Schmerzen in Deutschland
Shownotes
Gastgeber*innen & Gäste
Dr. med. Marco Wintruff
Dr. med. Jan-Peer Rogmann
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Fortbildungspunkte
Die Ärztekammer Hamburg hat die Veranstaltung (Podcast) mit 1 Punkt anerkannt (912404097). Der/Die CME-Punkt/e können unter der Angabe der notwendigen Schlüsselwörter bis zu 14 Tage nach der Veröffentlichung, unter folgendem Link, beantrag werden: https://forms.gle/7k95zeiEu6KScJLw5
Literatur und kurze Zusammenfassungen
_Zusammenfassung: _Chronische Schmerzen betreffen 10–20 % der deutschen Bevölkerung, was etwa 8–16 Millionen Menschen entspricht. Hauptursache sind Erkrankungen des Bewegungsapparates, insbesondere Rückenschmerzen. Fast die Hälfte der Patienten wartet über ein Jahr auf eine Diagnose, und 19 % empfinden ihre Schmerzbehandlung als unzureichend. Die Arbeitsfähigkeit ist bei mindestens 42 % der Betroffenen beeinträchtigt. Zudem wirken sich die Schmerzen negativ auf Beziehungen und das Privatleben aus. Hausärzte benötigen mehr Schulungen zur Behandlung von chronischen Schmerzen. Die volkswirtschaftlichen Kosten belaufen sich auf 20,5–28,7 Milliarden Euro.
_Zusammenfassung: _Chronische Schmerzen sind eine weitverbreitete Herausforderung. Etwa 17% der Deutschen leiden unter lang anhaltenden Schmerzen, was mehr als 12 Millionen Menschen betrifft. Die Ursachen sind vielfältig, und die Behandlung erfordert Geduld und eine ganzheitliche Herangehensweise. Neben Medikamenten spielen psychologische Schmerzbewältigung, Entspannungsübungen und gezielte Physiotherapie eine wichtige Rolle. Es ist entscheidend, die zugrunde liegenden Ursachen sorgfältig zu untersuchen, um effektive Therapieansätze zu finden.
Zusammenfassung: Schmerzen sind in Deutschland das häufigste Gesundheitsproblem. Laut dem Statista Global Consumer Survey gaben 65 Prozent der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten Rücken-, Kopf- oder andere Schmerzen gehabt zu haben. Probleme mit dem Ein- und Durchschlafen liegen an zweiter Stelle (42 Prozent), gefolgt von Erkältungssymptomen (38 Prozent) und psychischen Problemen (33 Prozent). Ein möglicher Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zeigt sich besonders bei laufenden Nasen, Husten und Halsschmerzen. Hautprobleme sind hingegen weniger verbreitet und haben sich nicht verändert.
Zusammenfassung: Die Schmerzmedizin steht vor großen Herausforderungen, da 23 Millionen Menschen in Deutschland unter chronischen Schmerzen leiden. Aktuell versorgen etwa 1.200 ambulant tätige Schmerzmediziner rund 3,4 Millionen schwerstgradig Schmerzkranke. Allerdings wären mindestens 10.000 Schmerzmediziner erforderlich, um eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) arbeitet intensiv an individuellen und sektorenübergreifenden Behandlungskonzepten, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt zu vermitteln und in die Praxis umzusetzen. Die Unterversorgung ist besorgniserregend, insbesondere in Städten mit über 50.000 Einwohnern fehlen Schmerzzentren. Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, sind interdisziplinäre Ansätze und bedürfnisorientierte Strukturen sowohl ambulant als auch stationär unverzichtbar.
- Karst, M. (2014). Chronische Schmerzen – ein Update. Anästhesiologie & Intensivmedizin, 55(4), 190-197.
Zusammenfassung: Chronische Schmerzen treten in Deutschland mit einer Prävalenz von 17% häufig auf und können durch neuroplastische Vorgänge, die Lernvorgängen ähneln, auch zu einer eigenständigen Erkrankung werden. Dabei spielen somatische, psychologische und soziale Faktoren in gleichberechtigter Verwobenheit eine bedeutsame Rolle. Eine sorgfältige Evaluation des Zusammenspiels dieser Faktoren und die korrekte Diagnose sind entscheidend für eine erfolgreiche Therapie. Statt von “Schmerztherapie” sollte eher von “Schmerzmedizin” gesprochen werden. Multimodale Ansätze, hohe Behandlungsdichte und viel Behandlungszeit sind idealerweise erfolgversprechend. Neben der Schmerzlinderung ist auch die Integration der Symptomatologie in das tägliche Leben ein wichtiger therapeutischer Aspekt. Neue Erkenntnisse über pathophysiologische Vorgänge, die mit chronischen Schmerzen assoziiert sind, haben zu einer differenzierten Auswahl medikamentöser und nicht-medikamentöser Strategien geführt, die individuelle Faktoren berücksichtigen. Zukünftige Therapieentscheidungen könnten sich an neu identifizierten Biomarkern orientieren.
Zusammengefasst: Rein rechnerisch war jeder Deutsche im Jahr 2021 knapp zehnmal beim Arzt. Dies entspricht einer nahezu verdoppelten Konsultationshäufigkeit im Vergleich zu 1991. Die ambulante Versorgung in Deutschland wird vor allem von niedergelassenen, freiberuflich tätigen Ärzten gewährleistet. 94 Prozent der deutschen Bevölkerung hatten 2021 Kontakt zu einem ambulanten Arzt. Die Bundesärztekammer verzeichnete zuletzt insgesamt 421.252 berufstätige Ärzte.
