfach, ja,

Stefan: hier, da ist eine Ampulle, knickt die so und so viel Milligramm,

Stefan: gibst du bei Schmerzen und damit war gut oder wurde gesagt, Mensch,

Stefan: hier muss vorsichtig sein oder da muss nicht vorsichtig sein?

Jan-Peer: Ja, also schon im Rahmen, ich sage mal, einer ganz normalen Fortbildung einfach,

Jan-Peer: also es wird vorgestellt, das ist aus einer Profilin, das hat die Nebenwirkung,

Jan-Peer: die und die Dosierung nimmst du, auf das sozusagen musst du aufpassen und das

Jan-Peer: war es aber dann nachher.

Jan-Peer: Also jetzt keine explizite nochmal, keine Ahnung. nochmal extra groß geschult

Jan-Peer: worden oder eine Abnahme nochmal gemacht oder sowas. Das ist nicht.

Marco: Kannst du vielleicht für unsere Zuhörer und Zuhörer mal ein kurzes Beispiel bringen?

Marco: Was heißt denn, wie viel gibt man denn da so von dem Nalbuffin?

Jan-Peer: Ja, also bei uns ist es nur IV zugelassen. Wir dürfen es nur IV geben.

Jan-Peer: Ich meine, da muss ich jetzt leider ein bisschen lügen, ich meine,

Jan-Peer: es ist auch nasal und IM zugelassen, aber für uns also nicht.

Jan-Peer: und wir starten mit einer Initialdosis von 4 mg das war letztes Jahr noch auf

Jan-Peer: 2 mg ist dieses Jahr auf 4 mg dann erhöht worden,

Jan-Peer: damit man dem Patienten erstmal die Schmerzen nimmt und dann schaut und evaluiert

Jan-Peer: passt das oder reicht das aus oder noch nicht,

Jan-Peer: und sollte es noch nicht reichen, könnte ich alle 3 Minuten nochmal 2 mg nachgeben,

Jan-Peer: Die Maximaldosis ist auf das Körpergewicht von Patienten adaptiert und zwar

Jan-Peer: 0,2 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Marco: Also 20 Milligramm beim 80-Kilo-Patienten.

Jan-Peer: 16 Milligramm beim 80-Kilo-Patienten, das ist so.

Marco: Ist jetzt rechnerisch nicht, aber 16 habe ich verstanden. Ja, genau.

Stefan: Also ich habe ja eben schon rausgehört, ihr seid von 2 auf 4 Milligramm hochgegangen

Stefan: mit der Initialdosis, das ist schon mal angepasst worden und grundsätzlich klingst

Stefan: du sehr zufrieden mit dem Nalbuffin.

Stefan: Gibt es trotzdem Verbesserungen, die du dir wünschen würdest in der Anwendung,

Stefan: meinetwegen eine andere Applikationsform oder irgendwie sowas,

Stefan: würdest du dir da irgendwas wünschen oder sagst du, Mensch, das ist alles so toll?

Jan-Peer: Also bis jetzt bin ich eigentlich ganz zufrieden. Andere Applikationen wüsste

Jan-Peer: ich nicht, ob der Patient davon profitiert.

Jan-Peer: In meiner Saal könnte man vielleicht mal gucken, ob man das freigehen könnte.

Jan-Peer: Ich glaube, noch eine Dosissteigerung von 0,2 auf 0,3 pro Kilogramm Körpergewicht wäre noch auch machbar.

Jan-Peer: Aber bis jetzt bin ich mit meiner, also die Maximaldose ist rangekommen.

Jan-Peer: im Moment kriege ich jetzt kein Verbesserungspotenzial.

Marco: Carsten, kannst du mir noch einmal ganz kurz helfen? Wie ist diese Ampulle?

Marco: Wie viel Volumen hat? Wie viel Milligramm? Kannst du mich da kurz nochmal abholen,

Marco: weil ich das Medikament gar nicht kenne?

Jan-Peer: Ja, in einer Ampulle, das sind

Jan-Peer: zwei Milligramm sind drin und es sind 20 Milliliter, also 20 Milligramm.

