Von der Pflanze zur Therapie – Teil 1
Shownotes
Gastgeber*innen & Gäste
Dr. med. Marco Wintruff
Dr. med. Jan-Peer Rogmann
Telefonisches Interview mit Dr. Adrian Fischer
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Literatur und kurze Zusammenfassungen
(1) Böttge-Wolpers, C., Bialas, P., Gottschling, S., Juckenhoff, S., Konietzke, D., Madlinger, A., Welsch, P., Häuser, W. (2024). Nutzen und Schaden von Cannabisarzneimitteln aus Sicht von Patienten mit chronischen Schmerzen und ihren Ärzten: Eine Kohortenstudie in drei saarländischen Schmerzzentren. Der Schmerz, 38, 241-249. https://doi.org/10.1007/s00482-022-00868-0 Zusammenfassung: Der Artikel untersucht den Nutzen und Schaden von Cannabisarzneimitteln (CAM) aus der Sicht von Patienten mit chronischen Schmerzen und ihren Ärzten. Hierzu wurde eine Kohortenstudie in drei saarländischen Schmerzzentren durchgeführt. Insgesamt wurden 187 Patienten eingeschlossen, die zwischen dem 1. Juli und dem 31. Dezember 2021 eine Verordnung von Cannabisarzneimitteln erhalten hatten. Sowohl Patienten als auch Ärzte füllten für die Studie einen selbst entwickelten Fragebogen aus.
(2) Crocq MA. History of cannabis and the endocannabinoid system. Dialogues Clin Neurosci. 2020 Sep;22(3):223-228. doi: 10.31887/DCNS.2020.22.3/mcrocq. PMID: 33162765; PMCID: PMC7605027.
Zusammenfassung: Der Artikel von Marc-Antoine Crocq gibt einen Überblick über die historische Nutzung von Cannabis, von antiken medizinischen Anwendungen bis zur modernen Erforschung des Endocannabinoid-Systems. Es wird erläutert, wie Cannabis weltweit medizinisch und kulturell genutzt wurde, bevor es im 20. Jahrhundert kriminalisiert wurde. Der Text betont die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems, das essenziell für die Regulation von Prozessen wie Schmerz, Stimmung und Appetit ist, und hebt die wachsende Bedeutung in der modernen Medizin hervor.
(3) Schurman LD, Lu D, Kendall DA, Howlett AC, Lichtman AH. Molecular Mechanism and Cannabinoid Pharmacology. Handb Exp Pharmacol. 2020;258:323-353. doi: 10.1007/1642019298. PMID: 32236882; PMCID: PMC8637936.
Zusammenfassung: Der Artikel “Molecular Mechanism and Cannabinoid Pharmacology” von Schurman et al. (2020) bietet einen umfassenden Überblick über die molekularen Mechanismen und pharmakologischen Eigenschaften von Cannabinoiden. Er beschreibt, wie Cannabinoide an Cannabinoid-Rezeptoren (CB1 und CB2) wirken und dabei verschiedene Signalwege in Zellen modulieren. Die Autoren gehen auf die Endocannabinoid-Systeme ein, die physiologische Prozesse wie Schmerz, Entzündungen, Appetit und Stimmung beeinflussen. Zudem beleuchtet der Artikel die pharmakologische Bedeutung von synthetischen Cannabinoiden und deren therapeutische Anwendungen, z. B. bei der Behandlung von Schmerzen, neurologischen Erkrankungen und anderen pathologischen Zuständen. Ein Schwerpunkt liegt auf der Wechselwirkung zwischen Cannabinoiden und G-Protein-gekoppelten Rezeptoren sowie den Signaltransduktionswegen, die sie auslösen. Der Artikel unterstreicht auch Herausforderungen wie Nebenwirkungen und die Entwicklung von Toleranz.
(4) Zou S, Kumar U. Cannabinoid Receptors and the Endocannabinoid System: Signaling and Function in the Central Nervous System. Int J Mol Sci. 2018 Mar 13;19(3):833. doi: 10.3390/ijms19030833. PMID: 29533978; PMCID: PMC5877694.