- Quelle: KBV, Kassenärztliche Bundesvereinigung
Zusammengefasst: In Deutschland gibt es insgesamt 187.441 Ärzte und Psychotherapeuten, die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen. Diese arbeiten in 98.985 Praxen und behandeln jährlich 553 Millionen Patienten. Beeindruckend, oder? Außerdem haben niedergelassene Ärzte im Durchschnitt eine 53-Stunden-Woche, und es gibt 330.000 Medizinische Fachangestellte, die in ihren Praxen tätig sind. Wenn es um Notfallbehandlungen geht, werden 70 Prozent der ambulanten Notfallpatienten von niedergelassenen Ärzten versorgt. Und hier ist eine interessante Zahl: 83 Prozent der Patienten in Deutschland erhalten innerhalb eines Monats einen Termin bei einem Facharzt. Ärzte und Psychotherapeuten absolvieren in der Regel 12 Jahre Ausbildung, bevor sie sich als Hausarzt, Facharzt oder Psychotherapeut niederlassen dürfen. Fortbildung ist ebenfalls wichtig: Ein niedergelassener Arzt oder Psychotherapeut muss sich mindestens 37,5 Stunden pro Jahr fortbilden. Im Durchschnitt kostet die ambulante Versorgung in der Praxis 571 Euro pro Patient pro Jahr, während die stationäre Krankenhausversorgung 5.088 Euro pro Patient beträgt. Und schließlich, fast alle (98,3 Prozent) der Bevölkerung erreichen ihren nächstgelegenen Hausarzt in unter 15 Minuten. Das sind beeindruckende Zahlen, die einen Einblick in die Gesundheitsversorgung in Deutschland bieten!
Zusammenfassung: Die Zahl der Arztbesuche in Deutschland ist sehr hoch. Im Vergleich zu Schweden, wo Menschen im Durchschnitt weniger als dreimal im Jahr zum Arzt gehen, sind Deutsche viel häufiger in der Praxis anzutreffen. Hier sind die zehn häufigsten Krankheiten, für die Menschen in Deutschland ärztliche Hilfe suchen:
- 1. Rückenschmerzen: Etwa ein Viertel der Deutschen lässt sich jährlich wegen Rückenschmerzen behandeln.
- 2. Bluthochdruck: Knapp ein Viertel der Bevölkerung geht wegen Bluthochdrucks zum Arzt.
- 3. Fehlsichtigkeit: Etwa ein Viertel der Deutschen besucht jährlich den Augenarzt aufgrund von Fehlsichtigkeit (Akkomodationsstörung).
- 4. Fettstoffwechsel/Cholesterin: Bei knapp 19 Prozent aller Arztbesuche lautet die Diagnose “Störungen des Lipoproteinstoffwechsels und sonstige Lipidämien”.
- 5. Grippe/Influenza: Grippe und grippale Infekte sind bei 17 Prozent aller Arztbesuche der häufigste Grund. Sie führen auch zu vielen Krankschreibungen in Deutschland.
- 6. Nichtentzündliche Krankheiten der Vagina: Für knapp zwölf Prozent der Arztbesuche sind nichtentzündliche Krankheiten der Vagina verantwortlich.
- 7. Bauch- und Beckenschmerzen: Insbesondere Frauen leiden unter Bauch- oder Beckenschmerzen, was bei 15 Prozent der Arztbesuche der Fall ist.
- 8. Akute Bronchitis: Jeder zehnte Deutsche muss wegen einer akuten Bronchitis zum Arzt.
- 9. Wirbelsäule und Rücken: Neben Rückenschmerzen sind auch andere Wirbelsäulen- und Rückenprobleme häufig. Besonders Frauen sind betroffen.
- Ernährung (Adipositas): Knapp zehn Prozent der Deutschen suchen ärztliche Hilfe wegen Überernährung.
Hardware
- MacBook Air, M2, 2022
- beyerdynamic dt297
- PodTrak P4
Musik und Gestaltung
GarageBand, Version 10.4.10, Soundmediathek 1178, Titelmusik: „Collins Avenue Long“ Podcast-Logo: Privatbild mit ToonMe (Version 0.10.59 (2108)) modifiziert. Modifiziertes Hintergrundbild nach „matrix_plot.png“ von https://www.r-bloggers.com; „Matrix-style screensaver in R“, Layout via Microsoft®️PowerPoint for Mac, Version 16.80 (23121017) Podcast Begrüßung, Verabschiedung und Kapitelansagen: Text-To-Speech via https://elevenlabs.io/text-to-speech (Freya)
Audioüberarbeitung
Disclaimer
Die im Podcast dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information und allgemeinen Weiterbildung. Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar. Die Inhalte erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit noch können die Aktualität, Richtigkeit und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden. Der Podcast ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn, Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden.
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Transkript anzeigen
00:00:05: Moin Moin zu der Schmerzcode, der Podcast, in dem Jan-Peer und Marco wichtige
00:00:10: Themen zum Mysterium Schmerz einfach und praktisch aufschlüsseln wollen.
00:00:17: Ja, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Freunde des gesprochenen Wortes,
00:00:23: fällt mir gerade dazu ein. Herzlich willkommen zum ersten Podcast der Schmerzcode.
00:00:30: Mein Name ist Marco, mir gegenüber sitzt Jan Peer und wir wollen euch entführen
00:00:35: in die Rapid Hole der Schmerztherapie.
00:00:39: Du möchtest keine Erwartungshaltung wecken.
00:00:43: Nein, nein, nein, ich bin die Erwartungshaltung. Jan Peer, bitte,
00:00:49: sei so lieb und stell dich doch mal vor für unsere Zuhörer. Es ist der erste
00:00:53: Podcast, das kennt dich kein Mensch.
00:00:55: Es werden dich alle hinterher lieben, aber jetzt stell dich mal ganz kurz vor.
00:00:59: Marco, vielen Dank für die Einladung zu diesem Podcast.
00:01:01: Ja, mein Name ist Jan-Pierre Hochmann. Ich bin Anästhesist, Narkosearzt,
00:01:06: Intensivmediziner, Rettungsmediziner und arbeite in einem wunderbaren kleinen
00:01:10: Krankenhaus in Hamburg.
00:01:12: Und Marco, vielen Dank für diese Einladung zu dem Podcast über Schmerzen.
00:01:18: So hast du es bei unserem ersten Treffen, wo wir mal drüber gesprochen haben, gesagt.