Marco: Also 20 Milligramm auf zwei Milliliter?

Jan-Peer: Genau, also zehn auf eins.

Marco: Ah okay, weil jetzt ja eben die Idee der nasalen Applikationen ist,

Marco: da haben wir ja leider immer nur ein Milliliter pro Nasenloch zur Verfügung,

Marco: aber dann ist das ja eine vernünftige Dosierung, womit man was anfangen kann.

Jan-Peer: Genau, wir verdünnen es auch.

Jan-Peer: Auf 10, sodass wir dann pro Milliliter 2 Milligramm haben.

Marco: Ah, guck mal, das ist auch ein guter praktischer Ansatz, damit man es besser dosieren kann.

Jan-Peer: Genau.

Marco: Sehr gut, ja.

Stefan: Und du sagtest ja, dass das Nalbufin tatsächlich so das Schmerzmedikament ist,

Stefan: das bei euch freigegeben ist, ist auch allein freigegeben.

Stefan: Gibt es so alternative Schmerzmittel, wenn du sagst, ja Mensch,

Stefan: früher das Esketamin war auch ganz toll, hat gut funktioniert.

Stefan: Gibt es alternative Schmerzmittel, die dich interessieren würden,

Stefan: wo du dich freuen würdest, wenn die auch freigegeben werden würden?

Jan-Peer: Also Esketamin wäre auch schön, wenn das freigegeben würde hier.

Jan-Peer: Das wäre auch eine Maßnahme.

Jan-Peer: Und natürlich das Fentanyl wäre auch nochmal eine Überlegung.

Jan-Peer: In Esholstein ist es ja mittlerweile. Das macht vielen ja bei euch auch.

Jan-Peer: Komischerweise, ich bin vom Fenta irgendwie noch mehr angetan.

Jan-Peer: Das ist irgendwie die Einsätze, die ich damit erlebt habe.

Jan-Peer: Die liefen eigentlich immer alle gut ohne Nebenwirkungen mit dem Fenta.

Jan-Peer: Und das wäre nochmal so ein Schwerstmetikament,

Jan-Peer: was mich zumindest interessieren würde in der Anwendung.

Stefan: Aber jetzt so, was ich gehört habe bisher, ist es ja trotzdem so,

Stefan: dass du mit dem Nalbufin sehr zufrieden bist und würdest du anderen Rettungskräften

Stefan: sagen, Mensch, ja, Nalbufin ist eine tolle Sache, führt das ein,

Stefan: nutzt das, wendet das an.

Jan-Peer: Also auf jeden Fall kann man das gut so weiterempfehlen, aufgrund der geringen

Jan-Peer: Nebenwirkungen eigentlich.

Jan-Peer: Wenn man das ordentlich dosiert und die Maximaldosis einhält,

Jan-Peer: sind die Nebenwirkungen also wirklich zu vernachlässigen, kann man fast sagen.

Marco: Ich habe da natürlich noch ein paar Bedenken, wenn ich ehrlich bin.

Marco: Ihr wendet das ja hauptsächlich bei Traumata im prähospitalen Setting an.

Marco: Hast du da schon mal eine Rückmeldung bekommen von der Klinik,

Marco: dass es Probleme gab im operativen Setting aufgrund des Wirkprofils vom Nalbufin?

Jan-Peer: Nee, aber weil wir generell auch kein großes Feedback danach kriegen.

Jan-Peer: Seitdem man geht hin und fragt wirklich mal explizit, aber so leider noch nicht.

Marco: Sag mal, kannst du dir vorstellen, dass man dich irgendwie kontaktieren kann,

Marco: wenn man mal fragen möchte, wie läuft es bei euch im Kreis? jetzt mal in einem

Marco: Vier-Augen-Gespräch mit vielleicht mal Informationen, die man jetzt so über

Marco: den Podcast nicht machen möchte.

Marco: Wirklich echte, gute und schlechte Erfahrungen oder auch Kontaktdaten mit dem ärztlichen Leiter.

Marco: Kannst du dir vorstellen, dass da ein anderer Notfallsanitäter oder Sanitäterin

Marco: sich mal bei dir meldet und mal Rücksprache hält?