Zusammenfassung: Die Arbeit von Zou und Kumar (2018) untersucht die Funktion der Cannabinoid-Rezeptoren und des Endocannabinoid-Systems im zentralen Nervensystem (ZNS). Cannabinoid-Rezeptoren, insbesondere CB1R und CB2R, sind entscheidend für die Vermittlung der Wirkungen von Cannabinoiden, den aktiven Substanzen aus Cannabis sativa. CB1R ist besonders im ZNS präsent und spielt eine wichtige Rolle bei neurologischen und neurodegenerativen Erkrankungen. Cannabinoide beeinflussen Signalwege und können therapeutisch bei Erkrankungen wie Angststörungen oder Epilepsie genutzt werden, obwohl psychoaktive Nebenwirkungen ihre Anwendung einschränken. Die Autoren betonen das Potenzial neuer Strategien, um diese Nebenwirkungen zu minimieren und therapeutische Effekte zu maximieren.
(5) Christopher A. Legare, Wesley M. Raup-Konsavage, Kent E. Vrana; Therapeutic Potential of Cannabis, Cannabidiol, and Cannabinoid-Based Pharmaceuticals. Pharmacology 4 March 2022; 107 (3-4): 131–149. https://doi.org/10.1159/000521683.
Zusammenfassung: Der Artikel von Legare et al. (2022) untersucht das therapeutische Potenzial von Cannabis, CBD und cannabinoidhaltigen Medikamenten. Anwendungen umfassen die Behandlung von chronischen Schmerzen, Epilepsie, Multipler Sklerose, Übelkeit bei Chemotherapie und psychischen Störungen wie PTSD. Während CBD antientzündlich wirkt, zeigt THC psychoaktive Effekte, was die Therapie limitiert. Die Autoren betonen den Bedarf an weiterer Forschung zu Langzeitwirkungen, Sicherheit und Dosierung.
Alle Zusammenfassungen der oben genannten Artikel wurden von ChatGPT erstellt.
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Adrian: Ja, also ich bin Adrian Fischer, ursprünglich Medizin studiert,
Adrian: Arzt und habe dann im Bereich Neurowissenschaften geforscht,
Adrian: zuletzt an der FU in Berlin.
Adrian: Und dann haben wir die Idee gehabt, ein Cannabis-Unternehmen zu gründen,
Adrian: was jetzt nicht nur den Vertrieb von Cannabisblüten macht wie viele andere,
Adrian: sondern auch den Anbau von Cannabis und zwar in Deutschland.
Marco: Das ist ja schon eine ganz gute Grundvoraussetzung, um in dem Bereich als Experte zu gelten.
Marco: Ich habe nochmal eine private Frage. Ich weiß nicht, ob du in diesem Podcast
Marco: darauf antworten möchtest, aber in meiner Recherche über dich habe ich überall
Marco: gelesen, du wirst im World Wide Web gerne als Dr.
Marco: Cannabis tituliert, als Alias. Wie ist das denn zustande gekommen?
Adrian: Das war so ein bisschen zufällig. Die Bild-Zeitung war mal bei uns zu Besuch,
Adrian: und wollte eigentlich mit meinem Mitgründer Konstantin ein Interview machen.
Adrian: Und der sagte dann, ja, da fragen sie vielleicht besser hier den Arzt im Team.
Adrian: Der kennt sich mit den Cannabis-Sachen besser aus. Und dann meinte der Reporter,
Adrian: oh, das ist dann wohl der Dr. Cannabis. Dann fragen wir den.
Adrian: Und dann war die Standzeile dann geboren und die hieß dann, Dr.
Adrian: Cannabis zeigt seine Anfallen.
Adrian: Ja, das ist so ein bisschen hängen geblieben. Ja, alles klar.
Marco: Okay, ich denke, es gibt durchaus schlechtere Spitznamen und Alias-Bezeichnungen.
Marco: Also es freut mich sehr, dass ich heute die Ehre habe, mit Dr.
Marco: Cannabis über dieses Thema zu sprechen.
Marco: Um gleich auf deine Expertise zurückzugreifen,
Marco: kannst du mir ein bisschen erklären, wie der Produktionsprozess von CBD und
Marco: THC so abläuft, was so die wichtigsten Schritte, ich sag mal ganz plakativ von
Marco: der Pflanze bis zum fertigen Produkt ist?