00:01:21: Ich war ganz baff. Ich weiß, dass du ein leidenschaftlicher unter anderem Schmerztherapeut
00:01:25: und Schmerzmediziner bist.
00:01:27: Aber danke für die Einladung. Ich habe jetzt schon in der Vorbereitung viel
00:01:31: lernen dürfen über dieses komplexe Feld. Sehr gerne. Alleine schaffe ich das
00:01:36: nicht. Ich brauche dich dafür.
00:01:38: Mein Name ist Marco und ich bin auch Anästhesist, Intensiv- und Rettungsmediziner,
00:01:45: Palliativmediziner und natürlich auch Schmerztherapeut und bin hoch interessiert,
00:01:50: wenn es um Schmerztherapie nicht nur in der Klinik, sondern auch in der Rettungsmedizin
00:01:56: und natürlich auch in der ambulanten Setting ist.
00:01:58: Und das ist eigentlich der Motor, muss man ganz ehrlich sagen.
00:02:03: Und ich freue mich, dass das zustande gekommen ist.
00:02:07: Ich würde mit dir auch gerne ein bisschen teilen, warum ich auch denke, dass das so wichtig ist.
00:02:13: Nicht nur, weil ich denke, dass das ein tolles Thema ist, sondern ich würde
00:02:16: dir auch gerne mal ein paar Zahlen an die Hand geben, warum ich denke,
00:02:19: dass das für alle anderen auch wichtig ist. Ich könnte mir vorstellen,
00:02:22: du willst mir auch Zahlen an den Kopf schmeißen. Ja, klar.
00:02:25: Dann leg es mal los. Ich bin ganz überzeugt, wir flachsen ja viel hier rum,
00:02:29: aber ich bin auch wirklich überzeugt, dass das auch ein großes,
00:02:31: Schmerz ein großes gesellschaftliches Problem ist.
00:02:34: Ist es. Ist es. Wir haben 8 bis
00:02:37: 16 Millionen Menschen, die an chronischen Schmerzen in Deutschland leiden.
00:02:42: Davon hauptsächlich auf Basis Bewegungsapparats, insbesondere Rückenschmerzen,
00:02:47: die etwa 10 Prozent der Gesamtbevölkerung betreffen.
00:02:52: Also ich weiß, dass unter den Top Ten der Diagnosen Rückenschmerzen zum Beispiel am Platz 1 sind.
00:02:56: Also die Schmerzen führen ja alle Menschen zum Arzt. Also Top 1 sind Rückenschmerzen
00:02:59: und ich glaube, das sind die drei schmerzassoziierte Bereiche,
00:03:03: die unter den Top Ten der Diagnosen sind, die Menschen zum Arzt führen.
00:03:07: Also ich kann das nur unterstreichen.
00:03:09: Gibt es noch was? Das sind noch eine ganze Menge, ne? Das sind nicht nur Rückenschmerzen.
00:03:12: Ja, es sind Bauch- und Beckenschmerzen, glaube ich Punkt Top 7 und dann gibt
00:03:18: es noch Probleme mit Wirbelsäule und Rücken, was noch ein bisschen abgegrenzt
00:03:21: ist, das ist dann aber auch unter den Top 10. Das ist der Klassiker Wirbelsäulenrücken.
00:03:25: Ja, aber das Ganze ist eine volkswirtschaftliche Belastung, muss man ehrlicherweise sagen.
00:03:31: Diese chronischen Schmerzen, das hat ein Gesamtvolumen von 20,5 bis 28,7 Milliarden
00:03:39: Euro, die hierfür in die Hand genommen werden müssen.
00:03:43: Die Prävalenz der chronischen Schmerzen in Deutschland liegt ungefähr bei 17
00:03:47: Prozent, während sie in Europa weit bei 19 Prozent liegt.
00:03:51: Das entspricht etwa 129 Millionen Menschen, die an chronischen Schmerzen leiden.
00:03:59: Das ist wirklich beeindruckend viel. Weißt du, was ich auch beeindruckend fand?
00:04:03: Ich dachte ja immer, dass Schmerztherapie und Schmerzmedizin,
00:04:07: dass das eigentlich, es ist ja so eine Uraufgabe oder ärztliche Tätigkeit,
00:04:12: ist ja Schmerzen zu nehmen. Und das versuchen wir ja auch mit allen unseren Mitteln.
00:04:16: Und ich habe ja gedacht, dass da schon lange, gerade auch weil es ja so viele
00:04:20: Patienten gibt, die unter Schmerzen leiden, dass das ein ganz,
00:04:25: ganz zentraler Forschungsgegenstand sein müsste.
00:04:27: Aber in Vorbereitung dieses Podcastes musste ich mich selber eines Besseren belehren.
00:04:32: Ja, es ist dann doch im Detail nicht so viel, wie man so denkt.
00:04:35: Ne, und das siehst du auch zum Beispiel an wissenschaftlichen Publikationen.
00:04:38: Also wenn du dir PubMed anguckst, also die Online-Veröffentlichungsplattform
00:04:42: für wissenschaftliche Artikel, Jahr 2000 und Stichwort ist dann Pain,
00:04:47: was man eigentlich, also Schmerz, 300 weltweit gelieferte Artikel.
00:04:52: Das ist nicht viel. Ne, ist wirklich nicht viel. Es nimmt jetzt glücklicherweise
00:04:55: ordentlich zu, also 2010 waren es 1000 und jetzt… Halt, stopp, warte mal.
00:04:59: Also das sind 10 Jahre Unterschied, ne? In zehn Jahren von 300 jährlich auf 1000 jährlich.
00:05:06: Ist jetzt nicht so der große Sprung. Ne, also interessanter wird es von 2000
00:05:10: auf 2020, das ist dann eine Verzehnfachung von 300 auf 3600 und jetzt 2023 waren es auch 5000 Artikel.
00:05:17: Also es scheint auch in der Forschungsgemeinschaft
00:05:20: Schmerz ein immer bedeutenderer Schwerpunkt zu werden.