Jan-Peer: Klar, wenn Bedarf besteht, könnt ihr mich kontaktieren.

Marco: Das wäre super, weil dann würde ich mit deiner Erlaubnis, würde ich einfach

Marco: mal deine E-Mail, unseren Shownotes einfach mal niederschreiben und wenn Leute

Marco: Lust haben, können sie sich bei dir mal melden.

Jan-Peer: Ja, klar. Und was ich sozusagen nicht weiß, das gebe ich an meinen ärztlichen

Jan-Peer: Leiterbeiter und der weiß es dann.

Marco: Ja, richtig, genau. So habe ich mir das vorgestellt. Das wäre echt super.

Marco: Und ich glaube, dass es da Leute im weiten, weiten ETA Einzugsgebiet gibt,

Marco: die da Interesse dran haben.

Marco: Ja, Mensch, Carsten, also von meiner Seite aus muss ich sagen,

Marco: vielen, vielen, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast,

Marco: deine Fachexpertise mit uns zu teilen und bedanke mich nochmal ganz herzlich von meiner Seite.

Stefan: Ich bedanke mich natürlich auch, Carsten. Du weißt, ich spreche immer gerne

Stefan: mit dir, ob im Podcast oder so, privat, ist ganz egal.

Stefan: Ja, vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns geteilt hast.

Stefan: Die fehlen mir völlig und deswegen konnte ich da gar nichts zu sagen und umso

Stefan: schöner finde ich es, dass wir dich dafür heranziehen konnten.

Jan-Peer: Ja, gerne. Ich hoffe, ich konnte euch eine kleine Hilfe zumindest sein.

Stefan: Absolut. Vielen Dank.

Marco: Alles klar.

Stefan: Karl, einen schönen Tag wünsche ich dir noch.

Jan-Peer: Ja, danke. Tschüss. Tschüss. Ciao.

Marco: Das hat mir sehr gut gefallen, Jan-Pier. Das war sehr beeindruckend.

Jan-Peer: Finde ich auch. Das sind richtige Informationen mal aus der Praxis.

Marco: Ja, das ist nicht so ein trockener Kram. Die konnten auch richtig was erzählen.

Marco: Finde ich auch. Was hat dich am meisten beeindruckt?

Jan-Peer: Also als erstes hat mich beeindruckt,

Jan-Peer: Oder ehrlich gesagt, muss man sich ja fragen, warum hat man eigentlich so lange

Jan-Peer: gewartet, dass du analgetische Therapie nicht ärztlichem Personal zubilligst?

Jan-Peer: Also wie lange haben wir da eigentlich Patienten leiden lassen, draußen auf der Straße?

Marco: Ich befürchte, es ist unserer Berufsgruppe nicht ganz unschuldig dran.

Jan-Peer: Also trotzdem, eigentlich fast ein bisschen beschämend, muss man sagen. Na gut, also.

Marco: Aber da würde ich jetzt auch sagen, im Schwamm drüber, es bringt ja nichts,

Marco: über den alten Kram zu reden. Aber komm, komm.

Marco: Ich glaube, komm, lass gut sein.

Jan-Peer: Lass gut sein.

Marco: Vergiss es. Wir können froh sein, dass die Entwicklung in die richtige Richtung geht.

Marco: Ich glaube, das ist das, was wir mitnehmen sollten. Dass wir sagen können,

Marco: hey, guck mal hier, es gibt so viele Landkreise, so viele Bundesländer,

Marco: die da in die richtige Richtung driften und sagen, komm,

Marco: wir müssen die Schmerztherapie, Prähospital, nicht ärztlich,

Marco: müssen wir besser in den Griff bekommen und die reden nicht drüber,

Marco: sondern die machen und das ist echt gut.

Jan-Peer: Das stimmt. Ja, nicht alle. Oder du musst halt auch ein bisschen Glück haben.

Marco: Ja, das war übrigens einer der Hauptpunkte, die mich am meisten beeindruckt

Marco: haben, aber eher erschreckend beeindruckt haben.