Adrian: Ja, also vielleicht zunächst mal als Einordnung. Also CBD-Blüten bauen wir nicht
Adrian: an und sind auch als Blüten eigentlich relativ selten, dass sie verschrieben werden.
Adrian: Es gibt natürlich Arzneimittel, die CBD beinhalten, also Extrakte,
Adrian: aber für Blüten relativ wenig.
Adrian: Wir beschränken uns dabei auf die HC, also den psychoaktiv wirksamen Teil davon.
Adrian: Ja, beim Anbau ist große Herausforderung, wenn es eine medizinisch wirksame
Adrian: Substanz sein soll, natürlich, dass man die Qualität sicherstellt.
Adrian: Vor allem medizinisch gesehen natürlich, dass eine Blüte wirkt wie die andere.
Adrian: Ist natürlich für Patienten immer schwierig, wenn man damit Wirkungsschwankungen
Adrian: rechnen muss, sich darauf einstellen muss.
Adrian: Das heißt, das sind eigentlich wichtige Herausforderungen jetzt beim medizinischen
Adrian: Anbau. Es gibt natürlich unterschiedliche Methoden, wie man das anbauen kann.
Adrian: Grundsätzlich gilt für den Anbau eine Richtlinie, das ist die sogenannte gute
Adrian: Anbau- und Sammelpraxis.
Adrian: Die schreibt so ein bisschen vor, wie man das machen muss, aber die schreibt
Adrian: natürlich für alle Heilpflanzen das allgemein vor.
Adrian: Man kann die auf dem Feld anbauen, man kann die in einem Gewächshaus anbauen
Adrian: oder eben wie bei Cannabis häufig und wie bei uns auch in einem Innenanbau,
Adrian: also in einer eigentlichen Halle, beziehungsweise in einem klimatisierten Raum,
Adrian: der dann auch mit Licht gesteuert belüftet wird.
Marco: Also sind wir jetzt schon sozusagen bei der Grundvoraussetzung für die Pflanze,
Marco: damit die adäquat wächst und auch, wie du gesagt hast, ihr eine gewisse Struktur
Marco: habt, um die Qualität sicherzustellen. Ist das richtig?
Marco: Und wie geht es weiter oder wie kann ich mir das vorstellen?
Marco: Gibt es da einen Großhandel, wo ich mir da kleine Pflanzen kaufe und dann pflanze
Marco: die ein und habe da so einen Gärtner, der das dann wie groß zieht und alle freuen
Marco: sich, wenn das dann groß ist oder wie läuft das vonstatten?
Marco: Wie kann man sich das so vorstellen? Wir müssen ja leider davon ausgehen,
Marco: dass nicht jeder das so weiß, wie es hergestellt wird.
Adrian: Ja, also das gibt es bisher in Europa nicht, dass es einen Großhandel gibt,
Adrian: wo man Pflanzen einkaufen kann, die dann für den medizinischen Anbau zugelassen sind.
Adrian: Das machen wir selber bei uns in der Anlage. Also wir haben da sowohl sogenannte
Adrian: Mutterpflanzen, das sind Pflanzen, die über längere Zeit erhalten werden können,
Adrian: also über Jahre hinweg, und von denen man dann Ableger nimmt.
Adrian: Die Ableger haben den großen Vorteil, dass die genetisch identisch sind zur
Adrian: Mutterpflanze. Das heißt, man kann auch wiederholt das Gleiche anbauen.
Adrian: Und dann gibt es noch eine etwas komplexere Variante davon.
Adrian: Bei Mutterpflanzen ist natürlich das Problem, wenn man eine Pflanze über sehr
Adrian: viele Jahre hin erhält, dass man nicht ausschließen kann, dass die mit der Zeit
Adrian: halt doch auch irgendwie Krankheitserreger bekommt.
Adrian: Und wenn man einmal eine Sorte längere Zeit anbaut, dann gibt es natürlich auch
Adrian: viele Patienten, die genau diese Sorte dann haben wollen. Und die kriegt man nicht nochmal.
Adrian: Wenn man eine neue Zucht betreibt aus neuen Samen, wird die eben nicht identisch
Adrian: zu der gleichen Pflanze. Und das kann man dann über Zellkultur machen.