00:05:26: In Klammern könnte ich mir auch vorstellen, bei den vielen Menschen,
00:05:29: die unter Schmerzen leiden, ist es natürlich auch ein Riesenmarkt.
00:05:31: Also ich weiß jetzt, ich habe jetzt nicht Zahlen für Diabetes und für Herz-Kreislauf-Erkrankungen,
00:05:36: aber ich kann mir vorstellen, dass das eine ähnliche Prävalenz hat und auch
00:05:39: ein ähnlich großer Markt eigentlich sein könnte.
00:05:42: Wir haben diesen Podcast CME-zertifiziert. Dafür bräuchten wir aber eine Erfolgskontrolle.
00:05:48: Die wollen wir erreichen, indem wir euch bitten, drei Schlüsselwörter zu notieren
00:05:55: und dann in den Beantragungen, dessen Link wir in die Shownotes gelegt haben,
00:06:00: einzutragen. Das erste Schlüsselwort.
00:06:04: Schmerzforschung. Und damit kann ich auch gleich an Jan-Peer weiterreichen.
00:06:08: Du kannst vielleicht dann einmal kurz etwas über so eine kleine Einführung,
00:06:15: um dann so ein bisschen den Weg des Schmerzes einmal darzustellen. Das mache ich gerne.
00:06:21: Wenn wir über Schmerzen sprechen, das ist ein weites Thema und ich habe mich
00:06:24: auch selber gefragt, wie man dem sich ganz gut annähern kann.
00:06:26: Ich mache es mal aus der Vogelperspektive von ganz oben und sage,
00:06:30: Schmerz ist ein Teilbereich der Sensibilität.
00:06:33: Also was ist Sensibilität? Das ist ja die Fähigkeit zur Wahrnehmung von Empfindungen.
00:06:39: Also das heißt zur Detektion von Reizen, die auf den Körper von außen einströmen,
00:06:45: deren Erfassung, deren Weiterleitung und deren Verarbeitung.
00:06:50: Was braucht es also für Sensibilität? Es braucht Möglichkeiten,
00:06:55: den Reiz zu erkennen, zu verarbeiten und dann in das ZNS zu leiten.
00:07:02: Das ist auch so ein bisschen der Grundweg, auf den ich jetzt etwas später noch
00:07:06: wieder zurückkommen werde, wenn ich mal die Schmerzbahn an sich noch ein bisschen erläutern will.
00:07:11: Aber ich möchte noch ein bisschen bei dieser Sensibilität mal bleiben.
00:07:14: Man kann die Sensibilität auch unter verschiedenen Gesichtspunkten einteilen.
00:07:19: Das wird nachher auch nochmal wichtig. Zum Beispiel wäre eine Einteilung,
00:07:22: man könnte es nach den Reizen, die von außen auf den Körper einwirken, klassifizieren.
00:07:28: Dann gäbe es die epikritische, also die feine Wahrnehmung von feinen Reizen.
00:07:33: Das wäre als Beispiel sowas wie Berührung, Druck oder Vibration.
00:07:38: Und davon abzugrenzen gäbe es dann die protopathische Sensibilität, die grobe Wahrnehmung.
00:07:43: Darunter würden Wahrnehmungen von zum Beispiel Temperatur oder auch Schmerzen
00:07:47: anfallen. Das wäre eine Möglichkeit, Sensibilität einzuteilen.
00:07:51: Man kann es aber auch genauso einteilen nach den Rezeptoren,
00:07:55: also nach den speziellen Einheiten im Körper, die verschiedene Reize dann detektieren.
00:08:01: Beispiele dafür wären dann zum Beispiel Mechanorezeptoren, die dann dafür verantwortlich
00:08:05: sind, Berührung, Druck oder Vibration zu detektieren.
00:08:10: Das sind Thermorezeptoren, Wärme- oder Kältedetektoren. Das könnten auch spezielle
00:08:15: Schmerzrezeptoren sein oder zum Beispiel auch Chemorezeptoren,
00:08:17: die jetzt pH-Wert oder Änderungen von Partialdrücken von Sauerstoff und CO2 dann zu detektieren.
00:08:26: Schmerz ist ein kleines Teilgebiet innerhalb der gesamten Sensibilität,
00:08:32: also der Grundfähigkeit der Wahrnehmung von Empfindungen.
00:08:37: Wenn wir uns jetzt Schmerz im Genaueren angucken, gibt es auch eine vordefinierte
00:08:43: Schmerzbahn, wie von außen zugefügte Schmerzreize detektiert und weitergeleitet werden.
00:08:50: Die ist insgesamt, die Schmerzbahn, auch gar nicht so unfassbar unterschiedlich
00:08:53: von allen anderen Sinneswahrnehmungen.
00:08:56: Es gibt halt auch viele Überlappungen.
00:08:58: Aber wenn wir uns Schmerz jetzt mal angucken, dann besteht das aus den folgenden Komponenten.
00:09:04: Am Anfang sind die sogenannten Nozizeptoren, also die Einheiten im Körper,
00:09:11: die für die Nozizeption, also die eigentliche Schmerzwahrnehmung,
00:09:16: die Aufnahme des Schmerzreizes verantwortlich sind.
00:09:20: Die Nozizeptoren, die sitzen immer an den Nervenendigungen von speziellen Nervenfasern
00:09:26: an der Haut oder viszeralen Organen, das habe ich ja eben gesagt.
00:09:28: Und diese Nervenfasern, die sind dafür verantwortlich, dieses Signal von zum
00:09:33: Beispiel der Haut eben weiter zu transportieren, immer in Richtung Körpermitte.
00:09:37: Also erstmal Richtung Rückenmark und dann werden sie umgeschaltet und dann weiter
00:09:40: ins zentrale Nervensystem.
00:09:42: Man muss jetzt an dieser Stelle glaube ich schon unterscheiden,
00:09:45: welche Nervenfasern es da gibt.