Jan-Peer: Ja, Augen auf bei der Wahl des Unfallortes.

Marco: Ja, genau. Nee, komm, robb nochmal über die Grenze rüber, da kriegen wir Morphin.

Marco: Hier gibt es das leider nicht.

Jan-Peer: Ja, eigentlich erstaunlich, dass das so kleinteilig in Deutschland organisiert

Jan-Peer: ist, dass jeder Landkreis das anders organisiert.

Marco: Ja gut, aber ich muss ehrlich sagen, überall wo ich Notarztwagen gefahren bin

Marco: und auch noch fahre, da hast du deine Struktur und da mache ich mir,

Marco: wenn ich ehrlich bin, gar nicht so richtig, da habe ich mir nie so richtig den Kopf drüber gemacht.

Marco: Ich habe halt meine Opioide und Opiate habe ich immer auf Tasche und konnte

Marco: die halt anwenden, so wie ich es für sinnvoll ertrachtet habe.

Marco: Aber dass es so reguliert ist, habe mich schon schockiert.

Jan-Peer: Aber ich sehe dich auch mit so einem Patronengürtel. Ach nee,

Jan-Peer: ganz bestimmt nicht. Ganz bestimmt nicht.

Marco: Wobei, wenn ich, das zum Glück hört ja keiner zu, aber früher hatte ich auch

Marco: wirklich so einen Rucksack noch hinten im Kofferraum. Da war man ja noch so

Marco: ein bisschen rettungsorientiert.

Jan-Peer: In deinem Privat-PKW?

Marco: Ja, ja.

Jan-Peer: Hatte ich auch. Psst, erzähl es keinem. Aber ist alles abgelaufen,

Jan-Peer: was da drin war, habe ich entsorgt.

Marco: Ja, ich habe mich auch entsorgt. Aber ich glaube, das war so, ja.

Marco: Jetzt habe ich die schlechteste Hausapotheke, die es auf dem Planeten gibt. Ich habe Pflaster.

Jan-Peer: Und du hast Emotionalität.

Marco: Emotion. Aber das war ein anderes Thema. Das habe ich auf alle Fälle, ja.

Jan-Peer: Aber weißt du, was mich auch beeindruckt hat? Ich kenne Nalbufin.

Jan-Peer: Nalbufin. Bevor wir den Podcast jetzt gemacht haben, ich habe es noch nie gehört

Jan-Peer: und ich habe es nie im Einsatz gesehen.

Jan-Peer: Es war nicht Existenz für mich, aber kannst du mir noch ein paar Informationen geben dazu?

Marco: Das dritte Schlüsselwort.

Jan-Peer: PH.

Marco: Nalbufin, ja. Ja, ich war beeindruckt. Ich habe es im letzten Kongress,

Marco: habe ich es mal näher kennengelernt.

Marco: Das war auch ein prähospitales Setting, wie die das so anwenden und haben das

Marco: mal analysiert. Das fand ich ganz gut.

Marco: Das ist ein relativ einfaches, einfaches, relativ altes Medikament.

Marco: Das hat ein Patent schon 1963 bekommen.

Jan-Peer: Ich glaube, da haben die in sowas richtig geforscht um diese Zeit.

Jan-Peer: Ketaness war Anfang der 60er.

Marco: Irgendwie scheint das, die haben das auch wahrscheinlich alles selber ausprobiert,

Marco: aber das ist noch ein anderes Thema.

Marco: Also das Patent für Nalbuffin gibt es schon seit 1963.

Marco: Die medikamentöse Anwendung hat aber dann doch noch ein paar Jahre gedauert, erst 1979.

Marco: wohingegen natürlich die Synthetisierung, das haben die relativ schnell hingekriegt,

Marco: das war schon Mitte der 60er wo sie es synthetisieren können,

Marco: aber ich hab da nochmal ein Quiz für dich

Marco: was haben folgende Namen miteinander gemeinsam Exnal Kins, Annalin Raltrox Robofine

Marco: äh, äh, äh was haben die alles gemeinsam

Jan-Peer: Buchstaben. Ich weiß es nicht, ich habe keine Ahnung.