Adrian: Da kann man dann die Pflanzen sozusagen in einer kleinen Petrischale erhalten.
Adrian: Und da kommen dann eben keine Umweltanflüsse rein. Das heißt, die wird nicht krank.
Adrian: Dann kann man auch über viele Jahre dann immer wieder neue Mutterpflanzen draus regenerieren.
Adrian: Und so müssen wir, weil man sie nicht einkaufen kann, einfach unsere Mutterpflanzen selber halten.
Adrian: Und dann dadurch auch dann eben sicherstellen, dass wir über lange Zeit hinweg
Adrian: die gleiche Qualität liefern können.
Marco: Gibt es so bestimmte Voraussetzungen, wie so eine Pflanze wächst?
Marco: Kann man sich das wie so eine schöne Orchidee vorstellen oder eine Rose?
Marco: Man braucht ein bisschen Nährboden, spezielles Licht, ein bestimmtes Klima oder
Marco: kann das eigentlich jeder in seinem Wohnzimmer machen neben dem LCD-Fernseher?
Adrian: Ja, das kommt immer darauf an, was man erreichen will. Also grundsätzlich wächst
Adrian: Cannabis sehr robust. Auch draußen kann man einfach hinstellen,
Adrian: die Pflanze wächst dann.
Adrian: Aber dann kriegt man natürlich keine Blüten und schon gar keine Blüten mit einem
Adrian: hohen Anteil von THC und einer gleichen Qualität über die Pflanze hinweg.
Adrian: Aber grundsätzlich wächst Cannabis erstmal stark. Im Englischen heißt es ja
Adrian: auch Weed, das steht für Unkraut.
Adrian: Das heißt, Cannabis einfach nur anzubauen, ist sehr, sehr einfach.
Adrian: Es dann so zu schaffen, dass in einem großen Raum wirklich jede der einzelnen
Adrian: Pflanzen gleich ist und man die gleichen Blüten ernten kann,
Adrian: ist schon eine Herausforderung.
Adrian: Also da steckt ziemlich viel Technik hinter und natürlich auch ein spezielles
Adrian: Licht, also ein spezielles Lichtspektrum, das man einsetzt und das man dann
Adrian: auch anpassen kann in der Lichtintensität über die Zeit, wie alt ist die Pflanze zunächst mal.
Adrian: Wenn sie jung sind, hat man einen höheren Blauanteil zum Beispiel im Licht.
Adrian: Wenn sie dann gegen Ende der Blüte sind, so wie im Herbst, wird das Licht ein bisschen röter.
Adrian: Das versucht man auch mit zu simulieren. dann ist das ein bisschen mehr die
Adrian: natürlichen Bedingungen der Pflanze.
Adrian: Also da steckt schon ziemlich viel, sage ich mal, einfach so gärtnerisches Know-how
Adrian: drin, Cannabis anzubauen.
Marco: Ja, jetzt habt ihr die Pflanze, jetzt wächst sie da in den bestimmten Phasen, wird sie immer größer.
Marco: Du hast ja gesagt, ganz wichtig scheinen hier auch die Lichtfaktoren zu sein.
Marco: Wenn ich das richtig verstanden habe, brauchen die natürlich auch eine gewisse
Marco: Grundnährung oder irgendwelche Spurenelemente, damit sie vernünftig schnell wachsen.
Marco: Sorgt ihr mit eurer Technik dazu, dass die schneller wachsen oder kann man da gar nichts dran machen?
Marco: Das wächst immer gleich schnell und wie lange braucht es überhaupt bis so eine Pflanze groß ist?
Adrian: Ja, also alles zusammen dauert das so circa 100 Tage, bis die Pflanze erntereif
Adrian: ist, nachdem man den Ableger genommen hat.
Adrian: Klar, wir sorgen natürlich mit allem, was geht dafür, dass die Pflanze so schnell
Adrian: und so gut wie möglich wächst.
Adrian: Das heißt, man muss für jede Sorte auch eine geeignete Zusammenstellung an Nährstoffen
Adrian: finden und dann auch die richtige Menge an Licht.
Adrian: Und was man dann auch macht, was man im Innenanbau machen kann,
Adrian: ist natürlich, man kann auch die Luft steuern. Das heißt, man gibt ein bisschen mehr CO2 in die Luft.