00:09:48: Die werden grundsätzlich, werden ja periphere Nerven eingeteilt in myelinisierte,
00:09:54: also elektrisch isolierte und nicht myelinisierte und nach Dicke werden die
00:09:58: eingeteilt. Was ist für die Schmerzbahn wichtig?
00:10:01: Es gibt hier eigentlich die eigentlichen Fasern, die Schmerzreize leiten.
00:10:06: Das sind sogenannte A-Delta-Fasern und C-Fasern.
00:10:10: Die sind eigentlich für die eigentliche Schmerzweiterleitung der von den Nozizeptoren
00:10:16: erkannten Signale und in ein elektrisches Signal umgewandeltes Signal verantwortlich sind.
00:10:21: Nebenbei, es gibt da auch noch A-Beta-Fasern, die eigentlich,
00:10:23: das habe ich am Anfang gesagt, für diese epikritische, für die feine Sensibilität verantwortlich sind.
00:10:28: Die haben auch Überschneidungen noch mit A-Delta- und C-Fasern,
00:10:31: sind aber nicht primär jetzt für die Schmerzweiterleitung verantwortlich.
00:10:34: Was machen also diese A-Delta- und C-Fasern? Die transportieren das Signal weiter
00:10:39: und zwar in Richtung Rückenmark und dort auf Rückenmarksebene,
00:10:42: da gibt es die erste Umschaltstelle, wo das Signal einmal wieder in chemisch
00:10:46: und dann wieder elektrisch umgeschaltet wird auf ein zweites Neuron.
00:10:48: Und so nennt man das immer so zweites Nervenstrang.
00:10:53: Und dieser zweite Nervenstrang, der transportiert das Signal dann weiter,
00:10:56: wird auch noch beeinflusst auf Rückenmarksebene, hauptsächlich dann in den sogenannten
00:11:01: Vorderseitensträngen des Rückenmarks.
00:11:03: Muss man sich jetzt nicht im Detail merken, aber Tractus spinotanamicus lateralis.
00:11:07: Da laufen diese Informationen weiter nach oben zum hauptsächlich Thalamus und
00:11:11: auch noch in andere Zentrum des Gehirns.
00:11:14: Und dort werden sie dann quasi auf ein drittes Neuron, ein drittes Weiterleitungszentrum.
00:11:21: Eine Leiterleitungsphase umgeschaltet, um dann letztendlich im Gehirn in verschiedenen
00:11:25: Zentren verschieden auch wahrgenommen zu werden.
00:11:28: Also zum Beispiel gibt es, das wäre am einfachsten, sich zu erklären,
00:11:32: nach dem Talalus wird das Signal umgeschaltet und weitergeleitet an den,
00:11:36: das nennt man somatosensorischen Kortex, also das heißt die Projektion im Gehirn,
00:11:41: sodass man weiß, okay, jetzt tut mir meine rechte Hand weh oder mein linkes
00:11:45: Bein weh, da ist der Schmerz entstanden.
00:11:46: Aber da gibt es natürlich andere Systeme noch, also zum Beispiel Weiterleitung ans limbische System,
00:11:51: da kriegt dann der Schmerz auch so eine Gefühlskomponente oder Weiterleitung
00:11:56: an die Formatio Reticularis, also unser Wach- und Aufmerksamkeitszentrum,
00:12:00: wo man dann so körperliche Reaktionen dann feststellen oder sozusagen durch
00:12:05: den Schmerz körperliche Reaktionen dann hervorgerufen werden.
00:12:07: Also wir brauchen eben vorne die Rezeptoren, dann brauchen wir ein erstes Neuron,
00:12:12: ein zweites Neuron und ein drittes, gegebenenfalls viertes Neuron.
00:12:15: Das ist so der Weg des Schmerzes aus der ganz, ganz groben Vogelperspektive mal angeguckt.
00:12:20: Aber da würde ich auch sagen und das ist das, was wir ja auch geplant haben,
00:12:25: das werden wir dann im Detail einzelnen Podcast-Folgen zuweisen,
00:12:30: damit wir genug Raum haben, dem Ganzen auch mehr Zeit zu geben,
00:12:36: diese komplexen Zusammenhänge einmal besser darzustellen.
00:12:39: Ich glaube auch, es bieten sich auch drei Folgen an wahrscheinlich.
00:12:43: Ja, also für jedes Neuron eine Folge, damit wir diese komplexen Zusammenhänge
00:12:49: einfach besser darstellen können.
00:12:52: Aber vielleicht kannst du das zweite Schlüsselwort einmal nennen,
00:12:55: gerne. Das zweite Schlüsselwort. Sensibilität.
00:13:00: Für uns sind die Begriffe relativ wichtig, schon wenn es darum geht,
00:13:06: Schmerzen zu beschreiben oder Probleme in kurzen Sätzen zusammenzufassen.
00:13:14: Darum ist die Rubrik Begriffsklärung für mich sehr wichtig, auch im Zusammenhang
00:13:19: mit der Schmerztherapie.
00:13:21: Nozizeptionen und Schmerz hattest du schon angerissen.
00:13:25: Die Nozizeptionen sind die Signale, die wir über die Nozizeptoren aufnehmen
00:13:31: und dann über besagte Neuronen ins ZNS weiterleiten.
00:13:37: Schmerzen ist halt das sogenannte unangenehme Gefühls- und oder Sinneserleben, den Patient berichtet.
00:13:45: Auch hier bedarf es noch einer detaillierten Aufarbeitung, wie Schmerz eigentlich definiert ist.
00:13:51: Dieses kommt aber in einer späteren Podcast-Folge.
00:13:55: Wichtig ist hier in diesem Zusammenhang
00:13:57: zu erläutern, dass die Nozizeption ohne Schmerzen möglich ist.
00:14:02: Also nicht jeder Reiz muss auch Schmerzen auslösen. Das wäre ja schrecklich,
00:14:07: wenn ich irgendetwas an der Hautoberfläche merke und das alles sofort schmerzhaft ist.