Marco: Das sind alles Firmennamen für den Wirkstoff Nalbophil. Ich war sehr beeindruckt,

Marco: das ist doch auf der ganzen Welt vertreten, dieses Medikament, das gibt es überall.

Marco: Das Kins wird in Pakistan so benannt oder das Robophine in Indien oder das Nalophil in Ägypten.

Marco: Wir bezeichnen es ja gerne als Nalbophil, aber in Deutschland,

Marco: beziehungsweise wurde es führend erst mal als Nubain bekannt worden.

Marco: Das ist dann aber auch...

Jan-Peer: Dass das wieder rausgeflogen ist bei dem Namen, kann ich auch verstehen.

Marco: Nubain.

Jan-Peer: Nubain.

Marco: Ja, das ist dann zwischendurch auch mal vom Markt geflogen. Ja.

Marco: 2004. Der Name hat dir nicht gefallen. Du hast da Lobby gemacht.

Marco: Und 2008 kam es dann als Nullpain. Ich glaube, so wird es dann,

Marco: sollte es ausgesprochen werden.

Jan-Peer: Ja, aber das klingt doch ganz gut.

Marco: Kam es wieder zurück auf den Markt.

Jan-Peer: Wahrscheinlich sollte es No Pain heißen. Ja, wahrscheinlich.

Marco: No Pain.

Jan-Peer: Aber Null Pain finde ich auch gut.

Marco: Oder Null Pine. Naja, aber Null Pain ist schon mal ganz gut, der Name.

Jan-Peer: Ziemlich auch.

Marco: Kam es auch mal an. Aber jetzt mal ein paar Fakten. Also, das wirkt relativ

Marco: schnell nach zwei bis drei Minuten, wenn man es IV appliziert.

Marco: Man kann es aber auch intramuskulär und sukutan geben.

Marco: Da dauert es nur ungefähr so 15 Minuten. Aber Achtung, es hat einen pH von drei

Marco: bis vier, sodass es doch deutliche Brenneffekte mit sich bringen kann.

Marco: Auch die IV-Applikationen, das kennen wir ja auch so bei anderen Medikamenten

Marco: wie unserem Blutdruckmedikament Acrinol, das hat auch niedrigen pH,

Marco: das brennt ja auch immer ganz gerne.

Marco: Das wird drei bis sechs Stunden, hat eine Halbwindzeit von drei Stunden,

Marco: um mal die Fakten rauszuhauen.

Marco: Es wird über die Leber metabolisiert, also glykognitiert und dann über Urin ausgeschieden.

Marco: Das war die reine Pharmakokinetik. Die Pharmakodynamik ist ein klassischer,

Marco: jetzt Achtung, klassisch, das ist eigentlich schon ein Widerspruch in sich.

Marco: Es ist ein partialer Agonist am Kappa-Rezeptor und es ist ein partialer Antagonist am My-Rezeptor.

Marco: Und das ist die Besonderheit, die dieses Medikament mitbringt.

Jan-Peer: So, jetzt können wir ja nochmal den Bogen zum Anfang schlagen.

Jan-Peer: Also Analgesie machen sie alle und dann wollen wir hoffen, dass es mehr am Kappa-Rezeptor

Jan-Peer: wirkt als am My-Rezeptor.

Marco: Richtig, genau. Es hat nämlich einen hohen schmerzlindenden Effekt über den Kappa-Rezeptor.

Jan-Peer: Aber?

Marco: Jetzt kommst du. Aber die antagonistische Wirkung über den Myrrhezetter,

Marco: also diese Atemdepression, die da ausgelöst wird, die fällt hier nicht,

Marco: dieses Euphorisierende, das wird alles unterbunden durch die antagonistische

Marco: Wirkung am Myrrhezetter.

Jan-Peer: Sensationell.

Marco: Sensationell, genau.

Jan-Peer: It's magic.

Marco: It's magic. Es wirkt sehr stark, also eine stark energetische Wirkung,

Marco: sedierend, macht aber auch eine enge Propillen, wie wir es von unseren Opiaten so kennen.