Adrian: Gerade bei viel Licht ist die Pflanze dann in einem Optimum und wächst noch
Adrian: schneller heran, beziehungsweise produziert in der gleichen Zeit dann mehr Blüten.
Adrian: Und das ist eben der Prozess, den man dabei versucht zu optimieren,
Adrian: dass man die Lichtleistung optimiert im Verhältnis zur Blüte,
Adrian: die man dann ernten kann.
Marco: Dass das so komplex ist, hätte ich jetzt auch nicht gedacht.
Marco: Wie geht es denn weiter? Jetzt habe ich die Pflanze, jetzt ist sie nach 100 Tagen groß geworden.
Marco: Wie kommt denn jetzt unser Endprodukt da raus?
Adrian: Ja, das kommt natürlich immer darauf an, was das Endprodukt ist.
Adrian: Also A gibt es ja einfach die Abgabe als unverkleinerte Blüten.
Adrian: Das funktioniert einfach durch manuelles Abschneiden mit Scheren.
Adrian: Die Blüten werden vom Stamm getrennt, werden dann nochmal getrimmt,
Adrian: getrocknet und im Endeffekt so, wie sie sind, verpackt.
Adrian: Natürlich getestet, ob alles in Ordnung ist, die Mikrobiologie.
Adrian: Es gibt optional die Möglichkeit, die zu bestrahlen, was natürlich dann wichtig
Adrian: ist, gerade bei immunsupprimierten Patienten, dass man sicher sein kann,
Adrian: dass wirklich keine Bakterien und vor allem Schimmelpilze und Sporen auf dem
Adrian: Produkt noch lebensfähig sind.
Adrian: Muss man aber nicht. Viele Blüten sind auch unbestrahlt.
Adrian: Und ansonsten gibt es natürlich dann die Möglichkeit, das weiter zu verarbeiten,
Adrian: zu Extrakten, die dann oral eingenommen werden.
Marco: Das finde ich ja spannend. Kann ich mir das so vorstellen, dass ihr dann da,
Marco: was weiß ich, so ein Kartonprodukt fertig macht und dann bestrahlt ihr das da
Marco: bei euch und dann wird es erst in eine Klinik geliefert oder zur Apotheke oder
Marco: müsst ihr das irgendwo gesondert hinschicken und es wird bestrahlt.
Marco: Das ist ja spannend.
Adrian: Ja, also wir hatten ja bisher einen Auftrag direkt von der Bundesrepublik,
Adrian: also vom BfArM, Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte.
Adrian: Die wollten das bestrahlt haben. Darum haben wir diese Blüten bestrahlt.
Adrian: Wir haben jetzt ja gerade neue Blüten jetzt durch das neue medizinische Cannabis-Gesetz.
Adrian: Seit dem 1.4. dürfen wir auch neue Blüten selber anbauen. Die bestrahlen wir nicht.
Adrian: Die, die bestrahlt wurden, das können wir nicht selber machen.
Adrian: Das ist relativ aufwendig. Dafür braucht man aufwendigere Maschinen.
Adrian: Ich meine, wichtig ist dabei zu wissen, sehr, sehr viele Sachen werden ja bestrahlt.
Adrian: Also die Bestrahlung bedeutet ja nicht, dass das danach in irgendeiner Weise
Adrian: radioaktiv ist oder so, sondern das ist ja nur eine Keimabtötung.
Adrian: Du kennst das ja, wenn du in der Klinik bist.
Adrian: Die Handschuhe, die du da auspackst, die sind natürlich alle bestrahlt worden.
Marco: Das war mir gar nicht so bewusst, dass man die Produkte da bestrahlt,
Marco: um eine höhere Sicherheit für die Patienten zu generieren.
Adrian: Ja, ich glaube, das ist ein bisschen auch ein Unterschied. Es gibt also manche
Adrian: Blüten, die jetzt so mehr von den Patienten selbst ausgewählt werden.
Adrian: Viele lehnen das ab, dass die bestrahlt wurden.
Adrian: Aus medizinischer Sicht kann man aber sagen, verändert sich da an den Blüten
Adrian: jetzt erstmal nichts, außer dass eben keine Keime mehr drauf sind.