00:14:12: Achtung, Schmerzen können aber auch entstehen, ohne dass die Nozizeption dabei
00:14:18: der primäre Auslöser ist.
00:14:22: Stichwort neuropathische Schmerzen.
00:14:26: Reizschwelle und Schmerzschwelle ist in diesem Zusammenhang ein wichtiger Bereich,
00:14:33: um die Problematik auch des Patienten besser zu verstehen.
00:14:40: Die Reizschwelle und die Schmerzschwelle sind hierbei wichtige Komponenten auf
00:14:45: rein physiologischer Ebene, um diese sprachlichen Zusammenhänge auch besser zu erläutern.
00:14:51: Die Reizschwelle ist der Punkt, an dem der Reiz ausreicht, um die Nervenzelle zu aktivieren,
00:15:04: also das sogenannte Aktionspotenzial auszulösen.
00:15:08: Also diesen elektrischen Reiz von dem Nozizeptor weiter an die zentrale Umschaltstelle zu leiten.
00:15:18: Das geht dann, wie du schon erläutert hast, schneller, wenn ich eine myelinisierte
00:15:22: Faser habe, wie Abeta, Delta, sowas in der Richtung.
00:15:27: Und es dauert länger, wenn du eine nicht-myelinisierte Faser hast,
00:15:31: wie zum Beispiel die C-Faser.
00:15:34: Und da gibt es auch schon die ersten Unterschiede, wenn es um eine Reizschwelle geht.
00:15:40: Abeta-Fasern zum Beispiel haben eine niedrige Reizschwelle. Sie reagieren auf
00:15:45: feine Reize wie zum Beispiel Druck oder Vibration relativ zügig.
00:15:50: Also niedrige Schwelle, schnelles Auslösen des Aktionspotenzial.
00:15:55: Die A-Delta-Fasern und C-Fasern haben hingegen eine höhere Reitschwelle.
00:16:00: Sie brauchen hier stärkere bzw.
00:16:04: Schädigende Reize, um sich zu aktivieren.
00:16:11: Die Schmerzschwelle. Das ist der Punkt, an dem der Reiz als schmerzhaft wahrgenommen wird.
00:16:17: Also ich kann aus einer Reizschwelle eine Schmerzschwelle machen,
00:16:21: wenn ich über das Niveau komme, dass es nicht nur eine Berührung ist,
00:16:27: sondern ein Schmerz als schmerzhaft wahrgenommen wird.
00:16:30: Das würde man als Schmerzschwelle bezeichnen.
00:16:35: Es gibt hier auch spezielle Notrezeptoren, die dafür auch präszeniert sind.
00:16:40: Zum Beispiel der Klassiker ist die thermische Schmerzschwelle.
00:16:45: Da haben wir Rezeptoren, die das auch schmerzhaft auslösen, wenn ich Temperaturen
00:16:49: von 34 Grad Celsius habe zum Beispiel.
00:16:51: Oder aber auch Kälterezeptoren, die sind bei minus 17 Grad.
00:16:58: Gut, hat jetzt niemand so in seinem Kühlschrank, aber das ist durchaus möglich.
00:17:05: Also, ich glaube 44 Grad wolltest du sagen. Oh, was habe ich denn gesagt?
00:17:08: 34, glaube ich, hast du gesagt. 34, das wäre schrecklich, dann wäre mein Urlaub, das wäre nicht so schön.
00:17:15: 44 Grad, ich entschuldige mich für den sprachlichen Fauxpas, natürlich 44 Grad.
00:17:21: Das ist ja ein sehr gutes gedankliches Konzept, glaube ich. Also, ähm.
00:17:27: Wenn ich mir das so vorstelle, wir wissen ja, es gibt ja so eine Indifferenz-Temperatur,
00:17:32: wo es weder warm noch kalt ist.
00:17:36: Wenn ich dann von dieser Indifferenz-Temperatur abweiche, dann habe ich irgendwann
00:17:40: die Reitschwelle, dann merke ich, oh, jetzt ist es warm oder kalt.
00:17:42: Und wenn ich noch weiter rausgehe, dann habe ich die Schmerzschwelle. Richtig, genau.
00:17:46: Das ist aber auch gut, weil man an diesen Wörtern auch gleich so schmerztherapeutisch
00:17:57: oder schmerzdiagnostisch wichtige Begrifflichkeiten definieren kann.
00:18:00: Vielleicht kannst du die einmal so im Vorwege erzählen. Ich würde mit dir und
00:18:06: allen Zuhörern würde ich jetzt einmal die Begrifflichkeiten der Hypoästhesie
00:18:11: und Hyperästhesie versus der Hypoalgesie und Hyperalgesie einmal darstellen. Schmerzschwellen.
00:18:19: Hypo und Hyper ist erstmal niedrig und hoch. Das ist uns sprachlich glaube ich soweit bewusst.
00:18:27: Die Ästhesie ist die Empfindlichkeit der Haut. Also habe ich bei einer Hypoästhesie
00:18:32: eine verminderte Empfindlichkeit der Haut und bei einer Hyperästhesie eine erhöhte
00:18:37: Empfindlichkeit der Haut. Aber was macht das mit meiner Schmerzschwelle?
00:18:41: Da muss man so ein bisschen umdenken.
00:18:43: Wenn ich eine verminderte Empfindlichkeit der Haut habe bei der Hypoästhesie,
00:18:52: dann ist die Reitschwelle erhöht.
00:18:55: Es ist also schwieriger, die Nozizeption auszulösen, also dieses Aktionspotenzial
00:19:01: des Nozizeptors auszulösen.
00:19:04: Achtung, es ist eine Ästhesie, das ist immer die Empfindlichkeit,
00:19:08: wohingegen bei der Algesie es sich hier immer um die Schmerzempfindlichkeit handelt.
00:19:18: Das gleiche Beispiel hier nochmal, wenn ich eine Hypoalgesie habe,
00:19:23: habe ich eine erniedrigte Schmerzempfindung, hier ist die Schmerzschwelle erhöht.