Marco: Also wie schon durch diesen Wirkmechanismus schon gesagt, eine geringe Atemdepression.

Marco: Dosis, das hatten wir ja schon in dem Podcast,

Marco: beziehungsweise im Interview hatten wir es schon mal kennengelernt,

Marco: wird hier für Erwachsene 10 bis 20 Milligramm angegeben, also 0,1 bis 0,3 Milligramm

Marco: pro Kilogramm Körpergewicht und das ganze IV, IM oder Subcutan.

Marco: Über die nasale Applikation habe ich inhaltlich nichts gefunden.

Marco: Es würde von den Volumina würde das hinhauen, dass man da ein und zwei Milliliter

Marco: links und rechts, das sind wir ja schon relativ zügig bei 20 Milligramm,

Marco: damit hat man einen guten energetischen Effekt,

Marco: aber mit dem pH von drei bis vier.

Jan-Peer: Nee, lieber nicht.

Marco: Ich glaube nicht. Das glaube ich nicht so schön.

Marco: Die Dosierungen für die Kinder sind hier auch gewichtsadaptiert.

Marco: 0,1 bis 0,2 Milligramm pro Geumkörgewicht.

Marco: Aber hier ist die Datenlage für zumindest Kleinkinder und Säuglinge,

Marco: also alles unter 1,5 Jahre ist schlecht bis dürftig.

Marco: Obwohl das Medikament aus den 60er Jahren kommt.

Marco: Tja, Anwendungsgebiet, ja, moderate, bestarke Schmerzen, präoperative Sedierung

Marco: wird hier beschrieben in den Unterlagen.

Marco: Davon habe ich jetzt so im klinischen

Marco: Setting noch nie was gehört oder die postoperative Schmerzbehandlung.

Jan-Peer: Nein, nie gehört.

Marco: Ich auch nicht, aber wenn man sich das Portfolio anguckt, kann man sich das

Marco: in bestimmten Situationen durchaus vorstellen, wo ich aber Sorge mit der antagonistischen

Marco: Wirkung am Myorezeptor sehe.

Marco: Mit einer Wirkdauer von drei bis sechs Stunden, respektive eine Halbwertzeit

Marco: von drei Stunden, sehe ich da im postoperativen schmerztaupolischen Setting,

Marco: sehe ich da so meine Probleme.

Marco: Und präoperativ, die Applikation vor einer Operation und es steht noch eine

Marco: Narkose an, sehe ich auch stark kritisch.

Jan-Peer: Also ich glaube, das ist ein klassisches Medikament, das du einsetzt,

Jan-Peer: weil du bestimmte Nebenwirkungen vermeiden kannst.

Jan-Peer: Aber spannend, wie man so sozusagen da was tailor-made machen kann. Ja, verstehe ich.

Marco: Ich wollte es auch kurz halten, das sind so Eckdaten, mit denen man glaube ich

Marco: auf der Straße auch ganz gut arbeiten kann.

Jan-Peer: Ja, wenn wir nimmst eine halbe oder eine ganze Ampulle.

Marco: Ja, eine Ampulle, ein Patient.

Jan-Peer: Sehr schön. Das fand ich auch ein tolles Schlusswort, muss ich ganz ehrlich sagen.

Marco: Mehr geht nicht, ne?

Jan-Peer: Weisheiten aus dem Leben. Ja, genau. Super.

Marco: Dann sind wir eigentlich schon wieder rum.

Jan-Peer: Marco, es hat mir wieder großartig viel Spaß gemacht.

Marco: Ja, mir auch.

Jan-Peer: Toll, vielen Dank.

Marco: Nächstes Mal würde ich sagen, machen wir was mit Strom.

Jan-Peer: Oh Gott, ich bin gespannt. So lassen wir es mal stehen. Ja, so lassen wir es stehen.

Marco: Ja, ich danke euch. Ja, ich würde sagen, wir freuen uns auf die nächste Folge mit Strom.

Marco: Und ja, dann bleibt gesund.

Jan-Peer: Bleibt neugierig.

Marco: Wir bedanken uns und freuen uns wieder auf dich, wenn das heißt, der Schmerzcode.

Music:

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