Marco: Jetzt haben wir die Pflanzen aus der Mutterpflanze produziert,
Marco: 100 Tage hat es gedauert, mit oder ohne Bestrahlung.
Marco: Welche Arten von Produkten kommen denn jetzt dabei raus? Was produziert ihr daraus?
Marco: Es sind ja nicht nur die Blüten, sondern du hast ja eben schon Extrakte im Nebensatz erwähnt.
Adrian: Ja, genau. Also A, natürlich die Blüten. B, Extrakte, also als Tropfen zum Einnehmen.
Adrian: Dann haben wir einen Dickextrakt, also diese Extrakte direkt zum Einnehmen,
Adrian: die haben eine relativ niedrige Dosierung.
Adrian: Die sind so im Bereich von wenigen Prozent, dass man das auch per Tropfen eben
Adrian: dann die Wirkung gut titrieren kann.
Adrian: Und dann gibt es auch einen Dickextrakt, der ist deutlich höher dosiert.
Adrian: Der ist dann zum Beispiel auch vaporisierbar.
Adrian: Das hat natürlich den Vorteil, die Blüten werden ja auch vaporisiert,
Adrian: sind aber schwieriger einfach einzustellen in der genauen Konzentration,
Adrian: was dann mit einem Extrakt einfacher geht.
Marco: Vaporisieren meinst du Inhalation, dass sie das einatmen.
Adrian: Und in Zukunft wird es noch neuere Produkte geben.
Adrian: Das eine ist dann, wir haben jetzt etabliert, dass wir aus der frischen Pflanze
Adrian: auch die Terpene, also die Aromastoffe extrahieren können und dem Dick-Extrakt
Adrian: wieder beigeben, weil der,
Adrian: Extraktionsprozess ist normalerweise so, dass dabei nicht alle Terpene erhalten
Adrian: werden und oft muss die Blüte auch zuerst getrocknet werden,
Adrian: beim normalen Extraktionsprozess.
Adrian: Das kann man nicht mit der feuchten Blüte machen und so können wir dann die
Adrian: Terpene wieder dazu tun und dann haben wir auch noch, ich hoffe,
Adrian: dass das noch dieses Jahr gelingt, ist zulassungstechnisch nicht so ganz einfach,
Adrian: Ein Frischextrakt, das ist ein Extrakt, der dann komplett aus der frischen Blüte gewonnen wird.
Marco: Kannst
Adrian: Du noch ein.
Marco: Paar Worte zu Terpenen sagen, warum es dir als Produzent so wichtig ist,
Marco: dass das nochmal einen höheren Stellenwert bekommt?
Adrian: Ja, also A gibt es natürlich Hinweise und auch wichtige große wissenschaftliche
Adrian: Studien gibt es dazu jetzt nicht.
Adrian: Aber viele Hinweise und auch Erfahrungsberichte von Patienten,
Adrian: dass die Terpene die Wirkung mit beeinflussen.
Adrian: Also wie zum Beispiel, wie verträglich eine Blüte ist oder müde machend ist
Adrian: oder eher anregend wirkt.
Adrian: Und die Terpene sind halt relativ flüchtig. Das heißt, je länger das braucht
Adrian: und man das jetzt irgendwo anders auf der Welt anbaut und dann erstmal um die
Adrian: halbe Welt karren muss und dann hier freigibt, je länger das dauert,
Adrian: desto weniger Terpene sind natürlich am Ende.
Adrian: Und darum ist das einer der wichtigsten Schritte, wenn man Cannabisblüten anbaut,
Adrian: dass man sich darum sorgt, so viel der Terpene wie möglich zu erhalten.
Marco: Was ist denn eigentlich ihr als Produzenten, was ist da euer Hauptprodukt?
Marco: Sind das eher die Blüten, die ihr verkauft, die Extrakte oder in Zukunft vielleicht die Terpene?
Marco: Wo ist da euer Hauptfokus?
Marco: Oder seid ihr breit aufgestellt und habt alles im Vergleich?
Adrian: Nee, also die Blüten sind schon das am meisten Nachgefragte.
Marco: Ja, und kommt die Anfrage hier aus dem privaten Sektor oder auch aus dem medizinischen,
Marco: also von Kliniken, Apotheken etc.?