00:19:30: Anders die Hyperalgesie. Da habe ich eine Hyperalgesie, eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit.
00:19:37: Hier ist die Schmerzschwelle erniedrigt. Also es ist leichter,
00:19:40: dass ich Schmerzen empfinde, leider.
00:19:45: Ist das soweit verständlich? Ja, ich habe es verstanden. Es ist ja immer so
00:19:48: zu rücken durch die Brust ins Auge.
00:19:50: Aber ich finde es auch schön mit Worten zu spielen. Es gibt ja dann auch die Anästhesie.
00:19:55: Oh ja, da sind wir in unserem Fach. Wir sind in unserem Fach,
00:19:58: also die totale Empfindungslosigkeit.
00:20:01: Und es gibt ja auch die Analgesie. Das sind unsere Schmerzmedikamente,
00:20:06: um eine Schmerzlosigkeit festzustellen.
00:20:08: Aber somit haben wir schon viele wichtige Bereiche besprochen.
00:20:12: Ich würde mit dir aber noch so Begrifflichkeiten wie Paarästhesie und Dysästhesie
00:20:19: nochmal besprechen. Sehr gerne.
00:20:20: Ich muss dazu sagen, ich habe mich natürlich auch auf diesem Podcast,
00:20:23: weil ich jetzt nicht der ausgebildete Schmerzmediziner bin, natürlich vorbereitet
00:20:27: und ich habe mich schwer getan mit diesen Begriffen.
00:20:31: Aber vielleicht kannst du es mir nahe bringen. Ja, die Paar-Ästhesie ist,
00:20:36: wenn man sich so ein paar Sachen merkt, ist eigentlich eine sehr dankbare Begrifflichkeit,
00:20:42: weil das das klassische Kribbeln, das klassische Ameisenlaufen ist,
00:20:47: was Patienten klinisch gerne einmal beschreiben.
00:20:50: Das ist eine Missempfindung auf normalen Reizen, die spontan oder aber auch
00:20:56: bei Berührung ausgelöst werden.
00:21:00: Achtung, sie sind aber primär nicht unangenehm oder schmerzhaft.
00:21:06: Ich habe es auch gegoogelt und Para heißt ja daran vorbei wahrnehmen.
00:21:13: Parästhesie. Ja, sehr gut. Also muss aber nicht schmerzhaft sein. Muss?
00:21:18: Nein, nein, nein, ist primär nicht schmerzhaft. Das glaube ich,
00:21:21: das mit Ausrufezeichen zu vermerken.
00:21:25: Wohingegen die Dysästhesie eine Missempfindung auf normale Reize ist,
00:21:30: spontan oder auch bei Berührung, aber als unangenehm bis schmerzhaft wahrgenommen wird.
00:21:38: Man könnte hier auch sagen, damit man vielleicht das so ein bisschen im Verhältnis
00:21:43: setzt, es wäre so eine unangenehme Paarästhesie.
00:21:48: Weil wir ja im Vorfeld schon gesagt haben, Achtung, eine Paarästhesie ist nicht
00:21:52: schmerzhaft primär und ist eigentlich auch nicht unangenehm.
00:21:55: Aber wenn ich jetzt eine unangenehme Paarästhesie habe, wäre die Begrifflichkeit
00:21:59: dann eher die Dysästhesie. Okay.
00:22:04: Ich habe auch gelesen, Allodynie ist
00:22:06: auch noch so ein voker Begriff in der Schmerzmedizin. Ja, das ist richtig.
00:22:11: Den kennen wir sehr genau aus der Schmerztherapie, weil es doch einige pathologische
00:22:19: Schmerzsyndrome gibt, die leider dann die Allodynie in sich haben.
00:22:25: Sie passt jetzt didaktisch leider
00:22:27: nicht in unsere Reitschwelle und Schmerzschwellenschema. Tut mir leid.
00:22:33: Weil hier ist einiges an Vernetzung schiefgelaufen.
00:22:38: Da gab es eine neuronale Remodeling, auf dessen Details wir leider auch erstmal
00:22:45: jetzt später eingehen müssen.
00:22:46: Aber vorab hat hier eine Veränderung der Wahrnehmung auf nervaler Ebene stattgefunden,
00:22:59: sodass der Patient einen ganz normalen physiologischen Reiz als schmerzhaft empfindet.
00:23:05: Das Klassische bei der Allodynie ist die schmerzhafte Berührung,
00:23:11: sodass jetzt theoretisch ein T-Shirt zum Beispiel schon allein die Berührung
00:23:17: des Materials an der Hautoberfläche Schmerzen auslöst.
00:23:22: Das kann ich leider mit Reizschwelle und Schmerzschwelle hier nicht so richtig
00:23:26: darstellen, weil hier es zu nervalen Veränderungen kam, die nicht mehr in dieses
00:23:32: Gedankenmodell reinpassen.
00:23:34: Trotzdem, vielen, vielen Dank. Also es wird mir auch jedes Mal ein bisschen
00:23:38: das klarer, wenn es mir nochmal so didaktisch gut aufbereitet nochmal präsentiert wird.
00:23:43: Ich glaube, ich habe es ganz gut verstanden. Das ist gut. Aber du hast schon
00:23:48: recht, es bedarf noch einer genaueren Erklärung und Aufarbeitung.
00:23:52: Das, wie gesagt, ist aber dann einer eigenen Podcast-Folge nicht nur wert,
00:23:57: sondern auch notwendig.
00:23:59: Das dritte Schlüsselwort. Rückenschmerzen.
00:24:04: Habe ich nicht. Moment. Zum Glück nicht.
00:24:08: Nee, aber es kann ja auch jedes Mal ereilen und Marco, wir haben ja schon vorhin
00:24:14: gesagt, die nächsten drei Folgen wollen wir uns ein bisschen den Grundlagen nochmal widmen.
00:24:19: Ja, ist notwendig. Damit wir diese tollen Themen dann auch später auf einer
00:24:23: vernünftigen Basis, auf einem vernünftigen Fundament auch weiter erarbeiten können.