Adrian: Beides.
Marco: Beides?
Adrian: Das ist beides. Also wir können das, also wir wissen das auch nicht.
Adrian: Wir sind der Hersteller, das rufen die Apotheken bei uns ab.
Adrian: Wir wissen nicht, wer was auf welches Rezept geschrieben hat,
Adrian: ob das ein Kassenrezept ist oder ein Privatrezept.
Adrian: Diese Informationen gelangen zu uns nicht.
Marco: Okay, du hast sozusagen nur den Überblick darüber, wie viel die Apotheken von was bestellen.
Marco: Nur wo das dann landet, wisst ihr nicht.
Marco: Gab es da seit dem 1.4. eine Veränderung für euch als Produzent?
Adrian: Ja, also gut, was sich ganz grundlegend verändert hat, ist, dass wir nicht mehr,
Adrian: sage ich mal, eine Planwirtschaft haben.
Adrian: Vorher hat ja der Staat uns vorgegeben, wie viel von welcher Sorte dürfen wir produzieren.
Adrian: Das ist jetzt nicht mehr so. Wir sind jetzt in der Hinsicht frei.
Adrian: Also wir können jetzt alle Sorten anbauen und auch so viel, wie wir wollen und können.
Adrian: Und wir müssen das nicht mehr an den Staat liefern, sondern können das direkt
Adrian: an die Apotheken liefern.
Adrian: So wie übrigens vorher auch alle, die importiert haben, auch.
Adrian: Was eine sehr merkwürdige Regelung war.
Adrian: Die Blüten in Deutschland werden gewissermaßen planwirtschaftlich verteilt,
Adrian: aber gleichzeitig darf alles, was man will, importiert werden aus gewissermaßen jedem Land der Welt.
Adrian: Also von Kolumbien bis Visoto wurde munter importiert und direkt an Apotheken abgegeben.
Adrian: Der Anbau in Deutschland war aber schwer reglementiert und durfte nur an den
Adrian: deutschen Staat verkauft werden. Das hat sich geändert.
Adrian: Wir sehen natürlich auch, dass insgesamt dadurch, dass es kein Betäubungsmittel
Adrian: mehr ist, die Verschreibungen natürlich viel einfacher geworden sind und dadurch auch mehr.
Marco: Wie stehen wir denn in Deutschland im Vergleich zu unseren europäischen Nachbarn,
Marco: oder vielleicht auch unseren Weltkollegen gegenüber im Vergleich mit dem Produkt THC-CBD?
Adrian: Also das verändert sich zu sehr. Da können wir jetzt noch im Moment gar nicht
Adrian: so eine klare Aussage zu machen, wie viel da jetzt medizinisch ist.
Adrian: Und es gibt ja jetzt auch noch eine große Veränderung, dass der Genehmigungsvorbehalt
Adrian: zumindest für bestimmte Fachgruppen der Ärzte wegfällt.
Adrian: Das heißt, ich glaube, wir befinden uns in einer Transition von wahrscheinlich
Adrian: noch sehr restriktiv, insbesondere als es noch ein Betäubungsmittel war,
Adrian: hin zur Möglichkeit, dass Cannabis breiter eingesetzt wird.
Adrian: Aber auf welchem Platz wir uns da befinden, ist schwer zu sagen.
Marco: Wo siehst du dich denn da in der Branche? Wo liegen die Herausforderungen jetzt für dich?
Adrian: Naja, also für uns als jemand, der nicht nur importiert, sondern der auch,
Adrian: sage ich mal, die eigentliche Arbeit macht, nämlich das Cannabis anbauen und
Adrian: züchten, ist natürlich eine große Herausforderung, die Anlage jetzt zu vergrößern.
Adrian: Aufgrund der gestiegenen Nachfrage auch.
Adrian: Das heißt natürlich ein Bauprojekt starten und auch unser Team muss wachsen.
Adrian: Das sind natürlich einfach viele operative Aufgaben.
Adrian: Aber ja, also das macht natürlich viel Spaß. Das war ja der Grund auch,
Adrian: warum wir das gestartet haben, weil unser Motto ist, wir kultivieren Lebensqualität.