00:24:28: Foundation ist die Essenz. Ist ein Muss. Also können wir euch nur ermutigen, auch dran zu bleiben.
00:24:35: Und wir werden uns sehr viel Mühe gegeben, die den Weg des Schmerzens in den
00:24:40: nächsten drei Folgen euch detailliert und auch verständlich dann darzustellen.
00:24:45: Mal über noch den Tellerrand hinaus geguckt, Rückenschmerzen, ja.
00:24:50: Was wäre eine Sache, die dir jetzt unter den Nägeln brennt? Was würdest du gerne machen?
00:24:56: Jetzt außer nach Hause gehen? Ja. Okay, als Thema meinst du für einen Podcast? Genau.
00:25:02: Mich interessiert total Placebo und Nocebo-Effekt. Das ist super spannendes
00:25:08: und ich glaube auch immer noch weiterhin ein aktuelles Thema.
00:25:12: Und das im Detail zu beleuchten, würde ich großartig finden.
00:25:17: Ich glaube, das ist auch klinisch relevant. Ich glaube, wir machen da viele Fehler.
00:25:22: Und dann finde ich auch, in unserem Edutainment, wie es modern heißt,
00:25:30: ist es vielleicht auch wichtig, da mal drauf hinzuweisen.
00:25:33: Ich bin gespannt. Ja, was ist mit dir? Hast du ein besonderes Thema?
00:25:36: Ja, ich bin ja aus der, ich habe das am Anfang schon gesagt,
00:25:41: mit der Forschung so ein bisschen sehr perplex gewesen,
00:25:44: Und würde mich gerne nochmal über die alten Medikamente, die wir eigentlich
00:25:48: in der Schmerztherapie jetzt schon kennen und einsetzen, nochmal schlau machen
00:25:54: und auch zu gucken, was gibt es eigentlich für neue Medikamente, was ist in der Pipeline.
00:25:58: Wir wissen aus den USA, haben das ja gesehen, was Opiate dort auch anrichten
00:26:03: können und ich kann mir nicht vorstellen, dass es da nicht was besseres gibt
00:26:06: und was nicht in der Pipeline sein soll, was in der Zukunft in der Schmerztherapie
00:26:11: auch Anwendung findet. Finde ich super.
00:26:13: Ich finde aber auch, dann passt auch sowas wie Opiat-Rotation in der Praxis.
00:26:17: Finde ich auch ein tolles Thema.
00:26:18: Wie mache ich es? Also pragmatisch, morgens um drei angerufen,
00:26:22: mach mal. Wie machst du das? Ja, genau.
00:26:26: Ich finde es schon mal ganz gut, aber es gibt noch andere Themen.
00:26:29: Ja, es gibt andere Themen, mir fällt viel ein, viel Gugelgie und Schmerz und Schlaf und so weiter.
00:26:34: Ich sehe schon bei dir im Geiste, du hast eine lange Liste, was du machen würdest.
00:26:39: Was uns aber unfassbar helfen würde, liebe Hörerinnen und Hörer,
00:26:44: das ist eigentlich die Zusammenarbeit mit euch.
00:26:46: Wenn ihr Feedback geben möchtet, wenn ihr Interesse an speziellen Themen habt,
00:26:52: lasst es uns gerne wissen.
00:26:54: Es ist für uns natürlich schön, wenn wir uns hier mit unseren eigenen Themen
00:26:58: beschäftigen. Viel schöner ist es noch, wenn ihr uns Themenvorschläge vielleicht reingebt.
00:27:03: Was interessiert euch? Was können wir für euch auch tun?
00:27:07: Zögert nicht, uns da ein Feedback zu geben. Auf alle Fälle. Unter derschmerzkode.gmx.de.
00:27:15: Das wäre schon großartig. Und wir können ja auch mit euren Informationen wachsen.
00:27:20: Und es kann ja auch eine Community werden, die untereinander lernt.
00:27:24: Das wäre schon großartig. Ja.
00:27:27: Und wie gesagt, alle Informationen, die wir hier haben, ob es Hardware,
00:27:31: Software, Links für die CME-Zertifizierung oder aber auch Literaturanweisungen, alles in den Shownotes.
00:27:39: Ja, und wir werden versuchen, alle Beiträge und alle Grundlagen für unsere Podcasts
00:27:45: euch zur Verfügung zu stellen.
00:27:47: Das sind meistens auch frei verfügbare Paper, auf die man da gut zurückgreifen
00:27:51: kann. Wir verlinken euch das alles in die Shownotes.
00:27:54: Und wenn irgendwelche Unklarheiten sind, zögert nicht, mit uns in Kontakt zu treten. Auf alle Fälle.
00:27:59: Dementsprechend freue ich mich
00:28:01: jetzt schon auf unseren neuen Podcast am ersten Donnerstag des Monats.
00:28:06: Bis dahin, bleibt gesund.
00:28:09: Bis demnächst, bleibt neugierig.
00:28:13: Wir bedanken uns und freuen uns wieder auf dich, wenn das heißt, der Schmerzcode.
00:28:15: Music.
00:28:23: Die im Podcast dargestellten Inhalte dienen ausschließlich der neutralen Information
00:28:29: und allgemeinen Weiterbildung.
00:28:32: Sie stellen keine Empfehlung oder Bewerbung der beschriebenen oder erwähnten
00:28:36: diagnostischen Methoden, Behandlungen oder Arzneimittel dar.
00:28:40: Die Inhalte erheben weder einen Anspruch auf Vollständigkeit,
00:28:45: noch kann die Aktualität, Richtigkeit
00:28:48: und Ausgewogenheit der dargebotenen Information garantiert werden.
00:28:53: Der Podcast ersetzt keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder
00:28:58: Apotheker und er darf nicht als Grundlage zur eigenständigen Diagnose und Beginn,
00:29:03: Änderung oder Beendigung einer Behandlung von Krankheiten verwendet werden.
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