Adrian: Also wir wollen anbauen und am Ende soll das dann eben Patientinnen und Patienten,
Adrian: Und dann macht das natürlich noch mehr Spaß, das nicht auf der ganzen Welt einzukaufen
Adrian: und irgendwie hierher zu verfrachten, sondern auch direkt bei uns die Pflanzen
Adrian: von vorne bis hinten betreuen zu können und zu wissen, wo es herkommt.
Marco: Gibt es da für dich noch Zukunftsvisionen für CBD und THC-Produkte?
Marco: Hast du da noch was in der Schublade, wo du vielleicht unsere Hörer und Hörer
Marco: ein bisschen teasern kannst, was die Zukunftspipeline noch für uns bereithält
Marco: oder gibt es da eigentlich noch nichts und ihr habt genug zu tun mit euren aktuellen Projekten?
Adrian: Naja, also ich halte insgesamt, gerade auch für die medizinische Anwendung,
Adrian: den Frisch-Extrakt für ein sehr, sehr gutes Produkt.
Adrian: Also der wird eben vollständig ohne Lösungsmittel hergestellt.
Adrian: Also es ist gewissermaßen wie ein Olivenöl. Das wird nur gepresst und gefiltert
Adrian: und eben ohne Trocknungsprozess.
Adrian: Das heißt, alles, was in der frischen
Adrian: Blüte drin ist, ist in diesem Misch-Extrakt am Ende auch enthalten.
Adrian: Und der ist obendrein auch noch sehr, sehr rein. Also hat in den ersten Tests
Adrian: über 95% Reinheit, das heißt also THC und Terpene und auch einen sehr,
Adrian: sehr hohen Terpengehalt.
Adrian: Also das ist glaube ich ein Produkt, was auch für den medizinischen Bereich
Adrian: ein ganz besonders interessantes Anwendungsprofil haben wird.
Adrian: Und es ist natürlich interessant zu sehen, wie sich das dann entwickelt,
Adrian: was deutlich mehr auch Terpene hat.
Adrian: Also ob das dann andere Einsatzbereiche vielleicht noch haben kann.
Marco: Ja, aber jetzt für die medizinische Anwendung, wo siehst du da die größten Anwendungsbereiche?
Marco: Also was sind da so deine Zielpatienten, wo du sagst, damit können die Kollegen
Marco: wahrscheinlich richtig gut punkten?
Adrian: Naja, also allgemein ist das glaube ich bei allen Cannabis-Produkten,
Adrian: die Hauptzielgruppe sind natürlich chronische Schmerzen.
Adrian: Und dann eben viele Nischenbehandlungen, wo das einfach mehr oder weniger ein
Adrian: Ausprobieren ist, ob Cannabis funktioniert oder nicht.
Marco: Additive sozusagen, um vielleicht auch
Marco: Medikamente zu reduzieren oder den therapeutischen Erfolg zu verbessern.
Adrian: Es ist ja schwer vorherzusagen, bei wem es funktioniert und bei wem nicht.
Adrian: Da haben wir ja leider keine Daten zu, dass man das irgendwie prädiktiv an bestimmten
Adrian: Markern festmachen könnte.
Adrian: Und daher ist das ja gewissermaßen ein explorativer Prozess.
Marco: Das ist mal ein vernünftiger Appell, den finde ich gut.
Marco: Leute, probiert es aus, wer es nicht probiert, der keinen Erfolg sieht.
Marco: Adrian, ich danke dir vielmals für diesen umfassenden Einblick, das war großartig.
Marco: Da waren auch einige Arr-Effekte bei mir dabei,
Marco: das hätte ich jetzt beeindruckt hat mich echt die Bestrahlung das hätte ich
Marco: bei der Pflanze jetzt nicht gedacht aber man muss ja dazu lernen und darum war
Marco: dieses Gespräch glaube ich extrem großartig
Marco: vielen vielen vielen Dank nochmal und ich hoffe dass wir uns irgendwann nochmal widersprechen,
Marco: wenn vielleicht die Schublade aufgeht und neue Sachen rauskommen,
Marco: da würde ich mich sehr freuen und ja ich wünsche dir noch einen schönen Tag
Marco: und vielen Dank nochmal für das Interview Gerne.
Adrian: Tschüss.
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